Post peilt 2019 deutlich höheres Porto an
Das Brief- und Paketegeschäft der Post steckt in der Krise. Höhere Preise sollen helfen.
DÜSSELDORF Die Deutsche Post rechnet damit, dass sie Anfang 2019 eine hohe Portosteigerung von der Bundesnetzagentur genehmigt bekommt. Das erklärte Frank Appel, Vorstandschef des Konzerns, am Dienstag in Bonn bei der Vorlage der Neun-Monatszahlen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir eine deutliche Preiserhöhung bei den Briefen sehen werden.“Das Unternehmen stelle immer weniger Briefe bei steigenden Personalkosten und einem ebenso umfangreichen Verteilnetz wie seit Jahrzehnten zu. Also gäbe es keine Alternative zu den höheren Tarifen. Dann wird der Standardbrief wohl 80 Cent statt 70 Cent kosten.
Die Post versucht auch, beim deutschen Paketegeschäft als zweiter großer Säule des Briefe- und Paketebereichs (PeP) mehr Geld einzunehmen. Mit sehr großen Kunden wie Amazon führt der gelbe Riese Gespräche darüber, welche Zuschläge für die Zustellung ab 2019 möglich sind. Die Standardpreise für Pakete von kleineren Geschäftskunden hat Appel ohnehin angehoben.
Er rechnet nicht damit, dass die Kunden die höheren Zustellkosten direkt spüren werden, weil die E-Commerce-Unternehmen hart im Wettbewerb stünden. Denkbar sei aber, dass indirekte Kosten für Privatkunden steigen. So könnte die Rückgabe von Artikeln schwieriger werden.
Finanzvorstand Melanie Kreis sagte, sie rechne damit, die Gewinnziele für dieses Jahr und dann bis 2020 zu erreichen. Das quittierte die Börse mit einem Kursaufschlag der Aktie um fast vier Prozent, nachdem der Kurs allerdings mehr als ein Drittel im vergangenen Jahr verloren hatte. Um dauerhaft profitabler zu werden, steckt der Dax-Konzern aktuell rund 500 Millionen Euro in den Umbau des deutschen Briefeund Paketegeschäftes. Für ein Programm zur Frühpensierung von Beamten gäbe es mehr Bewerber als Plätze, berichtete Appel. Er selbst reist aktuell von Niederlassung zu Niederlassung, um die Mitarbeiter zu Höchstleistung anzuspornen – er leitet das Pep-Geschäft für eine Übergangszeit.
Dabei geht die Post sehr verschieden mit dem Vermächtnis des früheren Pep-Chefs Jürgen Gerdes um, der im Frühling zum Rücktritt gezwungen wurde. Die von Gerdes gestartete Offensive des Paketegeschäftes in mehr als 20 Ländern außerhalb Deutschlands wird als so wichtig angesehen, dass sie ab Januar von einem Extra-Vorstand geleitet wird. Den Job übernimmt Ken Allen, bisher Leiter der Express-Sparte. „Unser erfolgreichster Mann“, lobte Appel.
Eine Reihe von Nebenaktivitäten wie der Marktplatz Allyouneed oder eine Reisefirma werden dagegen geschlossen. Der Bau des eigenen E-Transporters Streetscooter in Aachen geht weiter, aber die Post sucht nach Partnern – das klingt eher nach einem Ausstieg in Raten wegen der hohen Anlaufverluste.