Neues Flair im „Le Flair“
Das Sternerestaurant hat ein komplettes Facelift erhalten. Und auch das Angebot von Küchenchef Dany Cerf hat sich verändert.
Als Dany Cerf vor vier Jahren mit Lebensgefährtin Nicole Bänder im Neubaugebiet des Quartier Central an der Marc-Chagall-Straße das kleine Restaurant eröffnete, gestalteten sie das Lokal im Bistrocharakter mit dunklem Holz und roten Sitzgelegenheiten. Dann kam vor zwei Jahren der Michelin-Stern, da passten Ambiente und hohe Kochkunst nicht mehr ganz zusammen. Zahlreiche Gäste glaubten – vor allem zur Mittagszeit – mal eben einen Flammkuchen bestellen zu können. Doch das ist nicht Dany Cerfs Kochphilosophie.
Seinen Urlaub im September nutzte das Paar zur Erarbeitung eines neuen Konzeptes und eines neuen Ambientes.. Elegant und hell erscheint jetzt das Restaurant mit seinen 32 Plätzen. Hellgraue Vorhänge, die schalldämpfend wirken, neue helle Tische und Stühle, dazu extravangante Lampen und Bilder an der Wand als Blickfang. Ein Edelrestaurant, aber ohne Chichi.
Seit der Neueröffnung hat das Restaurant nur noch abends geöffnet – mit Ausnahme von Sonntag. Und wie zahlreiche Restaurants mit gehobener Küche gibt es kein Essen mehr à la carte. Stattdessen steht auf der Karte ein Menü, bei dem die Gäste aus vier (75 Euro) wählbaren Varianten oder allen sechs Gängen (99 Euro) wählen können. Dazu gibt es die passende Wein- (ab 36 Euro), aber auch eine alkoholfreie Getränkebegleitung (ab 24 Euro).
Doch was sind im „Le Flair“schon vier oder sechs Gänge? Dany Cerf ist ein Besessener, ein leidenschaftlicher Koch. Der Schweizer hat sich nach mehreren Stationen den letzten Schliff im „Schiffchen“bei Jean-Claude Bourgueil geholt. „Von ihm habe ich am meisten gelernt“, sagt Cerf.
Und das bekommt der Gast auf dem Teller zu sehen und zu schmecken. Kleine Kunstwerke präsentiert der junge Sternekoch und lässt sie von der charmanten Gastgeberin Nicole Bänder sowie deren Kollegen Tobias Gläser servieren. Zunächst sind es die Grüße aus der Küche. Vier an der Zahl. Darunter ein wenig Kaviar, ein feines Selleriesüppchen mit Trüffel und Cerfs Spezialität: ein Knusperkümmel-Plätzchen.
Knuspriges kommt gerne in seinen Kompositionen vor. Der Spitzenkoch spielt mit Aromen und Konsistenzen, die den Gast dann immer wieder überraschen. Wie zum Beispiel die Grafschafter Weinbergschnecken (vom Niederrhein), fein umhüllt mit Spinat, in ein Agnelotto (eine Art Ravioli) verpackt, mit einer feinen Feigensoße – eine perfekte Kombination. Dazu empfiehlt Sommelier Connor Münster einen Teelöffel Feigenessig in Kombination mit einem Traubensaft. Zur argentinischen Rotgarnele, die besonders intensiv im Geschmack ist, gibt es in der alkoholfreien Abteilung einen Berg-Apfelsaft. Und zum Törtchen, bestehend aus Foie gras mit Feigen und Portwein, drapiert mit hauchdünnen Champignonscheiben serviert der Sommelier einen Tee. Die Skepsis bei unserem Testbesuch erwies sich als unbegründet. Denn der edle Darjeeling ließ die Gänseleber-Mousse noch stärker auf der Zunge schmelzen. Zum Hauptgang – Reh mit köstlichem Maronenpürree – empfiehlt sich ein Trauben oder kräftiger Apfelsaft.
Und dann das Dessert: Cerf nennt
die Nachspeise schlicht Trilogie. Drei Teller mit drei Kompositionen – vom Basilikum-Sorbet mit Quark und Melone, über Kardamom-Eis mit Mango-Schaum bis zu den Schoko-Variationen mit karamellisierten Erdnüssen und salzigem Karamell-Eis. Das ist noch nicht alles. Zum Kaffee gibt es einen süßen Abschluss. Keine Frage – ein absoluter Verwöhnabend wie auf der Internetseite versprochen.