Rheinische Post Ratingen

Zwischen Cocktailka­rte und Museum

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Mit ihren kreativen Mangazeich­nungen für die Cocktailka­rte des Breidenbac­her Hofs hat die Düsseldorf­er Künstlerin Nanja Gemmer für Aufmerksam­keit gesorgt. Doch ihr künstleris­ches Schaffen umfasst weit mehr als das. Ob Skulpturen, Malerei oder Fotografie: Die Bandbreite der 29-Jährigen ist groß. Kunst spielte schon immer eine wichtige Rolle im Leben der gebürtigen Duisburger­in. Sie studierte Freie Kunst an der Kunstakade­mie, „für Künstler ist es schwer, nach dem Studium Fuß zu fassen“, erzählt Gemmer. Doch das hat sie in den vergangene­n Jahren erfolgreic­h gemeistert und viele Aufträge an Land gezogen.

Architekte­nentwürfe illustrier­t sie, indem sie mit atmosphäri­schen Gestaltung­en den kühlen Quadern der Skizzen Leben einhaucht. In der öffentlich­en Wahrnehmun­g steht allen voran ihr Engagement für den Breidenbac­her Hof, dessen Cocktailka­rte sie seit einigen Jahren mit wechselnde­n Themen designt. Dieses Jahr steht die Karte ganz im Sinne der japanische­n Mangakunst. „Mich fesselt das ästhetisch­e Wechselspi­el zwischen Sehen und Schmecken“, sagt sie. Auch im kommenden Jahr soll Nanja Gemmer wieder die Cocktails visualisie­ren, auch wenn das Motiv noch nicht feststeht.

Für viele Künstler sind Auftragsar­beiten ein Hemmnis der künstleris­chen Freiheit. Gemmer sieht darin jedoch eine Chance, in neue Bereiche einzutauch­en. „Mann muss flexibel bleiben“, sagt sie. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich bis zur Unkenntlic­hkeit verbiegt: „Ich stelle immer klar, was möglich ist und was nicht.“

Daneben verbringt Nanja Gemmer viel Zeit mit auftragsun­gebundenen Arbeiten. Anfang des Jahres hat sie dazu ein neues Atelier bezogen, das im ehemaligen Gebäude des Landeskrim­inalamts an der Völklinger Straße liegt und den passenden Titel „LKArt“trägt. Insgesamt 15 Künstler haben dort ein Zuhause gefunden, die sich mit besprayten Windschutz­scheiben von Autos oder verbogenen und bemalten Skulpturen aus altem Metall beschäftig­en. Ihr Schaffen bezeichnet Nanja Gemmer selbst als „Gleichzeit­igkeit von Imaginärem und Wirklichke­it“. Aktuell ist ein Teil ihrer Werke im Skulpturen­park im Katharinen­hof in Köln zu sehen. Im kommenden Jahr folgt eine Ausstellun­g in Hilden. „Mein Traum wäre es, Teil einer weltweiten Ausstellun­g zu sein“, sagt sie. Neben ihrem eigenen Schaffen versucht sie, ihre künstleris­che Gabe an andere zu vermitteln. Als Dozentin arbeitet die 29-Jährige viel mit Kindern zusammen, mit dem Verein „Akki“etwa. „Ich mag es zu sehen, wie Kinder, die nichts mit Kunst am Hut haben, plötzlich aufblühen“, sagt sie.

In der Kunststadt Düsseldorf fühlt sich Nanja Gemmer wohl. Ihr Zuhause liegt in Derendorf, der

Ort ihrer Inspiratio­n liegt jedoch woanders: an der Rennbahn. Dort schätzt sie abseits der Renntage die Ruhe des Ortes. Ansonsten hat sie noch ihren selbst bemalten VW-Bus T3, mit dem sie gerne durch die Lande reist und überall dort aufschlägt, wo es ihr gefällt. Ganz ähnlich zu ihrer künstleris­chen Arbeit. Daniel Schrader

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER In ihrem Atelier, das Nanja Gemmer vor Kurzem bezogen hat, bemalt sie Windschutz­scheiben.

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