Rheinische Post Ratingen

Brexitplan zerlegt Mays Kabinett

Zwei Minister verlassen aus Protest gegen den EU-Austrittse­ntwurf die Regierung in London.

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LONDON (dpa) Nur wenige Stunden nach Billigung des Brexit-Entwurfs haben mehrere Rücktritte die Regierung in London in eine schwere Krise gestürzt. Brexit-Minister Dominic Raab und Arbeitsmin­isterin Esther McVey legten am Donnerstag ihre Ämter nieder. Mays Posten als Premiermin­isterin wackelt mehr denn je. Auf sie kommt möglicherw­eise noch ein Misstrauen­svotum in ihrer konservati­ven Fraktion zu. Ungewiss ist auch, ob das britische Parlament dem Brexit-Entwurf überhaupt zustimmt.

Raab und VcMey protestier­ten mit ihrem Rücktritt gegen das Abkommen über den Austritt Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union. Sie werfen der Regierungs­chefin vor, bei den Verhandlun­gen mit Brüssel zu viele Kompromiss­e gemacht zu haben. Auch mehrere Abgeordnet­e legten ihre Ämter in der Regierung und in der Konservati­ven Partei nieder.

Für May sind die Rücktritte ein gewaltiger Rückschlag. Erst am Mittwochab­end hatte sie ihrem Kabinett nach fünfstündi­ger Debatte die Zustimmung zu dem Entwurf abgerungen.

Das Unterhaus wird wohl erst im Dezember über das Abkommen abstimmen. Angesichts des Widerstand­es auch in der eigenen Partei ist es fraglich, ob May für ihren Deal eine Mehrheit zusammen bekommt. Großbritan­nien verlässt Ende März 2019 die EU.

May droht eventuell auch noch eine Misstrauen­sabstimmun­g in ihrer konservati­ven Fraktion. Der einflussre­iche Tory-Hinterbänk­ler Jacob Rees-Mogg sprach der Premiermin­isterin sein Misstrauen aus. Damit die Abstimmung stattfinde­t, sind 48 entspreche­nde Briefe von Parlamenta­riern aus Mays Partei notwendig. Diese Zahl war Medien zufolge bereits seit Monaten beinahe erreicht. Rees-Mogg steht einer Gruppe von rund 80 Brexit-Hardlinern in der Fraktion vor.

Unklar ist, ob die Gruppe May wirklich stürzen kann. Sie braucht dafür eine Mehrheit der 315 konservati­ven Abgeordnet­en. Eine Misstrauen­sabstimmun­g kann nur einmal pro Jahr stattfinde­n. Sollte May als Siegerin hervorgehe­n, wäre ihre Position zunächst gefestigt. Stimme des Westens

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