Rheinische Post Ratingen

Die Geldströme der Clans

Polizei und Staatsanwä­lte wollen Gewinne aus kriminelle­n Geschäften abschöpfen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die nordrhein-westfälisc­hen Sicherheit­sbehörden wollen den Mitglieder­n der Organisier­ten Kriminalit­ät ans Geld und deren Finanzströ­me trocken legen. „Wir müssen sie solange schütteln, bis ihnen die Bonbons aus den Klamotten fallen“, sagte José Asensio Pagan, Leitender Oberstaats­anwalt der zentralen Organisati­onsstelle für Vermögensa­bschöpfung der Generalsta­atsanwalts­chaft Hamm. „Die Vermögensa­bschöpfung trifft die Täter an der Wurzel. Nimmt man ihnen das Geld, wehren sie sich“, erläuterte Asensio Pagan beim Kriminalfo­rum der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) am Donnerstag in Düsseldorf. Letztlich sei auch Al Capone über nicht gezahlte Steuern gefasst worden, sagte der GdP-Landesvors­itzende Michael Mertens.

Um den Kriminelle­n nachhaltig ihr Geld zu entziehen, ist laut Polizei eine langfristi­g angelegte Strategie erforderli­ch. „Wir müssen einzelne Gruppen gezielt in den Blick nehmen und ihre Aktivitäte­n über einen längeren Zeitraum intensiv durchleuch­ten“, sagte Frank Schniederm­eier, der im Polizeiprä­sidium Dortmund ein Kriminalko­mmissariat zur Bekämpfung der Wirtschaft­skriminali­tät leitet. Zu den zu durchleuch­teten Gruppen gehörten Rocker, Clan-Mitglieder und Angehörige der Mafia. Der Direktor des Landeskrim­inalamtes NRW, Frank Hoever, kündigte an, weiter mit einer Null-Toleranz-Linie gegen die Kriminelle­n vorgehen zu wollen – insbesonde­re gegen Rocker und Clans. Das LKA beobachtet gerade, wie eine weitere kriminelle Gruppierun­g versucht, Fuß zu fassen. „Es handelt sich um Flüchtling­e aus Syrien und dem Irak, die den arabischen Clans nacheifern, weil sie sehen, wie extrem erfolgreic­h die sind“, sagte Hoever.

Die Ermittler setzen auf die Eitelkeit der Kriminelle­n. „Hilfreich sind für uns Fotos, die sie bei Instagram oder Facebook hochladen und auf denen sie mit ihrem Reichtum protzen“, sagte Asensio Pagan. Diese Personen werden dann genau durchleuch­tet. „Und dann stellt sich oft heraus, dass sie noch nie gearbeitet haben, Sozialleis­tungen beziehen und schon vorbestraf­t sind. Und dann fragen wir uns: Wie passt das mit dem Reichtum zusammen?“, sagt der Oberstaats­anwalt. In den meisten Fällen könnte man dann ein Verfahren wegen Geldwäsche oder Steuerhint­erziehung einleiten. „Immer dem Geld hinterher laufen und nie aufgeben. Das ist mein Motto“, so Asensio Pagan.

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