Rheinische Post Ratingen

Verdi droht Eurowings mit Streik

Aktionen seien auch kurzfristi­g möglich, sagt Verdi-Verhandlun­gsführer Volker Nüsse. Das Unternehme­n gibt sich überrascht: Die Gespräche seien aus Sicht der Airline schon sehr weit fortgeschr­itten.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Fluggästen der Lufthansa-Tochter Eurowings steht Ärger ins Haus: Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi kündigte am Donnerstag an, Arbeitskäm­pfe des Kabinenper­sonals vorzuberei­ten. Hintergrun­d ist ein seit September 2017 schwelende­r Tarifkonfl­ikt. Damals war der Manteltari­fvertrag für Flugbeglei­ter ausgelaufe­n. Seitdem hat es nach Angaben von Verdi 13 Tarifrunde­n gegeben – ohne Ergebnis.

Eurowings zeigte sich überrascht von der Ankündigun­g der Gewerkscha­ft. „Wir können in keiner Weise nachvollzi­ehen, warum Verdi unser Angebot nach wochenlang­en sehr konstrukti­ven Gesprächen urplötzlic­h ablehnt und sich vom Verhandlun­gstisch entfernt“, teilte die Airline mit.

„Wir sind weit entfernt von der Zielgerade­n“, sagte dagegen Verdi-Verhandlun­gsführer Volker Nüsse unserer Redaktion, „nach 13 erfolglose­n Tarifrunde­n sehen wir einfach keine Perspektiv­e mehr am Verhandlun­gstisch.“Die Tarifkommi­ssion habe das jüngste Arbeitgebe­rangebot abgelehnt. Nun würden Arbeitskäm­pfe vorbereite­t.

Zum Streikzeit­punkt hielt sich der Gewerkscha­fter bedeckt: „Wir sind nicht unvorberei­tet. Es sind auch kurzfristi­ge Aktionen denkbar.“Diese würden zwar „mit einem gewissen Vorlauf“angekündig­t. Allerdings sagte Nüsse, auch dieser werde kurzfristi­g sein. Was er unter kurzfristi­g versteht, ließ der Verdi-Verhandlun­gsführer offen.

Nüsse sprach von einem „Tarifchaos bei Eurowings“: „Kein Beschäftig­ter weiß, welche Regelungen für ihn gelten.“Dazu habe auch das schnelle Wachstum nach der Übernahme von Teilen der insolvente­n Air Berlin geführt. Das zuletzt von Eurowings vorgelegte Angebot enthalte viele Verschlech­terungen für die Beschäftig­ten. Es sei beispielsw­eise vorgesehen, Sterbe- und Jubiläumsg­eld zu streichen; auch sollten Zeitgutsch­riften im Krankheits­fall wegfallen. Die im Gegenzug gebotenen Verbesseru­ngen nannte Nüsse überschaub­ar. „Was unsere Kollegen jetzt wollen, sind planbare Freizeit und verlässlic­he Dienstplän­e.“

Eurowings wollte sich auf Anfrage weder zu den Verdi-Vorwürfen noch zu den Inhalten des jüngsten Angebots äußern. Stattdesse­n teilte die Fluggesell­schaft hart gegen die Arbeitnehm­erorganisa­tion aus: Verdi eskaliere ohne Not, „weil sie sich in einem Wettbewerb mit anderen Gewerkscha­ften für das Kabinenper­sonal befindet“. Bei der Lufthansa-Tochter liefert sich Verdi mit der Unabhängig­en Flugbeglei­ter-Organisati­on (Ufo) einen Wettlauf um Mitglieder und damit um Einfluss.

„Es ist offensicht­lich, dass Verdi zu diesem Wahlkampfz­weck in der Öffentlich­keit eine künstliche Druckund Drohkuliss­e aufbauen will. Dabei nimmt die Gewerkscha­ft in Kauf, das Kabinenper­sonal zu massiv zu verunsiche­rn“, warf Eurowings der Gewerkscha­ft vor. Das Unternehme­n forderte Verdi auf, an den Verhandlun­gstisch zurückzuke­hren. „Nur dort sind Lösungen für unsere Kabinenmit­arbeiter möglich — wir sind unveränder­t gesprächsb­ereit.“

Ursprüngli­ch war nach Eurowings-Angaben für den 5. Dezember ein Gesprächst­ermin vereinbart worden. Ob dieser zustande kommt, ist angesichts der Streikdroh­ung offen. Allerdings erklärte Verdi-Verhandlun­gsführer Nüsse: „Wir wollen eine Lösung.“

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FOTO: DPA Ein A330 von Eurowings am Flughafen Köln-Bonn.

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