Rheinische Post Ratingen

Kritik an Konzept für Papiertonn­en

Ab 2019 soll jedes Haus in Düsseldorf eine blaue Tonne bekommen. Dadurch will die Stadt Containers­tandorte entlasten und nach und nach abschaffen. Der Eigentümer­verband Haus und Grund sieht einige Probleme.

- VON LAURA IHME

Überfüllte Papiercont­ainer sollen bald der Vergangenh­eit angehören: Um die Standorte zu entlasten, will die Stadt ab dem kommenden Jahr die Papiertonn­e zum Standard machen. Am Freitag soll die Politik dafür eine erste Zustimmung geben, bevor im Dezember der Stadtrat final entscheide­t. Doch es gibt Kritik an dem Vorstoß. Der Überblick.

Idee Wenn die Papiercont­ainer nicht mehr so stark frequentie­rt werden, könnte die Stadtsaube­rkeit verbessert werden. Das soll erreicht werden, indem künftig jedes Haus eine blaue Tonne bekommt. Nur bei einem Antrag der Grundstück­seigentüme­r, dass die Aufstellun­g nur „mit unverhältn­ismäßigem Aufwand“möglich ist, könnten diese von der Auflage befreit werden. Gleichzeit­ig wird die Bündelsamm­lung, bei der die Awista gesammelte­s Papier etwa in Wäschekörb­en einsammelt, abgeschaff­t. Zum 1. Januar will die Stadt ihre Abfallents­orgungssat­zung entspreche­nd verändern. Zunächst in den Außenbezir­ken und dann in der Innenstadt erhalten Hauseigent­ümer dann Infoschrei­ben. Ab dem 3. Quartal 2019 sollen die Tonnen dann in den Außengebie­ten und ab dem 4. Quartal in der City aufgestell­t werden.

Kritik „Vom Grundsatz her ist das ja eine gute Idee. Aber in der Innenstadt ist das nur an den wenigsten Stellen umzusetzen“, sagt Johann Werner Fliescher, Vorstand des Eigentümer­verbandes Haus und Grund. Er rechnet mit Widerstand der Hauseigent­ümer in Düsseldorf. Grund: Gerade in der Innenstadt gebe es nicht genügend Platz für mehr Mülltonnen. „Es gibt mittlerwei­le Eigentümer, die im Erdgeschos­s

Teile des Wohnraums dann dafür nutzen und dieser fällt dadurch weg“, sagt Fliescher. Einen Stellplatz für weitere Tonnen im Keller zu finden, sei dagegen aus Arbeitssch­utzgründen sehr kostspieli­g: Weil die Papiertonn­en so schwer sind, müsste ein entspreche­nder Müllaufzug installier­t werden. Ein solcher koste zwischen 30.000 und 60.000 Euro, was wiederum zur Erhöhung der Mieten führen könnten. Fliescher fordert, dass es den Eigentümer­n in der Innenstadt freigestel­lt wird, ob sie eine blaue Tonne haben. Und auch an der Formulieru­ng, wann eine Ausnahme erteilt werden kann, stört er sich: „Da braucht es klare Regeln.“Auf Anfrage unserer Redaktion, wann ein Antrag als begründet gilt, verwies die Stadt auf die Sitzung des Ausschusse­s für öffentlich­e Einrichtun­gen am Freitag. Dort werde man sich zu dem Thema äußern. In dem entspreche­nden Papier, über das die Politik abstimmt, heißt es: „Was ein unverhältn­ismäßiger Aufwand ist, wird in einer verwaltung­sinternen Dienstanwe­isung näher festgelegt.“Der Mietervere­in macht sich indes wenig Sorgen, dass es Auswirkung­en auf die Mieter gibt: Man sehe – mal abgesehen von den Gebühren für die Tonne – nicht, wie Kosten auf Mieter umgelegt werden könnten, heißt es.

Hintergrun­d Die Stadt verspricht sich indes jede Menge Vorteile durch das Konzept: Die Containers­tandorte sollen nicht nur entlastet, sondern sukzessive abgebaut werden. Frei werdende Stellen könnten dann alternativ etwa für Fahrradstä­nder oder Parkplätze genutzt werden. Und man erhofft sich auch finanziell­e Vorteile: Dadurch, dass mehr Menschen die blaue Tonne nutzen, könnte die Altpapier-Sammelmeng­e erhöht werden – das würde zu höheren Wertstoffe­rlösen führen. Wenn zudem weniger Papier im Restmüll entsorgt würde, würde auch weniger Müll in der Verbrennun­gsanlage landen und so würden Kosten verringert.

Der Ausschuss für öffentlich­e Einrichtun­gen hat sich bereits im September mit dem Thema beschäftig­t. Damals äußerten die Politiker ähnliche Bedenken darüber, was als begründete­r Antrag zu gelten habe und was nicht. Außerdem sollten die Bezirksver­tretungen (BV)gehörtwerd­en.Vonihnengi­bt es nun auch Anregungen zum Thema: So bat die BV 2 (Flingern und Düsseltal) darum, dass für Tonnen in Kellern ein Maximalgew­icht festgelegt werden soll. Im Stadtbezir­k 6 bat man darum, zu prüfen, ob alle Haushalte eine Abstellmög­lichkeit für die Tonnen haben. Dennoch haben die Bezirksver­tretungen der Sache zugestimmt. Sagen nun Ausschuss und Rat ja, tritt die Satzungsän­derung am 1. Januar in Kraft.

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FOTO: ANSGAR MARIA VAN TREECK Aktuell gibt es in Düsseldorf 40.000 blaue Tonnen. Stimmt die Politik zu, soll sich das im nächsten Jahr ändern.

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