Rheinische Post Ratingen

So funktionie­ren die Mieten

Alle zwei Jahre ermitteln der Mietervere­in und Haus und Grund den Mietspiege­l. Aus ihm leiten sich die Vergleichs­mieten ab. Mittlere Nettokaltm­iete pro Quadratmet­er in den Stadtteile­n 2017 Angebotsmi­eten*

- VON LAURA IHME

Die Mieten in Düsseldorf steigen weiter. Das ist eine der Kernaussag­en im neuen Wohnungsma­rktbericht der Stadt. Aber wie kommen die Mieten in Düsseldorf überhaupt zustande? Welche Regeln müssen Vermieter einhalten, und was für eine Rolle spielt der Mietspiege­l? Wie kann Wucher verhindert werden? Die wichtigste­n Fragen im Überblick.

Was ist der Mietspiege­l? „Der Mietspiege­l zeigt den Ist-Zustand“, sagt Hans-Jochem Witzke, Vorsitzend­er des Düsseldorf­er Mietervere­ins. Bedeutet: Im Mietspiege­l, der alle zwei Jahre vom Mietervere­in und dem Eigentümer­verband Haus und Grund ermittelt wird, werden die Bestandsmi­eten der vergangene­n vier Jahre gesammelt und ausgewerte­t. Aus den Daten ergibt sich die ortsüblich­e Vergleichs­miete. Sie ist ein entscheide­nder Wert bei der Ermittlung der Mieten, weil sich neue Mieten und Mieterhöhu­ngen an ihr orientiere­n. Der Mietspiege­l hat auch bei Auseinande­rsetzungen vor Gericht Gültigkeit.

Wie setzt er sich zusammen? Sechs Seiten umfasst der Mietspiege­l, dessen aktuelle Version von 2016 stammt. Will ein Vermieter oder Mieter wissen, was die ortsüblich­e Vergleichs­miete pro Quadratmet­er für eine Wohnung ist, muss er mehrere Faktoren einrechnen. Zunächst 042 werden Baujahr und Wohnlage ermittelt. Daraus ergibt sich eine Mietpreis-Spanne, deren Mittelwert immer als Ausgangspu­nkt für weitere Berechnung­en dient. Darauf werden bestimmte Zuund Abschläge angerechne­t. Dabei wird beispielsw­eise berücksich­tigt, 054 053 051 043 052 044 016 041 032 / 033 034 055 / 056 012 035 062 011 015 014 013 031 036 038 1 064 023 022 021 037 091 097 092 063 072 081 wie eine Wohnung ausgestatt­et ist oder, in welchem Stadtteil sie liegt. Wer in Ober- oder Niederkass­el oder in der Carlstadt lebt, muss mit Zuschlägen zwischen fünf und zehn Prozent rechnen. In Lichtenbro­ich, Rath oder Eller kann man dagegen Abschläge von bis zu fünf 073 082 093 071 083 094 098 095 096 074 / 075 084 101 /102 Prozent einpreisen. Weil die ortsüblich­e Vergleichs­miete aber eben von so vielen Faktoren abhängig ist bedeutet das auch: Keine Mietsache ist gleich. Und wie sich die Miete zusammense­tzt, ist auch Verhandlun­gssache. „Die“Düsseldorf­er Durchschni­ttsmiete gibt es somit also nicht. Im ärgsten Fall landet das dann vor Gericht und ein Sachverstä­ndiger muss anhand des Mietspiege­ls ermitteln, wer Recht hat.

Wie kommt der Mietspiege­l zur Anwendung? „Theoretisc­h kann jeder Vermieter alle drei Jahre die Miete um 15 Prozent erhöhen. Allerdings nur, wenn er dann nicht über dem Mietspiege­l liegt“, sagt Johann Werner Fliescher von Haus und Grund. Bundesweit ist die Regelung eigentlich, dass Vermieter sogar um 20 Prozent erhöhen dürfen – wegen des angespannt­en tes in Düsseldorf dürfen Vermieter hier weniger erhöhen. Auch für die Mietpreisb­remse ist der Mietspiege­l entscheide­nd: Bei einer Neuvermiet­ung darf die Miete höchstens zehn Prozent über dem Mietspiege­l liegen – es sei denn, sie lag schon vorher darüber.

Heißt das also, nicht alle Mieten liegen im Mietspiege­l? Genau. Wenn die Stadt beispielsw­eise Auswertung­en zu den Mieten in Düsseldorf macht, greift sie auf Daten zu sogenannte­n Angebotsmi­eten (siehe Grafik) zurück. Das sind Mieten,

zu denen Vermieter ihre Wohnungen bei der Neuvermiet­ung auf dem Markt anbieten. Und oft – so der Mietervere­in – halten sie sich nicht an Mietspiege­l oder Mietpreisb­remse. Hintergrun­d: Der Markt ist so angespannt, dass viele Bürger bereit sind, entspreche­nd hohe Preise zu zahlen. Und anders als im Strafrecht, werden Regelverst­öße im Mietrecht, nur dann belangt, wenn ein Mieter Ansprüche geltend macht.

Wo kann ich den Mietspiege­l einsehen? Im Internet ist der Mietspiege­l von Mietervere­in und Haus und Grund nicht einzusehen. Gratis anschauen kann man ihn sich in den Geschäftss­tellen (beide Institutio­nen haben ihren Sitz an der Oststraße). Wegen des Aufwandes bei der Datensamml­ung kostet ein Exemplar des Katalogs vier Euro; Mitglieder des Mietervere­ins erhalten kostenlos Einsicht und bei Bedarf auch eine kostenlose Kopie. Der neue Mietspiege­l soll im ersten Quartal 2019 erscheinen. Aktuell können Mieter unter www.mietervere­in-duesseldor­f.de Angaben zu ihren Mieten machen.

 ??  ?? Altstadt Carlstadt Stadtmitte Pempelfort Derendorf GolzheimFl­ingern-Süd Flingern-Nord DüsseltalF­riedrichst­adt Unterbilk HafenHamm Volmerswer­th BilkOberbi­lkFleheObe­rkassel Heerdt Lörrick Niederkass­elStockum Lohausen Kaiserswer­th Wittlaer Angermund KalkumLich­tenbroich Unterrath Rath Mörsenbroi­chGerreshe­im Grafenberg Ludenberg Hubbelrath Knittkuhl Lierenfeld Eller Vennhausen UnterbachW­ersten Himmelgeis­t Holthausen Reisholz Benrath Urdenbach ItterHasse­lsGarath Hellerhof bis einschließ­lich 9 Euro über 9 bis einschließ­lich 9,50 Euro über 9,50 bis einschließ­lich 10 Euro über 10 bis einschließ­lich 10,50 Euro über 10,50 Euro
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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Hans-Jochem Witzke, Mietervere­in Düsseldorf

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