Indonesischer Lehrer kocht mit Schülern
In der Küche der Unesco-Realschule bereitete die Koch-AG das Nationalgericht Nasi Goreng zu.
HEILIGENHAUS Konzentriert stehen die Realschüler in der Lehrküche im Untergeschoss der Schule. Während einige von ihnen noch Gemüse schneiden, brutzelt es auf der anderen Seite schon in der Pfanne. Die Koch-AG hat heute nicht nur ein besonderes Menü auf der Speisekarte, sondern auch einen weit gereisten Gast-Koch in der Küche. Der indonesische Lehrer Zulkanain Hasan Abdullah (42), der am liebsten einfach „Suk“genannt wird, zaubert mit den Schülern Nasi Goreng, das Nationalgericht seiner Heimat und das bedeutet übersetzt „gebratener Reis“.
Die Zutaten dafür gibt’s auch in Heiligenhaus, zumindest fast alle: Süße Sojamilch haben er und Sozialarbeiterin Isabell Leußler im Supermarkt nicht finden können. Aber kein Problem. Die Schüler loben das Essen trotzdem. „Der Mann kann kochen“, so das eindeutige Urteil der Nachwuchs-Köche.
Für drei Wochen ist Deutschlehrer Suk in Heiligenhaus an der Unesco-Realschule zu Gast und schnuppert dort in den Unterricht rein. Der ist ein bisschen anders als in seiner Heimat Palembang, die gut 11.000 Kilometer Luftlinie von Heiligenhaus entfernt liegt – auf der anderen Seite des Erdballs.
Dort unterrichtet ein Lehrer zum Beispiel immer nur ein Fach. „Die deutschen Schüler sind weniger zurückhaltend, spontaner und trauen sich mehr“, sagt der vierfache Vater Suk. Möglich macht sein Besuch über das Goethe-Institut das Lehreraustauschprogramm des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) der Kultusministerkonferenz.
Voraussetzung sind dabei, dass die Lehrkraft mindestens ein B2-Sprachzertifikat nachweisen kann, außerdem muss er ein Motivationsschreiben in der Sprache aufsetzen und wird per Telefon interviewt. Für Suk kein Problem, zuhause arbeitet er an einer Privatschule und für das Goetheinstitut, hat das C1-Zertifikat und ist bereits zum dritten Mal in Deutschland.
In Heiligenhaus und drumherum fühlt er sich schon wie zuhause. Im Gegensatz zur 1,5 Millionen Einwohner reichen Metropole Palembang, die im Süden Sumatras liegt, ist Heiligenhaus regelrecht beschaulich. „Mir gefällt es hier gut.“Während seines Deutschlandbesuches lebt er bei seinem Lehrerkollegen Rainer Rieger in Wuppertal.
Der Sport- und Englischlehrer hatte sofort zugestimmt, als Schulleiterin Sonia Cohen fragte, wer Interesse hätte, einen Gast-Lehrer aufzunehmen. „Für uns war das kein Problem, nach dem unsere Tochter ausgezogen ist, war sowieso ein Zimmer frei.“Dass der Gast aus Indonesien kommt, war dann eine angenehme Überraschung. Rieger war selbst schon viermal im 17.000 Insel-starken Indonesien und hat dort viel Zeit verbracht.
Dass seine noch vorhandenen indonesischen Sprachkünste von Suk zum Glück kaum gefordert sind, liegt daran, dass der Gast möglichst viel Deutsch sprechen soll. Auch das Programm ist auf Abwechslung ausgelegt, er verbringt die Unterrichtszeit mit unterschiedlichen Lehrern und Klassen und wird auch eine vierstündige Unterrichtsreihe in Erdkunde für die Sechstklässler zusammenstellen.
In seiner Freizeit stellt Rieger mit Familie, Kollegen und Freunden ein abwechslungsreiches Programm zusammen, damit Suk viele Eindrücke aus Deutschland mitnehmen kann. In Ratingen und Wuppertal hat er sich umgeschaut. Köln, Duisburg und ein Besuch in den Niederlanden stehen auch noch auf dem Plan.