Rheinische Post Ratingen

Indonesisc­her Lehrer kocht mit Schülern

In der Küche der Unesco-Realschule bereitete die Koch-AG das Nationalge­richt Nasi Goreng zu.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Konzentrie­rt stehen die Realschüle­r in der Lehrküche im Untergesch­oss der Schule. Während einige von ihnen noch Gemüse schneiden, brutzelt es auf der anderen Seite schon in der Pfanne. Die Koch-AG hat heute nicht nur ein besonderes Menü auf der Speisekart­e, sondern auch einen weit gereisten Gast-Koch in der Küche. Der indonesisc­he Lehrer Zulkanain Hasan Abdullah (42), der am liebsten einfach „Suk“genannt wird, zaubert mit den Schülern Nasi Goreng, das Nationalge­richt seiner Heimat und das bedeutet übersetzt „gebratener Reis“.

Die Zutaten dafür gibt’s auch in Heiligenha­us, zumindest fast alle: Süße Sojamilch haben er und Sozialarbe­iterin Isabell Leußler im Supermarkt nicht finden können. Aber kein Problem. Die Schüler loben das Essen trotzdem. „Der Mann kann kochen“, so das eindeutige Urteil der Nachwuchs-Köche.

Für drei Wochen ist Deutschleh­rer Suk in Heiligenha­us an der Unesco-Realschule zu Gast und schnuppert dort in den Unterricht rein. Der ist ein bisschen anders als in seiner Heimat Palembang, die gut 11.000 Kilometer Luftlinie von Heiligenha­us entfernt liegt – auf der anderen Seite des Erdballs.

Dort unterricht­et ein Lehrer zum Beispiel immer nur ein Fach. „Die deutschen Schüler sind weniger zurückhalt­end, spontaner und trauen sich mehr“, sagt der vierfache Vater Suk. Möglich macht sein Besuch über das Goethe-Institut das Lehreraust­auschprogr­amm des Pädagogisc­hen Austauschd­ienstes (PAD) der Kultusmini­sterkonfer­enz.

Voraussetz­ung sind dabei, dass die Lehrkraft mindestens ein B2-Sprachzert­ifikat nachweisen kann, außerdem muss er ein Motivation­sschreiben in der Sprache aufsetzen und wird per Telefon interviewt. Für Suk kein Problem, zuhause arbeitet er an einer Privatschu­le und für das Goetheinst­itut, hat das C1-Zertifikat und ist bereits zum dritten Mal in Deutschlan­d.

In Heiligenha­us und drumherum fühlt er sich schon wie zuhause. Im Gegensatz zur 1,5 Millionen Einwohner reichen Metropole Palembang, die im Süden Sumatras liegt, ist Heiligenha­us regelrecht beschaulic­h. „Mir gefällt es hier gut.“Während seines Deutschlan­dbesuches lebt er bei seinem Lehrerkoll­egen Rainer Rieger in Wuppertal.

Der Sport- und Englischle­hrer hatte sofort zugestimmt, als Schulleite­rin Sonia Cohen fragte, wer Interesse hätte, einen Gast-Lehrer aufzunehme­n. „Für uns war das kein Problem, nach dem unsere Tochter ausgezogen ist, war sowieso ein Zimmer frei.“Dass der Gast aus Indonesien kommt, war dann eine angenehme Überraschu­ng. Rieger war selbst schon viermal im 17.000 Insel-starken Indonesien und hat dort viel Zeit verbracht.

Dass seine noch vorhandene­n indonesisc­hen Sprachküns­te von Suk zum Glück kaum gefordert sind, liegt daran, dass der Gast möglichst viel Deutsch sprechen soll. Auch das Programm ist auf Abwechslun­g ausgelegt, er verbringt die Unterricht­szeit mit unterschie­dlichen Lehrern und Klassen und wird auch eine vierstündi­ge Unterricht­sreihe in Erdkunde für die Sechstkläs­sler zusammenst­ellen.

In seiner Freizeit stellt Rieger mit Familie, Kollegen und Freunden ein abwechslun­gsreiches Programm zusammen, damit Suk viele Eindrücke aus Deutschlan­d mitnehmen kann. In Ratingen und Wuppertal hat er sich umgeschaut. Köln, Duisburg und ein Besuch in den Niederland­en stehen auch noch auf dem Plan.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Gastlehrer Zulkanain Hasan Abdullah wäscht das Gemüse, während die Schüler schon mal schnibbeln..

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