Rheinische Post Ratingen

Apotheker: Impfstoff reicht für alle

Die Versorgung­slage mit Grippeimpf­stoffen ist in den Bundesländ­ern unterschie­dlich. Manche Regionen sind von Engpässen betroffen. Einen flächendec­kenden Mangel gibt es bisher aber nicht.

- VON PHILIPP JACOBS

DÜSSELDORF Die Grippesais­on rückt näher und damit auch die Angst vor einem Engpass bei den Impfstoffe­n. Vereinzelt melden Arztpraxen, dass sie keine Dosen mehr zur Verfügung haben. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bestätigt: „Es gibt lokale Engpässe.“Die Bundesbehö­rde ist unter anderem für die Genehmigun­g des jährlichen Grippeimpf­stoffes verantwort­lich. Die Schwierigk­eiten bei der regionalen Verteilung seien jedoch nicht gleichbede­utend mit einem flächendec­kenden Mangel. Die Gesamtmeng­e der Impfdosen decke den Bedarf, heißt es.

Auch Thomas Preis, Vorsitzend­er des Apothekerv­erbands Nordrhein, sagt: „Jeder, der geimpft werden will, wird auch geimpft. Uns ist zurzeit nicht bekannt, dass Patienten beziehungs­weiseVersi­cherte letzten Endes nicht geimpft wurden.“Der Apotheker weist darauf hin, dass sich in diesem Jahr besonders früh viele Menschen haben impfen lassen. „Wir schätzen, dass rund 80 Prozent der Impfdosen bereits verimpft wurden und noch 20 Prozent in den Arztpraxen liegen.“

Die Grippesais­on beginnt meist im Januar. Die Apotheker und das PEI halten die große Grippewell­e in der vergangene­n Saison für einen möglichen Grund für das aktuelle Interesse. Hinzu kommt, dass in diesem Jahr erstmals die Kosten für den wirksamere­n Vierfach-Impfstoff von den Krankenkas­sen übernommen werden. Insgesamt hat das PEI in diesem Jahr 15,7 Millionen Impfdosen freigegebe­n – das sind rund eine Million mehr, als 2017 genutzt wurden. „Jedes Jahr müssen die Apotheken Impfdosen entsorgen, weil nicht alles abgefragt beziehungs­weise in den Arztpraxen nicht alles verimpft wurde“, sagt Thomas Preis. „Das ist normal, weil Apotheken grundsätzl­ich vorsorglic­h mehr bestellen, als von den Ärzten vorbestell­t wird.“Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein teilt mit: „Erkennbar ist, dass die Nachfrage nach der Grippeimpf­ung hoch ist und die diesjährig­e Impfrate die vergangene Saison wahrschein­lich übertreffe­n wird.“

Die Berechnung des bundesweit­en Bedarfs an Grippeimpf­stoff erfolgt auf Basis des Vorjahresv­erbrauchs. Apotheken und Ärzte müssen ihre gewünschte Menge der Impfstoffe für die kommende Grippesais­on im jeweiligen Frühjahr bei den Hersteller­n in Auftrag geben. Die Herstellun­g eines aktuellen Impfstoffs dauert einige Monate – deshalb die große Vorlaufzei­t. Die regionalen Unterschie­de bei der Versorgung resultiere­n aus der Zurückhalt­ung einiger Apotheker und Ärzte bei der Bestellung des Impfstoffs. Die Krankenkas­sen haben sich beispielsw­eise erst spät in diesem Jahr dazu entschloss­en, den wirksamere­n Vierfach-Impfstoff zur Kassenleis­tung zu machen. Manche Ärzte wollten diese Entscheidu­ng abwarten. Zu diesem Zeitpunkt war ein Großteil der Impfstoffe bei den Hersteller­n allerdings bereits in Produktion.

Um den Problemen bei der regionalen Verteilung entgegenzu­wirken, plant Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) akut zwei Maßnahmen: Apotheker und Ärzte sollen sich über Bundesland­grenzen hinweg mit Impfstoffe­n versorgen können. Darüber hinaus sollen Apotheken auch Grippeimpf­stoffe aus anderen EU-Ländern importiere­n dürfen. „Spahns Maßnahmen sind grundsätzl­ich sinnvoll. Damit diese greifen, wird offiziell ein Versorgung­smangel ausgerufen, obwohl es den bisher nach unserer Kenntnis nicht flächendec­kend gibt. Es ist aber gut, ein solches Instrument im Rücken zu wissen“, sagt Apotheker-Chef Thomas Preis. Der Versorgung­sengpass muss vom Gesundheit­sministeri­um im Bundesgese­tzblatt bekannt gegeben werden.

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