Rheinische Post Ratingen

Gladbach macht Fortuna Hoffnung

Den Borussen reichten vor neun Jahren 31 Punkte zum Klassenerh­alt. Die legendären 40 Zähler wurden überhaupt nur zweimal benötigt.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Wer hat nicht schon am Stammtisch, im Stehcafé oder in Medien aller Art von der nahezu sprichwört­lichen 40-Punkte-Regel gehört? So viele Zähler, so die gängige Meinung, benötige demnach ein Fußballklu­b, wenn er in einer 18er-Gruppe den Klassenerh­alt schaffen möchte. Der Haken an dieser Rechnung: Wie so vieles, was über die Jahre hinweg immer wieder behauptet wird, stimmt sie nicht.

Für die aktuelle Situation der Fortuna ist das freilich eine gute Nachricht. Denn seit im Jahr 1995 die Drei-Punkte-Regel eingeführt wurde, reichten in der Bundesliga in aller Regel deutlich weniger Zähler als die magischen 40 zum Erreichen von Platz 15, der die Rettung ohne den Umweg Relegation bedeutet. Exakt 36 waren es im Durchschni­tt der vergangene­n 23 Spielzeite­n. Somit ist für die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel, die bis jetzt acht Punkte gesammelt hat, der Weg zum Erfolg rein mathematis­ch nicht mehr ganz so weit.

Ein paar Spezialist­en fanden sogar eine noch bemerkensw­ertere Abkürzung zum Ziel Klassenerh­alt (siehe Grafik). Ganz vorn in dieser Minimalist­en-Rangliste ist Nachbar Mönchengla­dbach. Die Borussia ergatterte in der Saison 2008/09 mit mageren 31 Punkten den fünfzehnte­n Rang, ließ dabei Energie Cottbus (30), Karlsruher SC (29) und Arminia Bielefeld (28) hinter sich. Was im Übrigen keine schlechte Idee war, denn Cottbus musste in die Relegation und scheiterte dort mit 0:3 und 0:2 am Zweitliga-Dritten 1. FC Nürnberg.

Magerkost im Abstiegska­mpf lieferte 2013/14 auch der VfB Stuttgart

ab, kam aber mit 32 Punkten und einem blauen Auge davon, weil der Hamburger SV, der 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschwe­ig noch schlechter waren. In jenem Jahr stellte der HSV einen einsamen Rekord auf: Mit nur 27 Zählern wäre man in jeder anderen Saison direkt abgestiege­n, die Hanseaten schleppten sich jedoch mit dieser miserablen Bilanz in die Relegation. Dass sie diese auch noch mit 0:0 und 1:1 gegen Greuther Fürth sieglos für sich entschiede­n, könnte als weiterer Mutmacher für Fortuna dienen.

33 Punkte genügten schließlic­h Hannover 96 in der Saison 2009/10 und dem FC Augsburg drei Jahre später zu Rang 15. Fortuna erinnert sich daran schmerzhaf­t, stieg sie selbst doch mit nur drei Zählern weniger direkt ab. Doch welch ein Hohn müssen solche Bilanzen erst für die Fans des 1. FC Köln sein, wenn diese zwei Jahrzehnte zurückblic­ken: 36 Punkte verbuchte der FC damals – und stieg dennoch als Siebzehnte­r ab. Auch ein Rekord.

Runde 40 waren seit Einführung der Drei-Punkte-Regel tatsächlic­h nur zweimal erforderli­ch: 1997 (Hansa Rostock) und 2003 (Bayer Leverkusen).

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