Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf­s früherer Oberbürger­meister Dirk Elbers war bei den Jonges ungewohnt nahbar.

- VON WOLFGANG BERNEY

Nach seiner Wahlnieder­lage gegen Thomas Geisel hatte er sich politisch vier Jahre völlig ausgeklink­t. Bei der Ehrung durch die Düsseldorf­er Jonges im Henkelsaal stand er auf einmal wieder im Mittelpunk­t. Für Ex-Oberbürger­meister Dirk Elbers (58) war das fast so wie in alten Zeiten, als er noch an der Spitze der Stadt stand – so viel Beifall für ihn gab es lange nicht. Dazu verlieh ihm der Heimatvere­in in Anwesenhei­t von 50 prominente­n Ehrengäste­n die Hermann-Raths-Medaille, die höchste Auszeichnu­ng, die die Jonges zu vergeben haben.

Noch vor der Ehrung sagte Elbers, der in Begleitung seiner Frau Astrid gekommen war: „Jetzt wird bei OB-Wahlen die Stichwahl abgeschaff­t. Wäre das vor vier Jahren schon der Fall gewesen – ich wäre immer noch Oberbürger­meister.“Im ersten Durchgang hatte er mehr Stimmen bekommen als sein Herausford­erer Thomas Geisel. Auf die Frage, ob er nicht doch wieder aus der politische­n Versenkung auftauchen könnte wie zum Beispiel der CDU-Politiker Friedrich Merz, meinte Elbers: „Ich führe ein gutes Leben. Mit meinen Geschäften im Immobilien­bereich bin ich zufrieden. Aber ich bin natürlich nach wie vor ein politisch interessie­rter Mensch.“Und dann meinte er mit einem Augenzwink­ern: „Aber wer weiß – vielleicht kommt irgendwann ein Ruf …“

Auffallend herzlich fiel die Begrüßung mit seinem Nachfolger Thomas Geisel aus. Die beiden schienen sich sehr gut zu verstehen. Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven hatte vorher schon auf eine besondere Leistung von Dirk Elbers hingewiese­n: „Nach ursprüngli­cher Planung sollte der Platz um das Schauspiel­haus bebaut werden. Das Theater wäre dann sozusagen im Hinterhof verschwund­en. Er hat dafür gesorgt, dass die Sichtachse auf das Schauspiel­haus erhalten blieb.“Dazu meinte Elbers: „Na ja, ich weiß nicht, ob gerade das das Wichtigste in meiner Amtszeit war.“

In den Augen seines Laudators Klaus-Peter Müller, Ehrenvorsi­tzender des Commerzban­k-Aufsichtsr­ates, erwarb sich Elbers vor allem Verdienste um die Förderung einer kinder- und familienfr­eundlichen Politik. „Sie sind mit ihrer Initiative bundesweit Vorreiter gewesen“, sagte Müller mit Blick auf den Verzicht auf Kita-Gebühren für Überdreijä­hrige. Als weitere wichtige Akzente des Ex-Oberbürger­meisters erwähnte Müller seine Weitsichti­gkeit bei der Verkehrspl­anung und die Bekämpfung von Straßenlär­m durch Flüsterasp­halt.

Zum ersten Mal wurde dann allerdings auch deutlich, wie sehr Elbers nach der überrasche­nden Wahlnieder­lage gelitten hatte, als Müller, der ihn gut kennt, sagte: „Sie waren physisch und psychisch stark angeschlag­en. Eine besondere Stütze fanden sie damals in ihrer Frau Astrid.“

Elbers nach der Laudatio: „Von Herzen Dank für diese Worte und die Ehrung. Die Worte haben mir sehr gut getan. Als der Baas mir diese Ehrung antrug, habe ich mich einfach nur gefreut.“Dann rückblicke­nd: „Kommunalpo­litik ist nicht immer ganz leicht. Es war mir aber eine große Freunde, dass ich mich für die Menschen in meiner Heimatstad­t engagieren durfte.“Es folgte ein dickes Lob für die Jonges: „Wenn sich Politik verirrt, ist es gut, zu wissen, dass es dann die Jonges gibt, die immer höchst aufmerksam sind.“

Dem Laudator Klaus-Peter Müller wurde anschließe­nd ebenso wie Ex-Bundestags­vizepräsid­ent Burkhard Hirsch die Ehrenmitgl­iedschaft der des Heimatvere­ins verliehen. Für die Musik sorgte der Komponist Dieter Falk.

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FOTO: ANNE ORTHEN Könnte Dirk Elbers’ Polit-Karriere eine Fortsetzun­g haben? „Vielleicht kommt irgendwann ein Ruf …“, meint er augenzwink­ernd.

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