Die lustige WG der Pokerfreunde
Die „Komödie“hat wieder einen Hit: „Oscar & Felix“bietet gute Unterhaltung mit einem bekannten Stoff.
Brütende Hitze in New York. Vor den Fenstern leuchtet die Skyline. Fünf Kumpels sitzen zusammen am Tisch, man trifft sich zum Pokern bei Oscar. Träge plätschern die Gespräche dahin. Doch wo bleibt Felix? Ein Telefonat schreckt die Runde auf. Der Freund wurde offenbar von seiner Frau vor die Tür gesetzt. Und nun gibt es Anlass zur Sorge, er könne sich umbringen. Die Erleichterung ist groß, als er auftaucht. Alle tun ganz harmlos und pokern seelenruhig weiter. Felix wirkt fahrig und bedrückt und quetscht sich in ein Eckchen, bis er sich schließlich doch zu einer Beichte durchringt. Es gibt für ihn kein Zurück. Gefährdet ist er auch in seinem Schmerz. Sonnenklar, dass er zunächst bei Oscar bleiben darf, der nach der Scheidung allein in seiner großen Wohnung lebt.
Ein bekannter Stoff? Aber ja! Die Komödie „Ein seltsames Paar“(„The Odd Couple“) von Neil Simon kam 1965 am Broadway heraus und ist seitdem ein Dauerbrenner auf dem Boulevard. 1968 wurde der Film mit dem Komiker-Duo Walter Matthau und Jack Lemmon zum Welterfolg, zahlreiche Versionen im Theater und im Fernsehen folgten. Auch in Deutschland, etwa mit Harald Juhnke und Eddi Arent in der ARD oder mit Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht im ZDF, verfilmt von Doris Dörrie.
Jetzt hielt das Bühnenstück „Oscar & Felix – Ein seltsames Paar im 21. Jahrhundert“Einzug in die „Komödie“. Der etwas sperrige Titel geht zurück auf eine aktualisierte Bearbeitung, die der Autor Neil Simon 2002 persönlich vornahm und damit erneut am Broadway Erfolg hatte. Rolf Berg als schlampiger Oscar mit chronischer Geldnot und Jens Hajek als pedantischer Hypochonder Felix sind ein so kontrastreiches wie geschliffenes Gespann, das unter der flotten Regie von Peter Millowitsch zu Hochtouren aufläuft. Wenn Felix mit seinem Staubsauger durch die Wohnung wedelt und Oscar ihm den Stecker zieht, rollt das 1:1 ab wie bei Walter Matthau und Jack Lemmon. Zerknauscht gucken kann Berg auch. Und Hajek schafft es hinreißend, seine Wehwehchen zu pflegen und seiner Kehle klagende „Mios“und „Mias“zu entringen, um seine Ohren freizukriegen. Das Publikum geht freudig mit. Überhaupt wird viel gelacht bei der Premiere.
Aus dem Zusammenspiel der Protagonisten mit ihren Pokerfreunden Alexander von der Groeben (Roy), Michael Schäfer (Murray), Slim Weidenfeld (Speed) und Christian Diederichs (Vinnie) formt sich ein pointenreicher Abend, der amüsant unterhält. Und dann gibt es noch das Sahnehäubchen – die drolligen spanischen Schwestern Ynez und Hoolya. Kerstin Bruhn und Swetlana Saam reizen die Steilvorlagen ihrer charmanten Rollen genüsslich aus. Köstlich, wie sie in ultraknappen Minis und mit baumelnden Ohrringen durch Oscars Wohnung stöckeln. Er hat die beiden Nachbarinnen eingeladen und verspricht sich viel von diesem Rendezvous. Felix nicht, dem ist das peinlich. Und dann verkohlt dem sonst so genialen Koch auch noch sein „Hähnchen Valencia“. Stocksteif steht er neben dem
munter plappernden Trio. Smalltalk ist so gar nicht sein Ding. Dafür rührt er die gefühlvollen Schwestern mit seinem schweren Schicksal, was Oscar wiederum auf die Palme bringt. Erst recht, wenn es ihm die ersehnten Folgen seiner Flirtversuche versemmelt.
So kommt es am nächsten Morgen zum Showdown zwischen den Wohngenossen. Die Fronten sind verhärtet. Oscar lässt alles raus, was er nicht länger ertragen kann: „Das Kochen, das Putzen, das Gejammer.“Er will seine Freiheit zurück. Ihm geht die Ordnung auf den Geist, eine zugemüllte Behausung ist ihm lieber. Und dann ist Felix weg. Alles auf Anfang. Die Kumpel sitzen wieder beim Pokern, doch diesmal endet die Runde mit einer faustdicken Überraschung.
Ein hübsches Stück für die „Komödie“, das mit viel Beifall aufgenommen wird.