Die Personalie Pesch: Ab sofort ist Wahlkampf
Dass die CDU den parteilosen Amtsinhaber Klaus Konrad Pesch ins Bürgermeister-Rennen schicken will, kommt nicht überraschend. Es ist eher der Zeitpunkt der Bekanntgabe, der aufhorchen lässt.
Knapp zwei Jahre vor der Kommunalwahl setzt die Ratinger
CDU mit einem einstimmigen Beschluss ein Zeichen: Klaus Konrad Pesch, der Amtsinhaber, wird ins Rennen ums Bürgermeister-Amt geschickt. Der Verwaltungschef weiß nur zur gut, dass mit der Bekanntgabe der Personalie der Wahlkampf eröffnet ist. Pesch sagt selbst, dass man ihn künftig neben dem Tagesgeschäft auch in der Rolle des CDU-Kandidaten wahrnehmen wird. Dass der Jurist und Diplom-Kaufmann noch einmal antreten wird, hatte die RP bereits vor mehr als einem halben Jahr vermeldet. Unterdessen nahm in der CDU die Idee Konturen an, den 57-Jährigen als eigenen Kandidaten frühzeitig zu präsentieren.
Die inhaltliche Schnittmenge zwischen dem Bürgermeister und der CDU ist groß. Das will Pesch nicht verhehlen. Eine Übereinstimmung über die Stadtgrenzen hinaus sei für seinen Job auch nicht das Schlechteste. Man profitiere von den neuen Schwerpunktsetzungen der Landesregierung im Bereich Stadtentwicklung, betont er.
Pesch hat einen engen Draht zu Landrat Thomas Hendele (CDU) und auch zu Jan Heinisch (CDU), früherer Bürgermeister von Heiligenhaus und jetziger Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung. Der Vorteil: Es gibt enge Verzahnungen bei der Arbeit auf Landesund Kommunalebene. Als Amtsinhaber kann Pesch liefern – auch wenn längst nicht alle Projekte in der Stadt im Zeitplan liegen.
Dass die CDU so früh mit ihrem Kandidaten an die Öffentlichkeit geht, ist mutig, ja kühn. Man wollte als Taktgeber auftreten und hat nun vollendete Tatsachen geschaffen. Schon einmal hat man in Ratingen ja recht früh einen Kandidaten präsentiert: Das war Stephan Santelmann aus Köln, der aus vielen Gründen krachend scheiterte. Pesch ist ein Mann, den die Ratinger kennen, der bereits einige verantwortliche Funktionen in der Verwaltung übernommen hat.
Man darf gespannt sein, wie sich die politischen Mitbewerber verhalten werden. Pesch war bei der letzten Kommunalwahl der gemeinsame Kandidat von CDU, FDP, SPD und den Grünen. Diese Ausgangskonstellation wird sich nicht mehr wiederholen.
Die Liberalen haben bereits reagiert: Sie sind mächtig erzürnt. FDP-Chefin Tina Pannes betonte: „Ich will deutlich machen, dass ich die Entscheidung persönlich enttäuschend finde. Die Unterstützung der FDP Ratingen bei der letzten Kommunalwahl basierte allein auf der Überzeugung, dass Herr Pesch der beste Kandidat für das Amt ist. Die überparteiliche Unterstützung dabei war für mich keine machttaktische Überlegung, sondern eine geradezu idealtypische Konstellation für die Bürgermeisterwahl. Der gemeinsame Weg der vier Parteien damals hat mich ehrlich bewegt, weil es um das Amt ging, nicht um Parteipolitik und erst recht nicht um irgendwelche Deals. Der Versuchung, dabei die FDP-Mitgliedschaft des Kandidaten zu betonen, sind wir als FDP Ratingen daher nie erlegen. Ich habe die Überparteilichkeit des Kandidaten ohne jede Einschränkung immer hochgehalten. Ich halte das für eine wirkliche Stärke von Herrn Pesch und bedaure, dass er nicht aus der Position der Stärke heraus nach Unterstützern für diesen überparteilichen Weg gesucht hat.“
Pannes betonte, dass man das Kandidatenfeld sondieren werde. „Unsere Heimatstadt hat mehr verdient als Hinterzimmer-Absprachen, die Amt und Kandidat beschädigen – und mehr als eine Partei, die nur ihr Etikett an einen Kandidaten kleben möchte“, erklärte sie.