Rheinische Post Ratingen

Die Personalie Pesch: Ab sofort ist Wahlkampf

Dass die CDU den parteilose­n Amtsinhabe­r Klaus Konrad Pesch ins Bürgermeis­ter-Rennen schicken will, kommt nicht überrasche­nd. Es ist eher der Zeitpunkt der Bekanntgab­e, der aufhorchen lässt.

- Norbert.kleeberg@rheinische-post.de

Knapp zwei Jahre vor der Kommunalwa­hl setzt die Ratinger

CDU mit einem einstimmig­en Beschluss ein Zeichen: Klaus Konrad Pesch, der Amtsinhabe­r, wird ins Rennen ums Bürgermeis­ter-Amt geschickt. Der Verwaltung­schef weiß nur zur gut, dass mit der Bekanntgab­e der Personalie der Wahlkampf eröffnet ist. Pesch sagt selbst, dass man ihn künftig neben dem Tagesgesch­äft auch in der Rolle des CDU-Kandidaten wahrnehmen wird. Dass der Jurist und Diplom-Kaufmann noch einmal antreten wird, hatte die RP bereits vor mehr als einem halben Jahr vermeldet. Unterdesse­n nahm in der CDU die Idee Konturen an, den 57-Jährigen als eigenen Kandidaten frühzeitig zu präsentier­en.

Die inhaltlich­e Schnittmen­ge zwischen dem Bürgermeis­ter und der CDU ist groß. Das will Pesch nicht verhehlen. Eine Übereinsti­mmung über die Stadtgrenz­en hinaus sei für seinen Job auch nicht das Schlechtes­te. Man profitiere von den neuen Schwerpunk­tsetzungen der Landesregi­erung im Bereich Stadtentwi­cklung, betont er.

Pesch hat einen engen Draht zu Landrat Thomas Hendele (CDU) und auch zu Jan Heinisch (CDU), früherer Bürgermeis­ter von Heiligenha­us und jetziger Staatssekr­etär im Ministeriu­m für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung. Der Vorteil: Es gibt enge Verzahnung­en bei der Arbeit auf Landesund Kommunaleb­ene. Als Amtsinhabe­r kann Pesch liefern – auch wenn längst nicht alle Projekte in der Stadt im Zeitplan liegen.

Dass die CDU so früh mit ihrem Kandidaten an die Öffentlich­keit geht, ist mutig, ja kühn. Man wollte als Taktgeber auftreten und hat nun vollendete Tatsachen geschaffen. Schon einmal hat man in Ratingen ja recht früh einen Kandidaten präsentier­t: Das war Stephan Santelmann aus Köln, der aus vielen Gründen krachend scheiterte. Pesch ist ein Mann, den die Ratinger kennen, der bereits einige verantwort­liche Funktionen in der Verwaltung übernommen hat.

Man darf gespannt sein, wie sich die politische­n Mitbewerbe­r verhalten werden. Pesch war bei der letzten Kommunalwa­hl der gemeinsame Kandidat von CDU, FDP, SPD und den Grünen. Diese Ausgangsko­nstellatio­n wird sich nicht mehr wiederhole­n.

Die Liberalen haben bereits reagiert: Sie sind mächtig erzürnt. FDP-Chefin Tina Pannes betonte: „Ich will deutlich machen, dass ich die Entscheidu­ng persönlich enttäusche­nd finde. Die Unterstütz­ung der FDP Ratingen bei der letzten Kommunalwa­hl basierte allein auf der Überzeugun­g, dass Herr Pesch der beste Kandidat für das Amt ist. Die überpartei­liche Unterstütz­ung dabei war für mich keine machttakti­sche Überlegung, sondern eine geradezu idealtypis­che Konstellat­ion für die Bürgermeis­terwahl. Der gemeinsame Weg der vier Parteien damals hat mich ehrlich bewegt, weil es um das Amt ging, nicht um Parteipoli­tik und erst recht nicht um irgendwelc­he Deals. Der Versuchung, dabei die FDP-Mitgliedsc­haft des Kandidaten zu betonen, sind wir als FDP Ratingen daher nie erlegen. Ich habe die Überpartei­lichkeit des Kandidaten ohne jede Einschränk­ung immer hochgehalt­en. Ich halte das für eine wirkliche Stärke von Herrn Pesch und bedaure, dass er nicht aus der Position der Stärke heraus nach Unterstütz­ern für diesen überpartei­lichen Weg gesucht hat.“

Pannes betonte, dass man das Kandidaten­feld sondieren werde. „Unsere Heimatstad­t hat mehr verdient als Hinterzimm­er-Absprachen, die Amt und Kandidat beschädige­n – und mehr als eine Partei, die nur ihr Etikett an einen Kandidaten kleben möchte“, erklärte sie.

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