Insekten fliegen auf Wildblumen
Mindestens 44.654 Quadratmeter städtische Grünflächen sind in Heiligenhaus Ökowiesen. Im Frühling wies die Politik die Verwaltung an, den Bewuchs mit Wildblumen zu fördern.
HEILIGENHAUS Auch wenn die aktuellen Temperaturen das geschäftige Treiben auf einer Wildblumenwiese augenscheinlich quasi einfrieren, ab dem Frühling werden die Flächen wieder zum aktiven Tummelplatz für viele Tiere und bunte Blüten – ein insgesamt belebtes Ökosystem. Mindestens 44654 Quadratmeter städtisches Grün in Heiligenhaus sind Ökowiesen. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Ökowiesen können an 23 Standorten etwa 8.245 Quadratmeter intensive Wildblumenflächen aufbereitet werden. Bereits im April hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt die Verwaltung einstimmig beauftragt, entsprechende städtische Grünflächen für die sogenannten Ökowiesen aufzubereiten.
„Neben positiven ökologischen Effekten und einer Verschönerung des Stadtbildes, können auch ökonomische Vorteile erzielt werden, indem die Flächen nicht mehr regelmäßig in kurzen Abständen gemäht werden müssen“, hatte SPD-Fraktionschef Peter Kramer in seinem Antrag erklärt. Bei Förster Hannes Johannsen hat man damit offene Türen eingerannt. Am Waldmuseum und Umweltbildungszentrum (UBZ) experimentiert er seit einiger Zeit mit Blühstreifen und alten Wildobstbäumen, sowie mit Saatmischungen und eine davon hat sich als besonders geeignet erwiesen. „Mehr Mut zur Wildnis fördern“nennt das der Förster. Diese Wildnis sei für ihn aber nicht gleichzusetzen mit Unordnung.
Hier hatte Ordnungsamtchefin Kerstin Ringel in der Aprilsitzung noch eingewandt, dass es bei bereits bestehenden Wildblumenwiesen, welche zweimal im Jahr gemäht werden, zu Beschwerden durch Anwohner gekommen sei. Diese haben vermutet, dass die Stadt zu wenig pflege und durch die Wuchshöhe seien die Flächen schlecht überschau- und begehbar. Dies führte dann auch zu einer Panne, bei der die Stadtbetriebe im August eine Streuobstwiese an der Realschule am Nordring gemäht hatten – das sorgte für Unmut, nicht nur bei den Biologielehrern.
Dabei zählen die Ökowiesen an den Schulen zu den Schwerpunkten. In der Sitzung des Umweltausschusses in der nächsten Woche werden sich die Mitglieder die Entwicklungen der städtischen Ökowiesen anschauen. Zum Beispiel, dass an den Schulen begleitend durch das UBZ, mit der Anlage der Wildblumenflächen auch jeweils umweltpädagogische Lern-und Forschungsprojekte durchgeführt werden. Bei dem kartieren Kinder und Jugendliche die
Lebewesen der Wildblumenflächen, lernen die Problematik des Insektensterbens kennen und erarbeiten Lösungsansätze, wie die Vorlage ankündigt.
Im Zuge von Waldführungen wurden zum Beispiel allein 2.500 Tüten mit Blumensamen an Schulkinder mit dem Ziel verteilt, im hauseigenen Garten kleine Blühinseln, zum Beispiel in Balkonkästen, Aussaaterde-Säcke, Blumentöpfen oder Gartenschnecken anzulegen. Weitere Tüten werden im Bürgerbüro ausgegeben.
Die Heiligenhauser Stadtwerke unterstützen den naturnahen Unterricht mit 14 Insektenhoten für die jeweiligen Flächen. Ein weiterer Sponsor bezuschusst die Anlage von Blühstreifen auf Ackerflächen mit 1500 Euro.
Im Verkehrausschuss besprochen werden auch die 23 weiteren potentiellen Standorte. „Inwieweit die vorgeschlagenen Flächen geeignet sind kann erst nach der Blütezeit beurteilt werden.“