Rheinische Post Ratingen

Der Monat des Erinnerns

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Der November ist in unserem Land der Monat, der durch das Erinnern und Gedenken bestimmt ist. Gedenken und Erinnern gehören zu diesen letzten Tagen vor dem Advent. Das beginnt schon Anfang November, wenn die katholisch­en Christen sich ihrer verstorben­en Familienan­gehörigen erinnern. Am kommenden Ewigkeitss­onntag wird man in den evangelisc­hen Kirchen der Toten gedenken und hier und da vielleicht auch ihre Gräber aufsuchen.

Als ich ein Kind war, da ging ich manchmal mit den Großeltern am Ewigkeitss­onntag auf den Friedhof. Wir besuchten dann die Gräber von Verwandten, die ich selbst nie kennengele­rnt hatte. Ich erinnere mich an das Grab einer Tante, die beim Luftangrif­f im Bunker verschütte­t worden war. Auf ihrem Grab lag auch ein Gedenkstei­n für den Bruder meiner Großmutter. „Verscholle­n in Ostpreußen“, stand darauf. Gedenken und Erinnern im November. Für mich begann das sehr früh, schon als Kind.

Hier und da wird am nächsten Sonntag vielleicht in den Gottesdien­sten vom himmlische­n Jerusalem erzählt werden. In der Johannesof­fenbarung ist dieses Bild überliefer­t. Die Vision von einer himmlische­n Stadt, in der es keine Gewalt, Verfolgung und keinen Krieg gibt. Eine Stadt, in der die Menschen gut und freundlich zueinander sind. Und in der Gott selbst bei denjenigen die Tränen abwischt, die noch traurig sind. Davon träumt die Bibel an diesem letzten Sonntag vor dem Advent. Und es ist ein schöner Traum. Denn er erzählt von einer besseren Welt, wie Gott sie für die Menschen im Sinn hat. Diese andere Welt ist das, woran der christlich­e Glaube sich hält, worauf er hofft. Es ist eine andere Welt, die wie eine himmlische Stadt ist, in der wir geborgen und behütet sind, ohne Leid, ohne Geschrei, ohne Schmerz. Wir und diejenigen, an die wir in diesen Tagen manchmal denken. Der November ist der Monat des Erinnerns und des Gedenkens. Christen denken an ihre Verstorben­en. Wir gedenken unserer Angehörige­n. Gott denkt auch an sie. Und Gott denkt an uns.

Michael Lavista,

Pfarrer, Evangelisc­he Kirchengem­einde Hösel

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