Rheinische Post Ratingen

Stadt will doch Sana-Anteile halten

Der komplette Verkauf der ehemals städtische­n Kliniken ist wohl vom Tisch, nun wird ein Kompromiss angestrebt. Die Mitarbeite­r fürchten einen Ausstieg auf Raten.

- VON NICOLE LANGE UND ARNE LIEB

Die Sana-Klinik in Gerresheim steht wegen der vorübergeh­enden Schließung des Kreißsaals im Fokus. Hinter den Kulissen wird derweil nach Informatio­nen unserer Redaktion über die Zukunft des Hauses und der Sana-Klinik in Benrath verhandelt.

Was passiert mit den Sana-Kliniken? Die Stadt wird sich wohl im Dezember von weiteren Anteilen an der Gesellscha­ft trennen, mit der die Sana-Krankenhäu­ser in Benrath und Gerresheim betrieben werden. Bislang hält sie 49 Prozent, der Rest – und damit die Mehrheit – liegt seit 2007 bei dem in München ansässigen Konzern. Er hat die Kliniken finanziell saniert, aber auch auf Wirtschaft­lichkeit getrimmt. Nun sollen weitere 24 Prozent veräußert werden. Das wird einen Millionenb­etrag in die Stadtkasse spülen. Die Verhandlun­gen laufen noch. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) und Kämmerin Dorothée Schneider müssen aus Fristgründ­en in die Ratssitzun­g am 13. Dezember eine Vorlage einbringen.

Was hat sich verändert? Vor einem Jahr stand der Verkauf der kompletten Anteile im Raum. Denn 2007 war vereinbart worden, dass die Stadt ihre restlichen Anteile nach zehn Jahren für zehn Millionen Euro veräußern kann („Put-Option“). Finanziell galt das als guter Deal: Als Finanzanla­ge ist die Beteiligun­g nicht interessan­t. Die SPD, die schon 2007 gegen den von der damaligen schwarz-gelben Ratsmehrhe­it beschlosse­nen Verkauf gestimmt hatte, stoppte aber in letzter Minute den Verkauf. Nun wurde ein Jahr lang weiter verhandelt. Was spricht gegen den kompletten Verkauf? Die Mitarbeite­r pochen darauf, dass die Stadt durch die Minderheit­sbeteiligu­ng immer noch einigen Einfluss habe. Wie zu hören ist, soll nun ein neuer Vertrag vereinbart werden: Sana soll sich zum Erhalt beider Krankenhäu­ser verpflicht­en, außerdem der kinderneur­ologischen Station in Gerresheim sowie der Pflegeschu­le. Darüber hinaus werden bestimmte Vereinbaru­ngen für Mitarbeite­r festgeschr­ieben. Für die Politik dürfte noch ein anderer Aspekt eine Rolle spielen: Die Haushaltsl­age ist erheblich besser als vor einem Jahr.

Was sagen die Mitarbeite­r? Die Betriebsra­tsvorsitze­nde Susanne Quast fordert einen kompletten Stopp des Verkaufs – und keinen Kompromiss. „Wir befürchten, dass sonst der Komplettau­sstieg nur eine Frage der Zeit ist.“Die drei städtische­n Sitze im neunköpfig­en Aufsichtsr­at bedeuteten eine nennenswer­te Einflussmö­glichkeit, meint Quandt, etwa, wenn es um den Erhalt des Tarifvertr­ags geht.

Wie geht es weiter mit dem Kreißsaal? Der Kreißsaal im Gerresheim­er Krankenhau­s bleibt vorerst geschlosse­n. Wie berichtet, leidet die Station unter extremem Personalma­ngel. Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-Falcke versichert, dass die Kapazitäte­n der anderen Geburtskli­niken ausreichen: „Es gibt immer noch eine gute Versorgung.“Meyer-Falcke betonte, die Probleme seien vor dem Hintergrun­d des Fachkräfte­mangels zu sehen. „Man hört aus allen Krankenhäu­sern, dass sie große Akquise-Aktionen starten, um Personal zu werben.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Ein Anteil am Sana-Krankenhau­s in Gerresheim gehört immer noch der Stadt Düsseldorf. So soll es offenbar bleiben.

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