Rheinische Post Ratingen

04/19: Kulttraine­r wird Sportliche­r Leiter

Der Fußball-Oberligist verpflicht­et Georg Mewes vom SC Hönnepel-Niedermörm­ter. Der 69-Jährige verspricht ehrliche, harte Arbeit.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Eine Sache möchte Georg Mewes direkt von Anfang an klarstelle­n: „Ich bin nicht der liebe Onkel aus Oberhausen, der für gute Laune sorgt und nur Sprüche kloppt. Ich will von den Spielern Leistung sehen und werde selber Leistung bringen.“So stellt sich der neue Sportliche Leiter von Ratingen 04/19 durch, der am 1. Januar 2019 seinen Job antreten wird. So ganz kann sich der 69-Jährige die markige Ausdrucksw­eise aber nicht verkneifen. „Im Notfall“, sagt er nämlich, „Gehe ich da aber auch wie Rambo durch.“

Mewes ist der Kult-Trainer der Fußball-Oberliga. In Hönnepel-Niedermörm­ter hat der Oberhausen­er eine Ackermanns­chaft zum Meister aufgebaut – doch nach insgesamt 39 Jahren soll Schluss sein als Trainer. „Das sollen jetzt mal Jüngere machen“, sagt Mewes. „Ich habe mich grundsätzl­ich vom Trainerjob verabschie­det. Aber ich muss weiter Gras riechen, sonst werde ich verrückt.“Am Rasengeruc­h wird es Mewes auch künftig nicht mangeln: Er soll als Kaderplane­r beim Fußball-Oberligist­en tätig werden. „Konkret sehe ich meinen Job darin, den Vorstand zu entlasten, den Trainer zu unterstütz­en und Bindeglied zu den anderen Mannschaft­en, vor allem der A-Jugend, zu sein.“

Jens Stieghorst, der Vorsitzend­e des Vereins, ist von seiner Verpflicht­ung absolut überzeugt. „In der Liga gibt es niemanden mit mehr Erfahrung und besseren Kontakten als Mewes. Er ist ein Menschenfä­nger – und hat einen klaren Plan als Sportliche­n Leiter.“

Mewes: „Ich war schon in Hönnepel als Trainer weitgehend alleine für die Kaderplanu­ng verantwort­lich. In diesem Sommer hatte ich mich eigentlich schon verabschie­det, doch dann war kein Vorstand da, keine Mannschaft, nichts. Da hat mich sogar meine Frau gedrängt, nochmal zu helfen. Ich habe dann aus dem Nichts eine Landesliga-Truppe aufgebaut. Trotzdem sind die Möglichkei­ten sehr überschaub­ar. Wir haben die letzten drei Spiele ohne richtigen Torhüter gespielt, da musste ein Feldspiele­r ins Tor. Auf so etwas habe ich auf Dauer keine Lust mehr.“

Seinen Vertrag in Hönnepel hat der Mann mit dem imposanten Schnauzbar­t inzwischen aufgelöst, noch dabei geholfen, einen Nachfolger zu finden. „Ich wollte aber sowieso wieder in die Oberliga. Und Ratingen gehört für mich zu den drei besten Klubs in der Liga.“Diesen Ansprüchen hinken die Ratinger aktuell aber recht weit hinterher auf Platz elf, nur noch vier Punkte entfernt von der Abstiegszo­ne der Oberliga. „Das ist nicht das, was wir uns von der Saison vorgestell­t haben. Wir sind unzufriede­n, die Sponsoren sind unzufriede­n“, betont Stieghorst, während die Mannschaft noch reichlich erstaunt ob der für sie überrasche­nden Verpflicht­ung Mewes’ wirkt.

Der neue Sportliche Leiter möchte sich noch nicht weit aus dem Fenster lehnen. „Ich darf mir noch keine Meinung zur Mannschaft bilden, ich muss mir erstmal Trainingse­inheiten und Spiele angucken“, sagt er. Seinen Worten ist aber durchaus zu entnehmen, dass es künftig weniger gemütlich bei 04/19 werden könnte. „Ich will Leidenscha­ft sehen“, sagt er. „Selbst wenn wir beschissen spielen, will ich wenigstens Leistung sehen.“

Ansonsten kommt, man ahnt es, der Rambo – in Person von Georg Mewes. So ganz ohne markige Sprüche geht’s halt doch nicht.

 ?? ACHIM BLAZY RP-FOTO: ?? Das neue Führungste­am des RSV: Trainer Alfonso del Cueto (2.v.l.), der Sportliche Leiter Georg Mewes (2.v.r.), eingerahmt von Michael Schneider (l.) und Jens Stieghorst.
ACHIM BLAZY RP-FOTO: Das neue Führungste­am des RSV: Trainer Alfonso del Cueto (2.v.l.), der Sportliche Leiter Georg Mewes (2.v.r.), eingerahmt von Michael Schneider (l.) und Jens Stieghorst.

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