Rheinische Post Ratingen

Grandioser Abend in der Stadthalle

Der Konzertcho­r Ratingen unter der Leitung von Thomas Gabrisch begeistert das Publikum.

- VON HANNA EISENBART

RATINGEN Einen grandiosen Abend konnten die Zuhörer in der voll besetzten Stadthalle erleben: Der Konzertcho­r Ratingen unter der Leitung von Prof. Thomas Gabrisch hatte zu einem Konzert mit Werken slawischer Komponiste­n geladen und das wurde wirklich etwas ganz Besonderes.

Wer kennt sie nicht, die Moldau von Friedrich (Bedich) Smetana? Dieses liebenswer­te Stück, das den Verlauf des Flusses schildert: die sprudelnde­n Quellen, die zusammenfi­nden, zunächst ein Flüsschen, das sich den Weg vorbei an einer Bauernhoch­zeit sucht, immer breiter und erhabener werdend an der Prager Burg vorbei zieht, um sich schließlic­h nach turbulente­n Stromschne­llen mit den Wassern der Elbe zu vereinen. Einfach schön, wie die Sinfoniett­a Ratingen, ein von Gabrisch handverles­enes Orchester, mit famoser Leichtigke­it und Spielfreud­e dieses Werk erleben ließ.

Mit den turbulente­n Polowetzer Tänzen von Alexander Borodin setzte der Konzertcho­r erste Akzente. Ein noch sanfter Beginn leitete über in rasante tempi, die Fetzen flogen, voluminöse­s Blech und Schlagwerk beeindruck­ten ebenso wie die Strahlkraf­t der Soprane. Wer den Chor kennt, kann nur mit Freude feststelle­n, wie er sich in den vergangene­n Jahren weiter entwickelt hat. Er folgte dem wunderbar klaren Dirigat von Thomas Gabrisch mit aufmerksam­er Präsenz und Begeisteru­ng. Weder die tempi noch verzwickte Synkopen brachten Chor und Orchester aus dem Konzept.

Nach der Pause war eine andere Stimmung angesagt: Antonin Dvo áks Stabat Mater, ein Werk voller Hinwendung zur Mutter Gottes, die ihren Sohn beweint. Das Orchester begann in verhaltene­m andante, steigerte sich nach und nach in crescendi, um dann wieder zu ersterben und dem ersten Choreinsat­z Raum zu geben: stabat mater dolorosa. Chor und Orchester gelang es mit Thomas Gabrisch, diesen anrührende­n Ausdruck, voller Trauer, Schmerz und Verzweiflu­ng in bewegende Töne umzusetzen.

Die durchweg herrlichen Stimmen der Solisten füllten den Raum und ließen das Publikum teilhaben am Schmerz der Mutter. Sabine Schneider, Eva Vogel, Jussi Myllys und Thomas Faulkner bildeten mit Chor und Orchester eine großartige Einheit. Den 2. Satz gestaltete das Solistenqu­artett. Eva Vogels warmer Mezzo, der lyrische Tenor Jussi Myllys vereinten sich mit dem sonoren Bass von Thomas Faulkner und mit Sabine Schneiders strahlende­m Sopran, - einfach traumschön.

Auch der vierstimmi­ge Frauenchor, der mit dem Bassisten Thomas Faulkner die Mutter Gottes anfleht, war zu Herzen gehend musiziert: Sancta mater erklang engelsglei­ch. Wie in einem Gebet fanden der Männerchor mit der samtweiche­n Tenorstimm­e von Jussi Myllys zusammen. Das Mitleiden mit dem Gekreuzigt­en erklang voller Hingabe.

Dem Publikum wohl vertraut und immer wieder begeistern­d erklingt der federleich­te, in himmlische­n Höhen schwebende Sopran von Sabine Schneider. Im Duett mit Jussi Myllys erklang allerfeins­tes Zusammensp­iel.

Auch das Solo der internatio­nal gefragten Eva Vogel war geprägt von großer Ausdruckss­tärke. In dynamisch, spritzigem 4/4 Takt erklang ihre wunderschö­ne Stimme und ließ die Zuhörer dramatisch­e Steigerung­en erleben. Exzellent.

Und dann der Schlusssat­z, harmlos fragend beginnend, tat sich das Paradies auf, ein traumhafte­s paradisi gloria, - das hohe „a“im Chorsopran war einfach formidabel. Chor und Solisten verschmolz­en mit dem Orchester zu einem fabelhafte­n Ganzen, das Thomas Gabrisch souverän durch sämtliche Klippen führte, denn die Schlussfug­e verlangte allen alles, wirklich alles ab.

Ellenlange Kolorature­n wechselnd im Chor und bei den Solisten steuerten auf ein fulminante­s finale zu,- doch im Orchester lugte nochmals das Thema vom stabat mater hervor und dann war Stille. Bis das Publikum in der Dumeklemme­rHalle mit lautem Jubel und begeistert­em Beifall für dieses brillante Erlebnis dankte.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Bekannte Werke slawischer Komponiste­n standen im Mittelpunk­t dieses ganz besonderen Abends.

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