Rheinische Post Ratingen

Diakonie ist ein Platz für Kreative

Das „Offene Atelier“der Einrichtun­g am Diakonisse­nweg zeigt Arbeiten, die 2018 entstanden sind.

- VON DANIELE FUNKE

WÜLFRATH Bunt ist der Blumenstra­uß auf der großen Leinwand, kräftige Farben betonen die Blüten, die Vase, den Hintergrun­d. Das Bild strahlt eine kindliche Fröhlichke­it und Unbeschwer­theit aus und trägt den dazu passenden Titel, und zwar „Lebensfreu­de“. Und es reiht sich wunderbar ein in all die anderen großen und farbenfroh­en Exponate, die den kleinen Ausstellun­gsraum schmücken.

Und doch: So sehr sie sich auch ähneln, hier entspringt jedes Bild einer anderen kreativen Seele. „Unsere jährliche Werkschau zeigt immer einen Querschnit­t aus Werken der Menschen die bei uns ein- und ausgehen“, erklärt Kunstthera­peutin Sunci Matijanic, und erläutert: „Das sind diakonisch­e Mitarbeite­r, Patienten und Bewohner, Kursleiter oder externe Besucher, die sich einmal künstleris­ch betätigen möchten.“

Gemeinsam mit einem Langzeitbe­wohner der Diakonie hat die Atelierlei­terin ein Kunstwerk aus alten Tageszeitu­ngen entstehen lassen. „Ich hatte hier so ein schwarzes ausrangier­tes Gestell, da haben wir uns gemeinsam überlegt, was wir daraus gestalten könnten. Uns kam die Idee mit dem Kleister und den alte Zeitungen. Es war wie immer hier, wir hatten kein genaues Ziel, sondern wir haben das Werk sich entwickeln lassen“, beschreibt Sunci Matijanic den gemeinsame­n Schaffensw­eg. Durch verschiede­ne Höhen und unterschie­dlich intensive Nutzung von Farben ist eine Art dreidimens­ionale Kraterland­schaft entstanden.

Weil Kunst beim Machen entsteht, gibt es auch keinen Stillstand, Kunst ist Bewegung. Das Atelier dagegen bedeutet für all die wiederkehr­enden Menschen Beständigk­eit, ist ein Ort der Ruhe, an dem eine innere Balance entstehen kann. „Wir haben daher unsere diesjährig­e Ausstellun­g unter den Titel Balance in Bewegung“gestellt“, erläutert Matijanic, während sie unentwegt die vielen Besucher begrüßt oder verabschie­det.

In ihrer Eröffnungs­ansprache hatte die Leiterin noch einmal auf den Punkt gebracht, worum es im offenen Atelier geht: „Hier entsteht Kunst, frei von jeglichen Vorgaben und mit der Freiheit, sich mit den Materialie­n und der Herangehen­sweise auch unkonventi­onell auseinande­rzusetzen. Die Kunst, die hier erschaffen wird, entsteht rein aus der Lust und Freude am Tun.“

Skulpturen, Lampen, zarte Aquarelle, Bilderfolg­en – die Eröffnung spiegelt die kreative Vielfältig­keit auf besondere Weise wieder. Weil insgesamt 33 Künstler vertreten sind, gibt es viele künstleris­che Handschrif­ten zu entziffern.

„Die Vielseitig­keit ist einfach toll“, schwärmt eine Besucherin, die sich intensiv einigen Gemälden aus Ölkreide widmet. Drei Kinder bestaunen den „Wünschebau­m“, an dem kleine Kärtchen mit guten Wünschen baumeln, die die Besucher mittnehmen dürfen.

Im Gegenzug, so bittet die Künstlerin, sollen die Gäste die ebenfalls vorhandene­n leeren Kärtchen auch mit Wünschen beschrifte­n. Viele haben davon bereits Gebrauch gemacht. „Leben und leben lassen“, hat ein Besucher geschriebe­n oder „ein gutes neues Jahr“.

Ein ältere Dame liest alles sehr sorgfältig, dann lacht sie laut auf. „Das hier klingt wunderbar, das werde ich mir zu Herzen nehme: „Sei du selbst. Alle anderen sind schon vergeben.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Michael Wittenius ist auch mit einer Arbeit in der Ausstellun­g vertreten. Projektlei­terin Sunci Matijanic ist stolz auf die Ergebnisse.

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