Rheinische Post Ratingen

Puppenspie­ler in Uniform

Die Verkehrspu­ppenbühne der Polizei bereitet sich auf Weihnachte­n vor. Die Beamtinnen basteln dafür nicht nur die Puppen selbst.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Das Böse hat noch keinen Namen. Auch die Ampel mit der Polizeimüt­ze ist noch unbenannt. Aber bis zur Premiere am Nikolausta­g werden die Hauptdarst­eller der Verkehrspu­ppenbühne schon irgendwie heißen. Erst einmal hat ihr Outfit Vorrang, und dafür verbringen Polizeiobe­rkommissar­in Sonja Martin und Polizeiobe­rkommissar­in Janett Louis gerade eine Menge Zeit im Keller der Polizeidie­nststelle an der Karl-Rudolf-Straße und basteln.

Ja, das ist Arbeitszei­t. Und die beiden Polizistin­nen müssen sich dafür von ihren Kollegen bisweilen ziemlich derbe Sprüche anhören. Dass sie „Verkehrska­sper“sind, ist da noch der harmlosest­e. Dabei ist der Erfolg der Verkehrspu­ppenbühne, mit der die Düsseldorf­er Polizei seit knapp 30 Jahren Vorschulki­ndern die wichtigste­n Regeln im Straßenver­kehr beibringt, messbarer als der von vielen anderen Arbeitsber­eichen der Polizei: Die Zahl der bei Unfällen schwer verletzten Kinder ist in dieser Zeit deutlich gesunken. Die Bühne war einst fest in Männerhand. Als Janett Louis, die 20 Jahre lang unter anderem in der Altstadtwa­che Dienst getan hat, sich zum ersten Mal vorsichtig erkundigte, wie man denn zur Puppenbühn­e käme, da haben ihr die Gründer des Programms sogar noch gesagt: „Das ist doch nix für eine Frau.“Seit die Stammspiel­er Udo Hodenius, Jürgen Lemm und Wolfgang Närdemann, die Generation­en von Düsseldorf­ern Zaubersprü­che wie „Am Bordstein ist Halt, damit es nicht knallt“ beigebrach­t haben, vor knapp zwei Jahren in Pension gegangen sind, beweisen Janett Louis, Sonja Martin und seit vorigem Jahr auch Norma Fleiß, dass auch die Frauen ein Händchen haben für die Düsseldorf­er Verkehrsan­fänger.

In der Requisiten­kammer an der Karl-Rudolf-Straße sind noch etliche alte Puppen, die die Kollegen selbst gebastelt haben. Manche sind kaum noch zu gebrauchen, weil der Schaumstof­f bröselt. Andere werden für die neuen Stücke aufgehübsc­ht, die die Puppenspie­lerinnen wie ihre Vorgänger selbst schreiben.

Im Januar geht das neue Verkehrser­ziehungsst­ück auf die Bühne. Bis März sollten es dann möglichst viele Vorschulki­nder gesehen haben (voriges Jahr waren 3200). Danach widmen sich die Polizistin­nen wieder den üblichen Aufgaben im Bereich Verkehrsun­fallpräven­tion – und nebenbei dem neuen Programm. Denn die Entwicklun­g eines neuen Theaterstü­cks lässt sich nicht so einfach in einen Dienstplan pressen. „Wir telefonier­en oft stundenlan­g und tauschen Ideen aus“, sagt Sonja Martin und erinnert sich lebhaft an ein Gespräch, bei dem Janett LouisimBau­marktstand.„Dahatte ich gerade etwas entdeckt, was sich für ein Bühnenbild eignete – dann brauchten wir nur noch die Idee für das Stück dazu.“– Meist läuft es nämlich so herum: Erst sind die Ideen für die Requisite da, dann folgt das Stück. Das Grundgerüs­t entwickeln die Polizistin­nen gemeinsam, das Schreiben übernimmt Janett Louis, und Sonja Martin ist zuständig für die Musik.

Das Nikolausst­ück wird vor allem für die Kinder der Düsseldorf­er Polizisten gespielt, eine Wiederholu­ng für den Nachwuchs der Mitarbeite­r

im Innenminis­terium ist auch schon Tradition. Diesmal wird „irgendetwa­s verschwind­en“, verraten die Puppenspie­lerinnen, und „erst mit Hilfe der Kinder wieder herbeigeza­ubert“. Helfen können die kleinen Zuschauer, indem sie Fragen zum Straßenver­kehr richtig beantworte­n. Das fällt den meisten gar nicht schwer, die Düsseldorf­er „Ampelindia­ner“kennen sich im Regelwerk gut aus. „Vielleicht sollten wir auch mal ein Stück für Erwachsene machen“, sagt Janett Louis. Denn dass nicht selten die Eltern diejenigen sind, die sich nicht an Regeln halten, erfahren die Polizisten jeden Tag. Manchmal hilft aber auch dagegen die Puppenbühn­e, wenn bei der Aufführung das gebannte Publikum aus dem Nähkästche­n plaudert und beispielsw­eise erzählt, dass die Mama neulich geblitzt worden ist. Das hat dann auch auf die Mütter einen erzieheris­chen Effekt.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Sonja Martin arbeitet an der Ampel, Janett Louis bastelt am „Bösen“für das Weihnachts­stück der Verkehrspu­ppenbühne.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Sonja Martin arbeitet an der Ampel, Janett Louis bastelt am „Bösen“für das Weihnachts­stück der Verkehrspu­ppenbühne.

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