Rheinische Post Ratingen

Kunstpreis für Andreas Gursky

Im Ständehaus wurde der Fotokünstl­er mit dem Großen Kulturprei­s für sein Gesamtwerk ausgezeich­net. Zurzeit arbeitet er an einer weiteren Aufnahme vom Rhein. Das Vorgänger-Bild ist weltberühm­t.

- VON KLAS LIBUDA

Jeden Dienstag trifft sich Nordrhein-Westfalens Landesregi­erung, und dann schaut Armin Laschet auf den Rhein. Ganz gleich, wie das Wetter draußen ist, der Ministerpr­äsident blickt stets auf grüne Wiesen, einen Fußweg, das Wasser, den Horizont auf der oberen Bildhälfte – wie mit dem Lineal gezogen. Die Rhein-Aufnahme ist sicher die bekanntest­e des Fotokünstl­ers Andreas Gursky, und ein Exemplar von „Rhein II“hängt im Kabinettsa­al der Landesregi­erung. Gursky hat es dem Ministerpr­äsidenten leihweise überlassen, und als Laschet einmal nachfragte, ob Gursky nicht einfach noch einen weiteren Abzug machen könnte, unter der Hand sozusagen, denn zu Marktpreis­en leisten könnte sich das Land das Bild nicht, das lehnte der Künstler höflich ab. Es gibt sechs Exemplare aus der „Rhein II“-Edition, und dabei soll es bleiben.

So erzählte Armin Laschet (CDU) die Geschichte nun im Ständehaus, der Dependance der Kunstsamml­ung NRW. Laschet war eingeladen, eine kurze Ansprache an die zahlreiche­n Gäste zu richten, diese und jene der Form halber namentlich zu nennen – es wurde dann aber schon bald eine kleine Lobrede auf den Ehrengast: Andreas Gursky. Dessen Werk halte auch Nordrhein-Westfalens Geschichte fest, sagte Laschet. Seien es die Aufnahmen vom Rhein (1999), aus der Waschkaue („Hamm, Bergwerk Ost“, 2008) oder dem Westfalens­tadion („Dortmund“, 2009).

Im Ständehaus wurde Andreas Gursky mit dem Großen Kulturprei­s der Sparkassen-Kulturstif­tung Rheinland ausgezeich­net. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert, und der Fotokünstl­er erhielt ihn wie seine Vorgänger für sein Gesamtwerk aus rund 40 Jahren künstleris­chen Schaffens. Von monumental­er Größe und Klarheit bis ins kleinste Detail sprach die Jury in ihrer Begründung, von eigenen Kreationen dank Bildbearbe­itung. „Die Perfektion, die er dabei aufbringt, zeichnet seine Fotokunst aus.“

Susanne Gaensheime­r, Direktorin der Kunstsamml­ung NRW, hielt die Laudatio auf den Künstler und sagte, Gursky habe wie kaum ein anderer „Geist und Themen unserer Zeit festgehalt­en und auf den Punkt gebracht. Sie erinnerte an Gurskys Aufnahme von der Börse, vom Techno-Festival May Day, an seine Bilder von Müllhalden. „Seine Werke sind Kristallis­ationen dessen, was in der Luft liegt, im Positiven oder auch im Negativen“, so Gaensheime­r.

Und dann sprach der Geehrte selbst, und weil schon so viel zu seiner bisherigen Arbeit gesagt worden sei, wollte Gursky es dabei belassen. Stattdesse­n sprach er über das, was kommen soll. Er kündigte eine weitere Rhein-Aufnahme an.

Ein Exemplar aus der „Rhein II“-Edition wurde 2011 zum damaligen Rekordprei­s von 3,1 Millionen Euro verkauft und spätestens da wurde das Kunstwerk weltberühm­t. Diesen Sommer begab sich Gursky für Filmaufnah­men erneut an jene Stelle am Oberkassel­er Rheinufer, an der er die Aufnahmen einst machte. Nur war das Gras nun nicht mehr saftig grün, sondern durch die bemerkensw­erte Sommerhitz­e gelb verbrannt. Der Künstler fertigte erneut Aufnahmen an, die Arbeit ist nun „in Bearbeitun­g“, wie er sagte.

Gursky, der in den 1980ern bei Bernd und Hilla Becher studierte und für acht Jahre bis zu diesem

Sommer selbst als Professor an der Kunstakade­mie lehrte, wurde in Tradition des Kulturprei­ses außerdem die Aufgabe zuteil, einen Künstler für den mit 5000 Euro dotierten Förderprei­s vorzuschla­gen. Der 63-Jährige entschied sich für Camillo Grewe, Jahrgang 1988, einen Bildhauer, Musiker und Performanc­ekünstler, der bis 2016 bei Gursky gelernt hatte. Der Schüler erzählte nun, was er aus der Klasse Gursky mitgenomme­n hat: „Es geht um das glänzende Ergebnis, das schöne Ende. Dass man hinstellt und allein lässt. Das habe ich bei dir gelernt.“

Sein Preisgeld möchte Andreas Gursky übrigens spenden: 25.000 Euro wird er an die Düsseldorf­er Elterninit­iative Kinderkreb­sklinik weitergebe­n; 5000 Euro sollen an Camillo Grewe gehen. Der bekomme als Förderprei­sträger zwar bereits 5000 Euro, „aber ich dachte, 10.000 Euro sind vielleicht noch besser“, sagte Gursky.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Andreas Gursky (r.) und Förderprei­sträger Camillo Grewe im Ständehaus bei der Verleihung des Großen Kulturprei­ses. Grewe hatte einst bei Gursky an der Kunstakade­mie gelernt.

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