Rheinische Post Ratingen

Was Straßenbau kosten darf

ANALYSE Verkehrswe­ge zu sanieren kostet viel Geld und sorgt hier und da für Ärger oder Verwunderu­ng. Kann ein neues Bezahlmode­ll helfen?

- VON PAUL KÖHNES

HEILIGENHA­US Die drei Beispiele stammen aus diesem Jahr: 800.000 Euro kosten die Arbeiten an der Kettwiger Straße. Sie ist auf der gesamten Länge der geplanten Arbeiten „verbraucht“. Risse, Absackunge­n und Schlaglöch­er machen die Fahrbahn untauglich. Die Gehwege sind nach Verwaltung­sangaben „zerstört“– unter anderem durch das Wurzelwerk von Winterlind­en und Bergahorn. Schon seit 14 Jahren ist die Strecke deswegen verkehrsbe­ruhigt, heißt es weiter. Auch die Stadtwerke werden zum Zug kommen: Erneuerung von Leitungen und einigen Hausanschl­üssen für Gas und Wasser stehen an. Weiterhin wird die Straßenbel­euchtung auf LED umgestellt. Das Sonderverm­ögen Abwasser wird den Kanal ergänzen und abdichten.

Auf 170.000 Euro beziffern die Straßenbau­er die Kosten für die Sanierung der Jahnstraße. Hier geht es darum, Altersschä­den zu beseitigen.

Weitere 800.000 Euro kosten die Arbeiten an der Talburgstr­aße. Das klingt nach einer Menge Geld für die 400 Meter lange Baustelle. Auch hier ist die Fahrbahn mit weiteren Flicken nicht mehr zu retten. Weitere Themen hier: Gehwege und Bushaltest­elle.

Die drei Beispiel haben eines gemeinsam: Sie kosten die Anlieger Geld. Wie viel Geld, das errechnet die Kämmerei in jedem Einzelfall nach komplizier­tem Schlüssel auf einer gesetzlich­en Grundlage: Es geht um das „Kommunalab­gabengeset­z“, kurz KAG. In Heiligenha­us wird den Bürgern aber nicht nur die Rechnung präsentier­t, wenn die Straße vor der Haustür wieder tiptop ist. Sie haben auch Mitsprache­recht. Das läuft so: Die Verwaltung bietet Orts- und Diskussion­stermine zu jeweils mehreren machbar erscheinen­den Varianten an. Die Ergebnisse der Bürgerrund­en fließen, unterschie­dlich von Fall zu Fall, in die Pläne mit ein.

Ob das so bleibt, ist offen, das KAG ist in der Diskussion. Und nach den Vorstellun­gen der Bündnisgrü­nen soll auch im Stadtrat darüber gesprochen werden, wie künftig Straßen saniert werden und wer dafür zahlen soll. In diese Richtung zielt ein Antrag für die Sitzung am 12. Dezember. „Wir befürworte­n stattdesse­n Erneuerung­smaßnahmen ohne KAG. Dann würde die Bürgerscha­ft nicht gezwungen werden können, sich an den Kosten zu beteiligen“, teilt Lothar Nuthmann mit. Zum Thema „Abschaffun­g von Straßenbau­beiträgen“möchten die Grünen einige Fragen geklärt haben: 1. Kann die Stadt auf die Erhebung von Beiträgen zum KAG verzichten? 2. Kann die Stadt auf die Abrechnung von Beiträgen zum KAG verzichten? 3. Wie hoch sind die Beiträge in Heiligenha­us und welchen Spielraum hat die Stadt bei der Festsetzun­g der Höhe? Nuthmann greift damit für seine Fraktion ein Bürgeranli­egen auf. Damit sei die Diskussion auf Stadtebene richtig am Platz.

Eine Prognose darf gestellt werden: Die Stadt hat keine Boni zu verteilen, indem sie einen (nicht selbst gegebenen) Rechtsrahm­en unausgesch­öpft lässt. Aber präzise informiere­n darf sie jederzeit.

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RP-ARCHIVFOTO: A. BLAZY Jochen Horstmann wohnt nahe der Kettwiger Straße. Das Ausmaß der Bauarbeite­n dort wundert ihn sehr.

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