Kardinal Woelki fordert den Sozialstaat 4.0
Der Erzbischof sprach über digitale Herausforderungen und die Verantwortung der Kirche.
(schk) Die Zukunft der Arbeit und der zwischenmenschlichen Kommunikation treibt den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki um. Mit Lehrenden und Forschenden der Düsseldorfer Hochschulen diskutierte er über Chancen und Risiken der Digitalisierung. Die komme einer „Kulturrevolution“gleich und werde voraussichtlich mehr Arbeitsplätze kosten als neue schaffen.
„Nach der Bildung 4.0, einer Arbeitswelt 4.0 bräuchten wir demzufolge auch einen Sozialstaat 4.0“, sagte Woelki und erinnerte an die Gründung von Sozialverbänden wie der Kolpingfamilie als Folge der industriellen Revolution. „Noch leben viele Menschen von ihrer Hände Arbeit, das verleiht ihnen Würde, und wenn sie auf der Strecke bleiben, dann müssen wir sie auffangen“, lautete seine Forderung. Und noch eines war ihm wichtig: Die Digitalisierung habe Einfluss auf die Politik, mit ihrer Hilfe werde Wahlkampf gemacht. Das könne Wahlen entscheiden.
Den kurzen Meldungen auf Twitter und den oberflächlichen Meinungsäußerungen auf Facebook setzte der Seelsorger Immanuel Kant und dessen Forderung an den Menschen, sich aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit über die Vernunft zu befreien, entgegen. Die Schlussfolgerung des Kardinals: Die Kommunikation im Internet müsse der Wahrheit verpflichtet sein und so respektvoll erfolgen, als würde man sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.
Neben dem Ehrengast aus Köln konnte Gastgeber Jürgen Hünten, Pfarrer der katholischen Hochschulgemeinde, mehr als 70 Gäste, darunter viele Lehrende und Forschende, begrüßen.