Rheinische Post Ratingen

BU stellt Bürgermeis­ter-Kandidaten

Der Ton wird schärfer im Rat. Die Bürger Union kritisiert Bürgermeis­ter Pesch und gibt bekannt, dass sie einen eigenen Kandidaten präsentier­t.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Das erinnert an alte Zeiten: Der Ton wird wieder schärfer im Rat, die Bürger Union (BU) und Bürgermeis­ter Klaus Konrad Pesch lieferten sich – wenn auch nur für kurze Zeit – einen offenen Schlagabta­usch.

Grund: Die BU wollte die Gründe für ein mögliches juristisch­es Nachspiel des Rathaus-Neubaus im öffentlich­en Teil des Rates behandelt wissen. Pesch, selbst Jurist, lehnte dies ab mit dem Argument, man müsse dies zwingend mit der Gemeindeor­dnung begründen können. Angela Diehl, erste stellvertr­etende Fraktionsc­hefin der BU und Juristin, betonte, dass die Öffentlich­keit ein Recht darauf habe, Fakten und Hintergrün­de der erhebliche­n Bau-Probleme mit möglichen juristisch­en Folgen zu erfahren.

Pesch nannte den Vorstoß Diehls angesichts des schwelende­n Konflikts mit der Firma Köster und mit Blick auf ihre Person als Anwältin „hanebüchen“. Er blieb dabei: Die Fakten gehören nicht in den öffentlich­en Teil. Detlev Czoske, Diehls Ehemann und Ratsmitgli­ed der BU, reagierte erbost auf die Aussage des Verwaltung­schefs: Dies sei eine Frechheit, befand er.

Rund zwei Jahre vor der Kommunalwa­hl gibt es also die ersten Wortgefech­te in der Politik. Die BU nahm die Bekanntgab­e des künftigen CDU-Bürgermeis­terkandida­ten Pesch unterdesse­n mit großer Gelassenhe­it zur Kenntnis. Die CDU nehme sich mit dieser Entscheidu­ng selbst die Möglichkei­t, einen geeigneten Kandidaten aus den eigenen Reihen zu präsentier­en und brüskiere auf eine „schon beispiello­se Art und Weise ihre Partner aus den Unterstütz­erfraktion­en von 2014, SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP, die nur aus der Zeitung von dem Alleingang erfahren haben sollen“.

Die frühzeitig­e Benennung sei umso erstaunlic­her, da es gerade in den vergangene­n Monaten vermehrt die CDU gewesen sei, die hinter vorgehalte­ner Hand vehement Kritik an der Arbeit des jetzigen Bürgermeis­ters geübt habe, so die BU.

Die Fraktion der BU sieht die politische Leistung des amtierende­n Bürgermeis­ters auf vielen Gebieten „als nicht mehr als mäßig an“. Botschaft seitens der BU: Pesch werde man ganz sicher nicht im Wahlkampf 2020 unterstütz­ten.

Die BU werde sich von dieser Hektik bei der Kandidaten­suche nicht anstecken lassen. Man werde innerhalb der Wählergeme­inschaft in Ruhe beraten und zu gegebener Zeit einen „geeigneten guten Bürgermeis­terkandida­ten“ ins Rennen schicken.

Noch zum Wochenanfa­ng hatte Patrick Anders, der wiedergewä­hlte CDU-Chef, betont, zwischen die Christdemo­kraten und Pesch passe kein Blatt Papier.

Heftige Kritik am Bürgermeis­ter hatten die Liberalen geübt. FDP-Chefin Tina Pannes betonte: „Ich will deutlich machen, dass ich die Entscheidu­ng persönlich enttäusche­nd finde. Die Unterstütz­ung der FDP Ratingen bei der letzten Kommunalwa­hl basierte allein auf der Überzeugun­g, dass Herr Pesch der beste Kandidat für das Amt ist. Die überpartei­liche Unterstütz­ung dabei war für mich keine machttakti­sche Überlegung, sondern eine geradezu idealtypis­che Konstellat­ion für die Bürgermeis­terwahl. Der gemeinsame Weg der vier Parteien damals hat mich ehrlich bewegt, weil es um das Amt ging, nicht um Parteipoli­tik und erst recht nicht um irgendwelc­he Deals. Der Versuchung, dabei die FDP-Mitgliedsc­haft des Kandidaten zu betonen, sind wir als FDP Ratingen daher nie erlegen. Ich habe die Überpartei­lichkeit des Kandidaten ohne jede Einschränk­ung immer hochgehalt­en. Ich halte das für eine wirkliche Stärke von Herrn Pesch und bedaure, dass er nicht aus der Position der Stärke heraus nach Unterstütz­ern für diesen überpartei­lichen Weg gesucht hat.“

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