Mit Heines Mutter im Nacken
Im RP-Kultursalon im Heinrich-Heine-Institut gab es zwei Premieren, zwei Flügel und einen Heinrich Heine zum Anfassen.
DÜSSELDORF Harry Heine trägt an diesem Abend einen schweren Mantel. Mit seinem dunklen Grün mit einigen hellen Stellen sieht er aus wie eine Bronze-Statue, die zu lange der Witterung ausgesetzt war. „Als hätte ich Grünspan angesetzt“, scherzt Heine. Als er auf den antiken Schreibtisch steigt, sieht er aus wie ein Monument. Mit kräftiger Stimme und fein artikulierten Spitzen trägt er „Zur Teleologie“vor. Heine, dargestellt durch den Schauspieler Thomas Karl Hagen, ist einer der drei Protagonisten des Abends im Heinrich-Heine-Institut.
Gleich zwei Premieren präsentierte der Kultursalon, gefördert durch die Sparkassen-Kulturstiftung und organisiert von der Rheinischen Post, den Besuchern an diesem Abend. „Am 15. Dezember wird es erstmalig eine Weihnachtskonzertreihe im Heinrich-Heine-Institut geben“, verrät Bertram Müller den Gästen nach der Begrüßung. Die Besucher des Abends werden exklusiv einen Vorgeschmack darauf bekommen, wenn später die Pianistin Frederike Möller die Tasten anschlägt.
Die zweite Premiere präsentiert Sabine Brenner-Wilczek, Direktorin des Heinrich-Heine-Instituts. „Weltexklusiv zeigen wir Ihnen die neueste Errungenschaft des Instituts – die restaurierte Originalschrift der ,Nachtgedanken‘“, sagt Brenner-Wilczek stolz. Insgesamt befänden sich 120 Nachlässe und Sammlungen, etwa 70 Prozent aller Heine-Handschriften weltweit, im Besitz des Instituts. „Das sind grob 8000 bis 10.000 Blatt, 40 bis 45 Kilogramm, eine Strecke von drei Kilometern Material“, verrät die Direktorin. Das Heinrich-Heine-Institut verfüge über die einzige Heine-Dauerausstellung weltweit.
Direkt daneben steht der große Sekretär von Heines Onkel Salomon Heine. Der Hamburger Kaufmann und Bankier sei einer der reichsten Deutschen der damaligen Zeit gewesen. Die Direktorin richtet die Aufmerksamkeit der Besucher aber auf ein vergleichsweise kleines Medaillon im Innern. Es zeigt die Tochter des Bankiers, Amalie Friedländer. Heine sei ihr immer verfallen gewesen, sie habe seine Liebe jedoch nie erwidert. Heines Sehnsucht und Enttäuschung darüber spiegele sich immer wieder in seinen Texten, auch in seinen politischen, wie den Nachtgedanken.
Das Thema des Abends sind aber nicht nur die Nachtgedanken. „Der rote Faden der Ausstellung ,Romantik und Revolution‘ sind die Frauen in Heines Leben“, sagt Brenner-Wilczek. Heines Mutter Betty sei für ihn zeitlebens enorm wichtig gewesen. Daher komme sie auch in jedem der Ausstellungsräume vor. Brenner-Wilczek: „Sie können also sagen, Sie haben Heines Mutter immer im Blick – oder im Nacken.“
Im dritten Raum spielte Pianistin Frederike Möller so denn auch Schumanns Vertonungen von Heine-Gedichten auf Clara Schumanns Lieblingsinstrument, dem historischen Klems-Flügel. Zusätzlich hatte sie ein „Toy-Piano“, einen kleinen, roten Mini-Flügel dabei. In etwa so groß, wie der von Schröder bei den Peanuts. Abwechselnd auf dem großen und dem kleinen Flügel verlieh sie den Stücken so die Kontroverse von Moderne und Historie.