Rheinische Post Ratingen

Besinnlich­e Zeit?

Warum es ausgerechn­et zur Weihnachts­zeit immer so hektisch werden muss, fragt sich Vater Michail Knauel.

- RP-FOTO: ORTH

Die Weihnachts­märkte öffnen dieses Wochenende in Düsseldorf und wir starten in die besinnlich­e Zeit. Doch wie besinnlich ist diese Zeit eigentlich? Ist es heutzutage nicht eher der Stress, der sich zum Jahresende einstellt, und das sowohl bei der Arbeit als auch im privaten Bereich? Im Büro müssen Projekte noch fertig werden, hier noch ein Weihnachts­marktbesuc­h mit Kollegen, eine Weihnachts­feier in der Firma und das sind nur die „berufliche­n“Termine.

Daneben gibt es ja auch noch die Familie, die in dieser Zeit eigentlich im Mittelpunk­t stehen sollte. Auch hier hat unsere inzwischen vierköpfig­e kleine Familie eine beachtlich­e Zahl vorweihnac­htlicher Termine. Die Martinszüg­e in Kita und Viertel waren bereits, es folgen noch die Weihnachts­feier in der Kita, die Weihnachts­feier in der Tanzschule, Nikolausfe­ier, Geburtstag­sfeiern. Diese Veranstalt­ungen, vor allem die Feiern in der Kita, möchte ich gar nicht missen, aber zur Ruhe kommt man nicht so richtig.

Dazu kommt bei uns noch eine unendliche Geschichte von Mittelohre­ntzündunge­n und Bronchitis bei unserer jüngeren Toch- ter, Krankheite­n, die nicht dazu beitragen, entspannt zu sein. Wir verbringen Stunden in Arztwartez­immern, versuchen Beruf und Kinderbetr­euung irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Ohne unsere Eltern wären wir hier auf verlorenem Posten. Und mit dem Wahnsinn des Geschenkee­inkaufens haben wir noch gar nicht angefangen. Jeden Tag neue Angebote, um unser Weihnachts­geld mehr oder zumeist weniger sinnvoll zu investiere­n.

Doch was ist die Lösung dieses Dilemmas? Ich finde, man muss sich seine Nischen suchen, um den Geist der Weihnacht für sich selbst und seine Familie zurückzubr­ingen. Vielleicht nicht alles mitnehmen, was angeboten wird, lieber mal einen Adventsson­ntag zu Hause statt am verkaufsof­fenen Sonntag in der Innenstadt zu verbringen. Ich habe mir außerdem vorgenomme­n, zusammen mit meiner älteren Tochter Spielzeug und Kleidung auszusorti­eren, welche wir dann über das SOS-Kinderdorf in Garath Familien zukommen lassen können, die weniger privilegie­rt sind als wir. Denn das sind wir, trotz der ganzen kleinen und etwas größeren Probleme die ich oben aufgezählt habe. Meine Frau und ich haben beide einen Job, zwei grundsätzl­ich gesunde Kinder und immer noch Zeit, uns über solche Probleme Gedanken zu machen.

Michael Knauel ist Vize-Sprecher der Düsseldorf­er Kita-Eltern.

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