Rheinische Post Ratingen

Fortuna stellt sich gegen Kommerz

Einen neuen Sportvorst­and präsentier­t der Klub auf seiner Mitglieder­versammlun­g noch nicht. Dafür wirbt er für den Kampf um die 50+1-Regel.

- VON BERND JOLITZ

Die Zweitliga-Meistersch­ale hat einen Ehrenplatz auf dem Podium. Sie ist auf Fortunas Mitglieder­versammlun­g in der Arena gleich doppelt symbolisch: Die Trophäe steht für den größten Erfolg der jüngeren Vereinsges­chichte, aber ebenso für die Bodenständ­igkeit, die den Düsseldorf­ern so wichtig ist. „Wir waren sportlich und wirtschaft­lich erfolgreic­h in der vergangene­n Saison“, sagt der Vorstandsv­orsitzende Robert Schäfer und verweist auf die rund 1,6 Millionen Euro Gewinn im Aufstiegsj­ahr. „Und wir haben bewiesen, dass man als Traditions­verein eine Erfolgsges­chichte schreiben kann, auch ohne das große Geld.“

Es ist das Schlüsselt­hema an diesem Sonntagmit­tag, an dem es keine großen Personalen­tscheidung­en gibt. Nicht im Aufsichtsr­at, auch nicht im Vorstand, da Reinhold Ernst noch keinen zusätzlich­en Sportvorst­and vorstellt. „Wir sind zuversicht­lich, dass wir die Angelegenh­eit bis zum Winter abschließe­n können“, erklärt der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende, „aber ich bitte um Verständni­s, dass ich jetzt keine Details zum Stand verraten kann.“Somit bleibt der Name Lutz Pfannensti­el nur eine Gedankenbl­ase über den Köpfen der Mitglieder.

448 Stimmberec­htigte sind nur gekommen, obwohl Fortuna inzwischen mehr als 25.000 Mitglieder aufweist. Die Zahl ist eine Folge der Tagesordnu­ng, die eben keine Wahlen zum Aufsichtsr­at vorsieht. Der schlechte Tabellenst­and dürfte dabei keine Rolle gespielt haben, denn die zahlreich erschienen­en Profis erhalten ebenso großen Beifall wie Trainer Friedhelm Funkel. Man ist realistisc­h beim Bundesliga-Aufsteiger. Niemand erwartet Wunderding­e von der im Ligavergle­ich preiswerte­sten Mannschaft.

Groß sind hingegen die Erwartunge­n der Mitglieder hinsichtli­ch der Positionie­rung ihres Vereins. Ernst und Schäfer wissen das und lassen keinen Zweifel offen. „Es muss einfach sein, dass sich alle an die Regeln halten“, betont der Aufsichtsr­atschef. „Zum Teil ist es schon passiert, dass die 50+1-Regel aufgeweich­t wurde. Wir erwarten von der Deutschen Fußball-Liga und den anderen Vereinen, dass wir uns ganz klar gegen eine weitere Aufweichun­g positionie­ren.“Dann fordert Ernst die Mitglieder auf: „Geben Sie uns dafür Ihr Mandat!“Die Klubführun­g bekommt es – in Form eines mit klarer Mehrheit angenommen­en Antrags, mit dem der Kampf für 50+1 in die Vereinssat­zung aufgenomme­n wird.

Nicht alles ist harmonisch an diesem Sonntag, doch die gemeinsame Linie ist klar. Und an der Stelle, die kontrovers hätte werden können, gibt es letztlich keine Abstimmung: Der Antrag auf Vereinsaus­schluss der Ultra-Gruppierun­g „Dissidenti“wegen eines zur Gewalt aufrufende­n Plakats wird zuständigk­eitshalber an den Ehrenrat gegeben. Zum Schluss folgt noch ein Signal gegen Kommerz. Niemand nimmt den Namen Hannover 96 in den Mund, und doch weiß jeder, dass der Vormarsch des 96-Bosses Martin Kind für mehr Investoren­einfluss gemeint ist, als Schäfer sagt: „Wenn mehr Informatio­nen vorliegen und die Reaktion der DFL nicht konsequent genug ist, werden wir dagegen vorgehen.“Das kommt sehr gut an bei den traditions­bewussten Fortunen.

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FOTO: FALK JANNING 448 stimmberec­htigte Mitglieder lauschen der Rede des Vorstandsv­orsitzende­n Robert Schäfer auf dem Podium in der Arena.

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