Rückwärts zur A44-Baustelle
Erst wenn Planfeststellungsverfahren, Vor- und Ausführungsplanungen, Ausschreibungen und Auftrags-Vergabe erfolgt sind, kann der Bau dringend benötigter Verkehrs-Infrastruktur beginnen. Dann ist das Bauende schon fast in Sicht, oder etwa nicht? Ich möchte am Beispiel der Angerbachtalbrücke (im Verlauf des Streckenschlusses A 44 zwischen Ratingen-Ost und Heiligenhaus) darstellen, mit welchen Problemen unsere Branche (auch) zu kämpfen hat.
Die Bauteile der Angerbachtalbrücke müssen aufgrund ihrer Länge (32 Meter) und ihres Gewichts (120 Tonnen) mit Schwertransportfahrzeugen zur Baustelle gebracht werden. Hierzu sind entsprechende Transportgenehmigungen
Schlechte Verkehrsinfrastruktur behindert die Wirtschaft
zu beantragen, die zeitlich befristet werden. Aufgrund einer planungsbedingten Verschiebung des Baubeginns mussten neue Transportgenehmigungen beantragt werden, die letztendlich versagt wurden, weil auf der vorgesehenen Transportstrecke zwischenzeitlich drei Brücken im Rahmen von Überprüfungen hinsichtlich ihrer Belastbarkeit heruntergestuft wurden.
Wie nun auf die Baustelle kommen? Unser Lösungsvorschlag: Die Tieflader fahren in Essen auf die A40, fahren drei Kilometer rückwärts und an der vorherigen Ausfahrt wieder raus. Wir werden voraussichtlich im Dezember mit den Transporten beginnen können. Hierzu müssen aber an der Anschlussstelle Gelsenkirchen-Süd zunächst Umbaumaßnahmen durchgeführt werden.
Wir hoffen, dass in der dreimonatigen Gültigkeit der Transportgenehmigung auf der Fahrstrecke keinerlei Störungen, wie zum Beispiel Baustellen auftreten, sonst beginnt der Genehmigungsmarathon von Neuem.
Dass dies leider kein Einzelfall in Deutschland ist, bei dem die schlechte Verkehrsinfrastruktur die Wirtschaft behindert, ist dem in der FAZ am 18.11. erschienenen Artikel „Die Odyssee der 100-Tonner“zu entnehmen. Der Einkauf externer Planungsleistungen, Einschränkung der Klagemöglichkeiten und die Intensivierung der öffentlichen Investitionen sind die einzig probaten Mittel, die Vernachlässigung der Verkehrs-Infrastruktur zu beheben.
Jörg Wieck
Amand-Geschäftsführung und Mitglied im Beirat des Unternehmensverbandes Ratingen.