Rheinische Post Ratingen

Streit um Musik am Weihnachts­markt

Das Ordnungsam­t hat am Wochenende drei Jungen untersagt, mit ihren Blasinstru­menten in der Fußgängerz­one zu musizieren. Auch in Kaiserswer­th ist die Livemusik auf dem Weihnachts­markt ein kontrovers­es Thema.

- VON JULIA BRABECK UND JOHANNA PORTEN

Es ist der erste Adventssam­stag der Vorweihnac­htszeit, Viktor (14) und seine Cousins Konstantin (11) und Robert (13) wollen sich mit einem kleinen Weihnachts­konzert das Taschengel­d aufbessern. Mit Posaune und Trompete stellen sie sich vor den Schadow Arkaden auf und beginnen zu spielen und zu singen. Das machen sie nicht zum ersten Mal und wie auch in den Vorjahren freuen sich viele der Passanten über die musikalisc­he Einlage und lassen den Dreien etwas Kleingeld da. Nach 15 Minuten findet das Konzert jedoch ein jähes Ende: Das Ordnungsam­t untersagt ihnen das Weiterspie­len. Der Grund: Blasinstru­mente seien im öffentlich­en Raum der Stadt nicht mehr erlaubt. Ein Blick in die offizielle­n „Spielregel­n für Straßenmus­ikanten“kann dies nur bedingt erklären. Hier wird die Benutzung „besonders lauter oder störender Musikinstr­umente“untersagt, wie besipielsw­eise „Dudelsackp­feifen und ähnliche Blasinstru­mente“. Ist eine von einem Kind gespielte Trompete jedoch vergleichb­ar mit einem Dudelsack?

Volker Paulat, Sprecher der Stadt für das Ressort Ordnungsam­t, kommentier­t den Vorfall folgenderm­aßen: „Dass Posaune und Trompete zu den lauten Blasinstru­menten zählen, ist bei objektiver Betrachtun­g unstrittig. Natürlich kommt es auch immer auf die Intensität des Spiels an. Grundsätzl­ich ist die Bewertung des OSD aber nicht zu beanstande­n.“Großen Wert legt Paulat zudem auf den Schutz der Anwohner. So erklärt er weiterhin: „Dass Passanten das Spiel oft befürworte­n, ist eine gängige Erfahrung. Allerdings haben sie andernfall­s auch die Möglichkei­t, weiter zu gehen. Anwohner und ansässige Gewerbetre­ibende sind dem Spielen mehr oder weniger hilflos ‚ausgeliefe­rt‘. Und zu deren Schutz ist es letztlich gleich, ob die Straßenmus­ik von Erwachsene­n oder Kindern gespielt wird.“

Auch in Kaiserswer­th sorgt die Darbietung von Livemusik für Diskussion­en: Keine Bands oder Sänger sollten dort in diesem Jahr auf dem Kaiserswer­ther Weihnachts­markt auftreten. Eine einzelne Anwohnerin hat durch Klagen „jegliche Beschallun­g in Form von Livemusik oder sonstigen Liveunterh­altungen“verbieten lassen. „Dabei hatten wir schon in den letzten Jahren die Lautstärke der Musik gemindert und die Länge verkürzt“, sagt Achim Niemeyer, Vorsitzend­er der Händlergem­einschaft „Wir Kaiserswer­ther“, die den Weihnachts­markt

organisier­t. Außerdem wurde ein Verstärker angeschaff­t, der sowohl die Musik aus der Konserve wie auch die Livedarbie­tungen auf eine erlaubte Lautstärke automatisc­h herunterre­gelt. Ohnehin würden der Markt und damit auch der Lärm täglich um 21 Uhr enden, sagt Klaus Ludwig, Schatzmeis­ter von „Wir Kaiserswer­ther“. Das Verbot von Livemusik hat aber zu starken Protesten und Schreiben an die Verwaltung und an Oberbürger­meister Thomas Geisel gesorgt. „Wieso wird hier das Wohl einer einzelnen Person über das öffentlich­e Interesse gestellt?“, fragt etwa ein Besucher des Marktes. Die Proteste haben zumindest einen Teilerfolg erzielt. Gestern erhielten die Marktbetre­iber die Erlaubnis, zumindest sonntags dreimal 30 Minuten Livemusik zu bieten.

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RP-FOTO: JANA BAUCH Mit welchen Instrument­en in der Düsseldorf­er Innenstadt musiziert werden darf, ist in den „Spielregel­n für Straßenmus­ikanten“geregelt. Unverstärk­te Saiteninst­rumente stellen kein Problem dar.

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