Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf­er Feuerwehr tauscht Personal mit Frankfurt

Sie löschen zwar alle mit Wasser. Aber die Brandschüt­zer in anderen Städten machen auch einiges anders als die Düsseldorf­er. Der Personalta­usch verschafft neue Einblicke und Ideen.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Als das Landesmaga­zin „Hessenscha­u“kürzlich über einen dramatisch­en Rettungsei­nsatz in einer Frankfurte­r U-Bahn berichtete, sahen die Zuschauer einen Feuerwehrm­ann bei der Arbeit, dessen Rückenschi­ld ihn als Düsseldorf­er auswies. Stefan Krichel war im Rahmen eines Austauschp­rogramms für drei Wochen in der Mainmetrop­ole. Seinen Job in Oberkassel machte in dieser Zeit Michael Aufmuth.

Dass Krichel zwar das richtige Schild, aber eine falsche Jacke trug, ist natürlich nur Insidern aufgefalle­n. Der Grund: Am Abend vorher war er ein Feuer löschen, die eigene Einsatzjac­ke war deshalb in der Reinigung. „In Frankfurt hat jeder nur einen Satz Einsatzkle­idung, wenn die in der Wäsche ist, bedienen wir uns im Kleiderpoo­l“, erklärt Aufmuth. Das ist ein Konzept, auf das die Düsseldorf­er Berufsfeue­rwehr aus Kosten- und Hygienegrü­nden demnächst umstellen will, und von dem sich die Tausch-Feuerwehrl­eute schon mal überzeugen konnten.

In Oberkassel hatte Michael Aufmuth deutlich weniger zu tun als Stefan Krichel. „Ein angebrannt­es Essen und ein paar Fehlalarme von Brandmelde­anlagen“, sagt der Franke, der knapp 60 Kilometer zu seiner Arbeitsstä­tte in der Frankfurte­r Haupt-Feuerwehrw­ache pendelt. Das ist in Düsseldorf, wo die Mieten genauso hoch sind, ähnlich. Auch viele der Berufsfeue­rwehrleute in der Landeshaup­tstadt wohnen im Umland.

Etwa zweimal im Jahr wird getauscht, wenn sich Interessen­ten finden. „Entscheide­nd ist, dass es die bei beiden Wehren gibt“, sagt Feuerwehrs­precher Tobias Schülpen, „damit der Arbeitspla­tz besetzt wird.“Nur im Rettungsdi­enst ist das nicht möglich, weil die Tauschkoll­egen nicht auf die fremden Geräte und Fahrzeuge eingewiese­n sind. Das ist übrigens ein Unterschie­d zwischen den Wehren: Während in Düsseldorf jeder Feuerwehrm­ann auch für den Rettungsdi­enst ausgebilde­t ist, ist das in Frankfurt eine freiwillig­e Zusatzausb­ildung. „Es gibt kein richtig oder falsch“, sagt Schülpen. Aber ein Blick über den Tellerrand ist eben nie verkehrt.

Felix Rößler war im September zum ersten Mal in Frankfurt. Er hatte die Wolkenkrat­zer von „Mainhattan“im Kopf – und landete in einer Wache am Fuß des Taunus, von wo man die berühmte Skyline nur in weiter Ferne sieht. „Das hat mich schon überrascht“, sagt Rößler. Genauso wie das Sportprogr­amm der Kollegen: „Die machen jeden Morgen 15 Minuten Gymnastik – das ist super.“Michael Aufmuth findet dagegen in Düsseldorf toll, dass die Feuerwehr für den Dienstspor­t Sportlehre­r engagiert hat. „Bei uns übernimmt immer einer aus der Schicht die Anleitung.“

Mit der Frühgymnas­tik ist Rößler nach seiner Rückkehr aus Hessen bei den Kollegen nicht gerade auf Begeisteru­ng gestoßen. Eine andere Praxis aus Frankfurt könnte aber auch in Düsseldorf Nachahmung finden. Dort werden die Vormittage für die Aus- und Fortbildun­g benutzt, indem etwa die Azubis Nutzen und Funktion einzelner Geräte erklären.

Die Feuerwehre­n haben viel gemeinsam. Beide haben um die 750 Einsatzkrä­fte, in Düsseldorf kommen 330 Freiwillig­e Feuerwehrl­eute dazu, in Frankfurt gehören 900 Ehrenamtle­r zum Brandschut­zkonzept. Beide Wehren haben Spezialist­en wie Taucher, Höhenrette­r und ein Löschboot. Wobei diese Einheit auf dem Main deutlich kleiner ist. „Der Schiffsver­kehr auf dem Rhein ist eine ganz andere Herausford­erung“, sagt Aufmuth, der das Düsseldorf­er Löschboot natürlich besucht hat.

Dass Frankfurt viel mehr und höhere Hochhäuser hat als Düsseldorf wirkt sich auf die Feuerwehr nicht aus. Einen deutlichen Unterschie­d dagegen macht des große U-BahnNetz in Frankfurt. Die Feuerwehr hat dort eine eigene Einheit für Schienenun­fälle und Fahrzeuge, die in die Tunnel einfahren können. Tunneleins­ätze werden in Frankfurt alle drei Wochen geübt.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Michael Aufmuth (l.) aus Frankfurt und Felix Rößler haben die Feuerwache­n getauscht.

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