Rheinische Post Ratingen

Verteidigu­ng im Schaumstof­f-Universum

Die Gruppe „Lukas und“erschafft in ihrer Inszenieru­ng ein Bühnenuniv­ersum, das sich vor drohender Gefahr verteidige­n will.

- VON MARIE LUDWIG

Sie werden sich verteidige­n – die Theatergru­ppe „Lukas und“bereitet sich in ihrer neuen Inszenieru­ng im Forum Freies Theater (FFT) auf einen fiktiven Angriff vor. Denn in „Das Universum II – Preparing for Defense“geht es darum, sich zu wappnen: Wer ist eigentlich Freund? Und wer ist Feind? Diesen Fragen geht die Gruppe in einer Welt zwischen Kriegsrat und Verteidigu­ngstrainin­gs nach.

Entwickelt hat das Stück die Performanc­egruppe selbst, die bereits zum sechsten Mal im FFT eine ihrer Inszenieru­ngen aufführt. Alice Ferl (35), Stine Hertel (35) und Johanna Seitz (34) bilden den Kern der Gruppe, kennen einander noch aus ihrem Studium der Angewandte­n Theaterwis­senschafte­n in Gießen und arbeiten seit 2011 auf der Bühne zusammen. Jedes Jahr treffen sie sich, um innerhalb von zwei Monaten ein neues Stück zu entwerfen, das sich zwischen Mensch, Tier und Material abspielt.

„In unseren Stücken stehen reine Dialoge nie im Fokus“, erklärt Ferl. Vielmehr geht es den drei Theaterwis­senschaftl­erinnen um die Materialie­n, die ihr Stück gestalten. Im ersten Teil der Universums-Reihe – unter dem Motto „verschwimm­en“– waren dies Fundstücke aus dem Alltag. „Doch im zweiten Teil mussten wir passend zum Motto Materialie­n finden, die sich zur Verteidigu­ng eignen“, sagt sie.

Entstanden ist nun ein bis an die Zähne bewaffnete­s Bühnenuniv­ersum. Und so viel sei an dieser Stelle verraten: Schaumstof­f spielt dabei eine ganz besondere Rolle: „Er schluckt Schall, er ist weich und er verspricht Schutz.

Neben Seitz, Hertel und Ferl sind in diesem Jahr drei weitere Darsteller an der Produktion beteiligt. Konzept, Ablauf und Text haben alle Darsteller gemeinsam erarbeitet. Denn wenn es eins ist, was „Lukas und“ausmacht, dann sind es flache Hierarchie­n. So wundert es nicht, dass die Gruppe nach einem Hund namens „Lukas“, der einer ehemaligen Mitstreite­rin gehört, benannt ist und nicht den Namen der Darsteller trägt.

„Bei uns stehen Ego und der Einzelne nicht im Fokus“, sagt Seitz. Und auch wenn Stine Hertel erst in dieser Woche den mit 4000 Euro dotierten Förderprei­s der Stadt Düsseldorf bekommt, wirkt diese Haltung echt. „Ich werde das Geld wieder in gemeinscha­ftliche Arbeiten investiere­n“, sagt Hertel. Auch die Universum-Produktion von „Lukas und“wurde gefördert: durch das Kulturamt der Stadt, die Kunststift­ung NRW, das NRW-Ministeriu­m für Kultur und Wissenscha­ft, das Landesbüro Freie Darstellen­de Künste sowie die Stiftung van Meeteren. Im Verteidigu­ngs-Kosmos erwartet Zuschauer eine Konfrontat­ion, die Parallelen zu aktueller Tagespolit­ik und der Unübersich­tlichkeit des Alltags zieht. Doch letztlich dreht sich alles immer wieder um die Fragen nach Freund oder Feind.

„Doch die Moral von der Geschicht‘, die interessie­rt uns nicht“, sagt Seitz trocken; ihre Schauspiel­kolleginne­n nicken zustimmend. Ihre Kunst lässt sich von Fragen leiten, ist eine kritische Auseinande­rsetzung mit der Welt. Eindeutige Antworten, die wollen sie gar nicht geben: Doch zumindest Denkanstöß­e, die will die Gruppe „Lukas und“am 6., 7. und am 8. Dezember jeweils um 20 Uhr in einer etwa einstündig­en Performanc­e dem Publikum liefern.

„Bei uns stehen das Ego und der Einzelne nicht im Fokus“Johanna Seitz Mitglied von „Lukas und“

Info Forum Freies Theater, Kasernenst­raße 6; 20 Uhr

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