Politik: Bauprojekt ist zu groß für Lintorf
Der Streit ums Bauprojekt der Wohnkompanie an der Rehhecke hat begonnen. 50 Hektar sollen erschlossen werden.
LINTORF Kaum sind die Pläne für ein großes Neubaugebiet an der Rehhecke bekannt geworden, beginnen die Diskussionen. Die SPD sieht Risiken, aber auch Chancen und fordert daher Augenmaß und einen Autobahnanschluss. Die FDP lehnt das Vorhaben rundweg ab: Es sei zu groß für den Stadtteil. Auf etwa 50 Hektar sollen rund 1.300 Wohneinheiten entstehen.
„Bisher gingen wir davon aus, dass 650 Wohneinheiten geplant waren. Diese Bebauung war uns schon zu umfangreich. Nun sind es auf einmal 1.300“, so FDP-Ratsherr Jürgen Stuers zu den Plänen der Wohnkompanie NRW GmbH. „Die Verdichtung ist zu hoch. Lintorf kann diesen massiven Zuwachs an Menschen und Verkehr nicht aufnehmen.“
Christian Wiglow, SPD-Fraktionschef: Viele Bürger und Ratinger seien von den Plänen an der Rehhecke „massiv verunsichert“. „Auf rund 85.000 Quadratmeter sollen Flächen für eine gewerbliche Nutzung entwickelt werden.“
Aus Sicht der SPD-Fraktion eröffnet dieses neue Baugebiet viele Chancen, birgt aber auch erhebliche Risiken insbesondere der Erschließung, „will man sehenden Auges keinen Verkehrskollaps provozieren“. Insoweit müsse eine Erschließung über die Autobahn A 524 eine Option sein, die parallel zur weiteren Entwicklung auch ernsthaft betrieben werde. Ebenso nötig seien attraktive Angebote im ÖPNV, die aber erst noch geschaffen beziehungsweise massiv ausgebaut werden müssten.
Auf der anderen Seite biete dieses Gebiet Chancen, endlich in Sachen bezahlbarer Wohnraum voranzukommen. Von daher bringt die SPD-Fraktion schon jetzt ihre Forderung ins Spiel, hier die planungsrechtlichen Mittel der Kommune auch wirklich zu nutzen. Die SPD sieht hier eine Vorgabe von 20 Prozent öffentlich gefördertem Wohnraum plus weiteren 20 Prozent preisgünstigem Wohnraum als notwendig an und will dieses auch im weiteren Verfahren beantragen. Preisgedämpfter beziehungsweise preisgünstiger Wohnraum ist nach Ansicht der SPD solcher, dessen Mieten nach den Vorgaben des Wohngeldgesetzes als angemessen gelten.
Aus Sicht der SPD-Fraktion darf Ratingen diese Chance, bezahlbaren Wohnraum für die Menschen in der Stadt zu schaffen, nicht vergeben.
Bei der FDP sieht man eher die sich anbahnenden Verkehrsprobleme: Ihr fehlt „ein überzeugender Lösungsansatz, wie die Verkehrsproblematik in den Griff bekommen werden soll“. Schon jetzt sei die Verkehrsund damit auch die Lärmbelastung der Anliegerstraßen in diesem Bereich Lintorfs am Limit. Die Autobahnanbindung sei in weiter Planungsferne, betonte die Fraktion.
Die gesamte Infrastruktur Lintorfs sei auf ein solches Projekt nicht vorbereitet. „Im Moment sieht die FDP-Fraktion daher keine Möglichkeit, diese Planung weiter positiv zu begleiten. Sie kann in dieser Form nur vehement abgelehnt werden“, meinte Stuers.
Die FDP kritisiert „den wiederholt schlechten Kommunikationsstil der Verwaltung“. Bürgermeister und Baudezernent müssten bei solchen Vorhaben dringend Politik und Bürger besser informieren.
Aber auch der Stil der Wohnkompanie stößt der FDP-Fraktion negativ auf. „Hier wird versucht, an den politischen Gremien vorbei via Facebook Fakten zu schaffen“, so Marcus Bohn, Sprecher der FDP- Fraktion im Bezirksausschuss Lintorf/Breitscheid: „Menschen werden verunsichert und mit Marketing-Sprech vor den Kopf gestoßen.“
Die Wohnkompanie habe darüber hinaus auf Facebook ein Werbevideo veröffentlicht. „Wir können dieses Video nur als zynisch bezeichnen. Der Protest der Facebooknutzer ist für uns absolut nachvollziehbar“, meinte Bohn. Ein Sprecher der Wohnkompanie betonte, dass man bei den Planungen noch ganz am Anfang stehe.