Rheinische Post Ratingen

Beim Tanzen kennt sie keine Grenzen

Inga Lürsen bringt im Februar mit ihrer Unlimited Dance Company etwa 200 Tänzer und Tänzerinne­n auf die Bühne der Stadthalle.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Die eine Inga Lürsen arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnte­n für die ARD und geht im kommenden Jahr in Rente. Die andere Inga Lürsen startet gerade erst einmal richtig durch, und zwar als Selbständi­ge. Die eine, das ist die Hauptkommi­ssarin, die natürlich im echten Leben ganz anders heißt, und die andere, das ist Inga Lürsen, die mit dem Vornamen schon seit 1974 auf der Welt ist und in den Nachnamen Lürsen vor ein paar Jahren eingeheira­tet hat. Es ist davon auszugehen, dass beide Frauen ganz locker mit der Namensglei­chheit zurechtkom­men.

Hier soll es um die andere gehen – die Frau, die als Bewegungst­herapeutin ihre Ausbildung abgeschlos­sen hat und in Lintorf, Essen und Wuppertal jungen Tänzerinne­n und Tänzern Beine macht. Das, was sie sich und anderen an Schnelligk­eit vermittelt, hat sich – im übertragen­en Sinne – in ihren frühen Jahren ganz anders dargestell­t.

Sie ist in Essen geboren, hat eine Waldorfsch­ule besucht und Mathematik und Russisch „auf Lehramt“studiert. Immerhin vier Semester. Dann aber wusste sie ganz sicher, dass das nicht richtig war. Ein Praktikum in einem Architektu­rbüro raubte ihr anschließe­nd die Hoffnung vom Einsatz ihrer Kreativitä­t in diesem Beruf. Neuer Anlauf: Sportund Gymnastikl­ehrerin.

Nun war es keinesfall­s so, dass Inga, damals Friederich­sen, die Zeit mit unprodukti­vem Däumchendr­ehen verbracht hätte. Sie tanzte in einer Formation – da, wo alle Frauen mittels Klamotten, Haar und Makeup gleich aussehen und die Männer auch nicht durch Individual­ität auffallen. Aber sie war damals schon ein Teamplayer und kam mit ihrer Gruppe bis in die erste Bundesliga, sie spielte zwölf Jahre Geige und besuchte dann, von 1996 bis 1999, die Schule Dore Jacobsen, wo sie eine Ausbildung zur Sport- und Gymnastikl­ehrerin machte.

Sie kennt also den Rücken und weiß, wie man seinen Molesten beikommen kann, sie brannte aber auch fürs Tanzen. Und dann gab es ein Angebot, in dem Bereich zu arbeiten, in dem es Kindern nahe gebracht wurde. Erst war es nur eine Vertretung, dann eine Festanstel­lung. Sieben Jahre blieb sie der Schule treu.

Und dann machte sie sich selbständi­g und coacht, auch mit einigen Mitarbeite­rn, nun in Wuppertal, Essen und Lintorf Kinder und Jugendlich­e im Tanzen, hat bereits mehrfach beim Ratingen Stadtfest erfolgreic­he Auftritte gehabt und bringt, wenn es gewünscht wird, 200 Tänzerinne­n und Tänzer auf die Bühne.

Da braucht man eigentlich nicht zu fragen, was die Frau in ihrer Freizeit macht. Da ist sie schon mal ziemlich kaputt vom Einsatz. Da ist sie auch Familienme­nsch und nicht weit von ihren Eltern zu Hause; da schwingt sie sich regelmäßig in einem Lintorfer Reitstall auf den Pferderück­en – und das unter der Fuchtel des Mannes, der ihr vor ein paar Jahren in großer Liebe den Familienna­men Lürsen beschert hat.

Ihre Schülerinn­en und Schüler bewegen sich zum Hiphop – dessen Entwicklun­g und tiefere Bedeutung gar trefflich und ziemlich todernst bei Wikipedia geschilder­t ist. Aber – außer der Musikricht­ung – gibt es auch so ein bisschen Englisch: Unlimited Dance Company heißt ihre Schule. Was sich ohne Zweifel flotter anhört als „Unbegrenzt­es Tanz-Unternehme­n“.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Inga Lürsen leitet die Unlimited Dance Company. Zu sehen im Februar in der Stadthalle Ratingen

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