Beim Tanzen kennt sie keine Grenzen
Inga Lürsen bringt im Februar mit ihrer Unlimited Dance Company etwa 200 Tänzer und Tänzerinnen auf die Bühne der Stadthalle.
RATINGEN Die eine Inga Lürsen arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten für die ARD und geht im kommenden Jahr in Rente. Die andere Inga Lürsen startet gerade erst einmal richtig durch, und zwar als Selbständige. Die eine, das ist die Hauptkommissarin, die natürlich im echten Leben ganz anders heißt, und die andere, das ist Inga Lürsen, die mit dem Vornamen schon seit 1974 auf der Welt ist und in den Nachnamen Lürsen vor ein paar Jahren eingeheiratet hat. Es ist davon auszugehen, dass beide Frauen ganz locker mit der Namensgleichheit zurechtkommen.
Hier soll es um die andere gehen – die Frau, die als Bewegungstherapeutin ihre Ausbildung abgeschlossen hat und in Lintorf, Essen und Wuppertal jungen Tänzerinnen und Tänzern Beine macht. Das, was sie sich und anderen an Schnelligkeit vermittelt, hat sich – im übertragenen Sinne – in ihren frühen Jahren ganz anders dargestellt.
Sie ist in Essen geboren, hat eine Waldorfschule besucht und Mathematik und Russisch „auf Lehramt“studiert. Immerhin vier Semester. Dann aber wusste sie ganz sicher, dass das nicht richtig war. Ein Praktikum in einem Architekturbüro raubte ihr anschließend die Hoffnung vom Einsatz ihrer Kreativität in diesem Beruf. Neuer Anlauf: Sportund Gymnastiklehrerin.
Nun war es keinesfalls so, dass Inga, damals Friederichsen, die Zeit mit unproduktivem Däumchendrehen verbracht hätte. Sie tanzte in einer Formation – da, wo alle Frauen mittels Klamotten, Haar und Makeup gleich aussehen und die Männer auch nicht durch Individualität auffallen. Aber sie war damals schon ein Teamplayer und kam mit ihrer Gruppe bis in die erste Bundesliga, sie spielte zwölf Jahre Geige und besuchte dann, von 1996 bis 1999, die Schule Dore Jacobsen, wo sie eine Ausbildung zur Sport- und Gymnastiklehrerin machte.
Sie kennt also den Rücken und weiß, wie man seinen Molesten beikommen kann, sie brannte aber auch fürs Tanzen. Und dann gab es ein Angebot, in dem Bereich zu arbeiten, in dem es Kindern nahe gebracht wurde. Erst war es nur eine Vertretung, dann eine Festanstellung. Sieben Jahre blieb sie der Schule treu.
Und dann machte sie sich selbständig und coacht, auch mit einigen Mitarbeitern, nun in Wuppertal, Essen und Lintorf Kinder und Jugendliche im Tanzen, hat bereits mehrfach beim Ratingen Stadtfest erfolgreiche Auftritte gehabt und bringt, wenn es gewünscht wird, 200 Tänzerinnen und Tänzer auf die Bühne.
Da braucht man eigentlich nicht zu fragen, was die Frau in ihrer Freizeit macht. Da ist sie schon mal ziemlich kaputt vom Einsatz. Da ist sie auch Familienmensch und nicht weit von ihren Eltern zu Hause; da schwingt sie sich regelmäßig in einem Lintorfer Reitstall auf den Pferderücken – und das unter der Fuchtel des Mannes, der ihr vor ein paar Jahren in großer Liebe den Familiennamen Lürsen beschert hat.
Ihre Schülerinnen und Schüler bewegen sich zum Hiphop – dessen Entwicklung und tiefere Bedeutung gar trefflich und ziemlich todernst bei Wikipedia geschildert ist. Aber – außer der Musikrichtung – gibt es auch so ein bisschen Englisch: Unlimited Dance Company heißt ihre Schule. Was sich ohne Zweifel flotter anhört als „Unbegrenztes Tanz-Unternehmen“.