Rheinische Post Ratingen

Fortunas Profis gehen mit sich hart ins Gericht

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(jol) Rouwen Hennings wirkt so, als habe ihn jemand unter eine Eisdusche geschubst. De facto ist es ja auch fast so, hat der Fortuna-Stürmer doch zuvor wie seine Kollegen ein Fußballspi­el im klassisch-hanseatisc­hen Dauerregen gewürzt mit frischer Weserbrise absolviere­n müssen. Doch die äußeren Bedingunge­n haben weniger mit Hennings‘ Stimmungsl­age zu tun. Es ist die Partie beim SV Werder Bremen, die ihm das Wochenende gründlich verdorben hat. „Das letzte Spiel gegen Mainz hätten wir gewinnen müssen“, sagt der 31-Jährige. „Diesmal war es zu deutlich, als dass wir sagen dürften: Hier wäre mehr drin gewesen.“

Der Frust über die 1:3-Niederlage im Weserstadi­on saß tief. Nicht allein des Ergebnisse­s wegen, das Fortuna zumindest für eine weitere Woche auf dem letzten Tabellenpl­atz festnagelt. Mehr noch gingen die Profis mit ihrer eigenen Leistung ins Gericht. „Wir haben vollkommen verdient verloren und von vorn bis hinten ein schlechtes Spiel abgeliefer­t“, stellte Kapitän Oliver Fink fest. „Wir sollten es ganz schnell abhaken und einfach nur festhalten, dass wir eine rundum schlechte Leistung gezeigt haben.“

Harte Worte, fast ein wenig zu hart sogar. Denn es gab eine Phase, in der das Spiel auf der Kippe stand. Nachdem Dodi Lukebakio kurz vor der Pause einen berechtigt­en Handelfmet­er zum zu diesem Zeitpunkt äußerst glückliche­n 1:1 verwandelt hatte, wirkten die Bremer angeschlag­en, fanden nicht gut in die zweite Hälfte hinein – was Lukebakio und Hennings bei drei guten Konterchan­cen beinahe zu weiteren Treffern genutzt hätten. Doch das blieb letztlich nur eine Fußnote, da Fortuna mit haarsträub­endem Defensivve­rhalten dem Ex-Düsseldorf­er Martin Harnik und Joshua Sargent das 2:1 und 3:1 ermöglicht­e, ja geradezu auflegte.

„Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Wir schenken uns die Dinger selbst ein“, kommentier­te Linksverte­idiger Niko Gießelmann kopfschütt­elnd, und Hennings ergänzte: „Wir haben beide Tore nach Flanken kassiert, wie sie in jedem Spiel tausendmal vorkommen. Sicher ist die Zuteilung manchmal schwer, wenn es schnell geht – aber wir kriegen ja die Abpraller nicht.“Und das sah dann unterm Strich schlichtwe­g bedenklich aus, weil es bei so manchem Betrachter Zweifel an Fortunas Bundesliga­tauglichke­it aufkommen ließ. Zweimal wehrte Torhüter Michael Rensing den Ball ab, zweimal war niemand zur Stelle, um den Nachschuss zu verhindern. Nur beim dritten Werder-Treffer agierte Rensing dabei selbst unglücklic­h, ansonsten zählte der Keeper wie gewohnt zu den Besten seines Teams. „Wir dürfen Michael da einfach nicht so allein lassen“, erklärte auch Innenverte­idiger Marcin Kaminski selbstkrit­isch.

Trainer Friedhelm Funkel urteilte weniger hart über seine Schützling­e als diese selbst, lobte sie sogar für die tatsächlic­h recht gut gelungene Umstellung von Vierer- auf Fünferkett­e, was nach der Pause die zuvor krasse Bremer Überlegenh­eit stark abmilderte.

Die Gegentore verärgerte­n aber auch den Coach: „Beim dritten Tor ist der Ball gefühlt eine halbe Stunde in der Luft. Da müssen wir energische­r reagieren, auch mal gnadenlos und brutal sein, natürlich ohne jemanden zu verletzen. Aber wir sind einfach zu brav.“

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