S6: Zum Streikende gibt es kaum Hinweise
Die S 6 fuhr wegen des Streiks erst ab dem Vormittag wieder. Wenig Infos am Bahnsteig. Probleme sind auch für Pro Bahn und VRR ein Thema.
RATINGEN Nichts lief mehr auf der Strecke der S-Bahn 6: Auch sie war vom Bahnstreik betroffen. Erst gegen 10 Uhr fuhren am Morgen wieder die ersten Züge. Wie immer bei solchen Ereignissen, blieben aktuelle Infos über Züge für die Bahnkunden rar. An den Bahnsteigen wurde auf den Laufbändern der Info-Tafeln lediglich auf den Streik hingewiesen, der zu massiven Störungen führe. Gegen 9 Uhr sollte der Bahnverkehr wieder anlaufen, doch die Antwort auf die einfache Frage, wann denn der nächste Zug einläuft, versuchten Bahnkunden vergeblich ihrem Smartphone zu entlocken.
Auf Züge, die zum Beispiel auf dem Internet-Bahnhofsmonitor nicht als verspätet angezeigt wurden, wartete man vergeblich. Wer die Chance hatte, wich auf die Busse und Straßenbahnen der Rheinbahn aus.
Derweil bleibt die Diskussion um die „normale“Unpünktlichkeit der S6 ein Thema. „Der VRR sieht die Entwicklung bei Ausfällen und Zugbildungen kritisch. Für die Fahrgäste ist das eine sehr unbefriedigende Situation und der Ärger verständlich“, so Dino Niemann, stellvertretender Pressesprecher des „Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), in dessen Auftrag die Bahn fährt. Die Fahrzeugsituation sei nach wie vor sehr angespannt. Ein erhöhter Schadstand an Fahrzeugen, mangelnde Werkstattkapazitäten und betriebliche Abläufe sind Gründe für die Probleme. Dadurch komme es zu den häufigen „Einfachtraktionen“, also den Einfachzügen. Sie sind wegen des Gedränges beim Ein- und Aussteigen oft verspätet.
Als SPNV-Aufgabenträger wirke der VRR auf die DB ein, um die Situation im Interesse der Fahrgäste zu verbessern und sanktioniere jede einzelne abweichend erbrachte oder verspätete Zugfahrt. Neben diesen rein finanziellen Auswirkungen sei der VRR mit den Verantwortlichen der Eisenbahnverkehrsunternehmen ständig in Gesprächen: „Die DB hat Mehrarbeit, Sonderschichten und die Verlagerung der Arbeiten in andere Werke veranlasst.“
Der Vertrag mit der Bahn laufe bis 2023. Da die S6 verbundraumübergreifend verkehre, stimme sich der VRR für die Planung mit dem NVR ab. Weitere Planungsschritte sind zwischen den beiden Verbünden für Anfang 2019 vereinbart.
Auch beim Interessenverband Pro Bahn hat man die Probleme im Blick: „Die DB hat große Werkstattprobleme bei den S-Bahn-Fahrzeugen. Das schlägt sich insbesondere auf die Linien S 1, S 6 und S 8 durch, da bei diesen Linien dann mit halber Behängung gefahren wird, auf den anderen Linien wie S 2, 3, 4, 5 und 9 wird so ein Totalausfall verhindert. Natürlich wird so eine Linie leicht überfüllt und verspätet sich dann auch sehr schnell“, so Lothar Ebbers, Sprecher von Pro Bahn. Die DB Regio sei auch mit verschiedenen RB- und RE-Linien, im Augenblick NRW-weit neben der Eurobahn das größte Sorgenkind im SPNV: „Wann sich die Lage wieder entspannen wird, ist mir bislang nicht bekannt.“
Ein Bahn-Sprecher hatte von „einigen Wochen“gesprochen, über die sich die Probleme noch hinziehen
könnten. Besonders in der nassen Jahreszeit führt Laub auf den Schienen vermehrt zu Schäden an den Rädern, was die Werkstätten ohnehin in dieser Jahreszeit belastet. Aber auch betriebliche Störungen führten laut Bahn zu Verspätungen. Ausfälle seien eher die Ausnahme.
Sie S6 gilt wegen ihrer langen Strecke von Essen bis Köln als besonders anfällig zum Beispiel gegen Störungen im Fernverkehr. Dann gerät schnell der Fahrplan durcheinander. Dass die S6 keinerlei hohe Priorität besitzt, zeigte sich in den vergangenen Jahren immer wieder: Nach „Kyrill“blieb die Strecke wochenlang gesperrt, andere hatten Vorrang. Auch auf die Bahnhofsanierung in Hösel warten die Ratinger noch vergeblich. Auf die Ausschreibung hatte sich niemand beworben, nun soll fürs kommende Jahr ein neuer Anlauf gestartet werden. Die Stadt will mit ihrem Part vorher beginnen.