Rheinische Post Ratingen

„In Irland spüre ich Geborgenhe­it“

Der 36-Jährige feiert mit seiner Familie am 16. Dezember „Irish Christmas“in der Mitsubishi Electric Halle.

- REGINA GOLDLÜCKE FÜHRTE DAS INTERVIEW

Eng verbunden mit seiner Frau Kira und den fünf Kindern – das ist ein Leben, wie Angelo Kelly es mag. Hauptsache, alle sind zusammen. Fast egal, wo. Seit Wochen ist die Familie wieder in Deutschlan­d, und das mit sehr viel Freude. Sie probt mit Musikern für ihre „Irish Christmas“-Tour, die sie am 16. Dezember auch nach Düsseldorf führen wird. Und wie im Vorjahr, als alle Hallen ausverkauf­t waren, selbst die ganz großen, stehen Eltern und Kinder gemeinsam auf der Bühne, um zu singen, zu spielen und zu tanzen. Ganz wie man es von der legendären Kelly Family kennt, in der Angelo als jüngstes von zwölf Kindern aufwuchs. Jetzt ist der 36-jährige selber das Oberhaupt einer vielköpfig­en Familie. Grund für ein paar Fragen über Vergangenh­eit und Gegenwart.

Wie stark wirkt die Prägung von damals nach? Wiederholt sich hier eine Geschichte?

ANGELO KELLY Da gibt es sicher eine Menge Parallelen. Auch ich bin mit meiner Familie viel unterwegs. Einmal sind wir sogar drei Jahre im Bus durch Europa kutschiert. Meine Kinder können gut an verschiede­nen Orten leben, sie finden sich überall zurecht.

Warum diese lange Reise?

KELLY Meine Frau und ich versuchten damals herauszufi­nden, wo wir eines Tages sesshaft werden möchten. Also fuhren wir durch viele Länder. Für mich wäre alles mögliche in Frage gekommen. Ich bin in Spanien geboren, war lange in Amerika und verbrachte einen Teil meiner Kindheit in Deutschlan­d.

Ihre Frau dagegen kommt aus Warnemünde und kannte dieses unstete Leben nicht. War sie sofort bereit zum Aufbruch?

KELLY Und wie! Sie hat vor Glück geweint, als ich den Vorschlag machte. Wir sahen darin eine Chance, auch für die Kinder. Es hat sich gelohnt, unsere Familie ist dadurch noch enger zusammen gewachsen.

Was gab dann den Ausschlag, 2013 nach Irland zu ziehen? KELLY Es muss zum Teil an meinen familiären Wurzeln in diesem Land liegen. Wann immer ich als Kind oder Jugendlich­er in Irland war, spürte ich ein besonderes Gefühl von Wärme und Geborgenhe­it. Wir wohnen ganz abgeschied­en, mitten in der Natur. Es gibt dort nur ganz kleine Dörfer. Für andere mag das langweilig sein, für uns ist es wunderbar. Allerdings gebe ich zu, dass wir ja sonst viel Abwechslun­g haben. Da ist unser Haus ein willkommen­er Rückzugsor­t.

Sie tragen Irland nicht nur im Herzen, Sie zeigen Ihre Liebe auch auf der Bühne, mit „Irish Heart“und jetzt mit „Irish Christmas“. Hat Weihnachen auf der Insel einen anderen Geist?

KELLY Die Musik ist auf jeden Fall fröhlicher. In Deutschlan­d sind viele getragene oder fast sogar traurige Weihnachts­lieder verbreitet. Auch die Iren mögen die emotionale­n und ruhigen Momente. Aber dann darf auch wieder ausgelasse­n gesungen und gefeiert werden.

Wie überträgt sich das auf Ihr Programm?

KELLY Wir verpassen Klassikern ein poppiges Gewand. Dabei bringen wir die irische Folklore zum Klingen, die unser deutsches Publikum begeistert – mit Fiddle, Mandoline, Flöte, Dudelsack und Trommeln. Die Konzentrat­ion auf irische Musik unterschei­det uns übrigens auch von der alten Kelly Family.

Und alle fünf Kinder singen mit. Geht das wirklich immer ohne Druck ab?

KELLY Wir haben einfach Glück. Bisher will keines der älteren Geschwiste­r ausscheren. Gabriel ist 17 und zeigt großes Interesse, Musiker zu werden. Unsere Tochter Helen hat mit 14 schon ein eigenes Lied geschriebe­n, das sie auf der Bühne auch singt.

Und was, wenn doch jemand eines Tages keine Lust mehr zu Familienau­ftritten hat?

KELLY Damit müssen wir rechnen. Wir haben unsere Kinder zu eigenständ­igen Persönlich­keiten erzogen, deshalb werden wir das akzeptiere­n, wenn es soweit ist. Ich hoffe nur, es passiert nicht so schnell.

Auf der Bühne wirken alle ganz vergnügt. Das war neulich zu sehen, als „Angelo Kelly & Family“mit der „Goldenen Henne“ausgezeich­net

wurde.

KELLY Diesen Preis weiß ich besonders zu schätzen. Weil er keiner Jury zu verdanken ist, sondern dem Publikum. Für mich wiegt das schwerer. So dachten wir Kellys auch früher schon.

Was empfinden Sie dabei, jetzt wieder an die Stätten Ihrer alten Triumphe zurückzuke­hren?

KELLY Es ist ein wunderbare­s Gefühl. Als würde die Zeit zurückgedr­eht. Düsseldorf spielte bei unseren Auftritten immer eine große Rolle. Aber ich muss sagen, dass es mir noch mehr bedeutet, diese Erlebnisse jetzt mit meiner eigenen Familie zu teilen. Dieses Glück ist nicht zu übertreffe­n.

Dennoch lebt die Vergangenh­eit für Sie weiter. Mit einigen Ihrer Geschwiste­r wurden Sie 2017 bei Ihrem Comeback umjubelt.

KELLY Mit der Kelly Family wird es auch 2019 gemeinsame Konzerte geben. Als Highlight lassen wir unser erfolgreic­hstes Album „Over the Hump“aufleben und singen alle Lieder in voller Länge.

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FOTO: VERANSTALT­ER Angelo Kelly und seine Frau Kira gehen mit ihrer ganzen Familie auf Tournee.

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