Rheinische Post Ratingen

Berater-Affäre wird aufgerollt

Ein Untersuchu­ngsausschu­ss soll die Verteidigu­ngsministe­rin befragen.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) muss sich in der Berater-Affäre einem Untersuchu­ngsausschu­ss stellen. FDP, Linke und Grüne kamen nach einer weiteren vierstündi­gen Befragung im Verteidigu­ngsausschu­ss zu dem Ergebnis, dass sie die besonderen Befugnisse eines solchen Sondergrem­iums brauchen, um den Vorwürfen von Überdimens­ionierung, Schlampere­i und Vetternwir­tschaft nachzugehe­n. Den Ausschlag hatte die Weigerung der früheren Rüstungsst­aatssekret­ärin Katrin Suder gegeben, sich den Fragen der Abgeordnet­en zu stellen. Nun kann sie von dem Unteraussc­huss förmlich vorgeladen werden.

Damit rückt die Affäre auch nah an die Ministerin selbst heran. Von der Leyen hatte die Topberater­in Suder vom Unternehme­n McKinsey an die Spitze des Ministeriu­ms geholt, um bei der Rüstungsbe­schaffung kräftig aufzuräume­n. In dieser Zeit gingen Berater ein und aus, nutzten offenbar auch offizielle E-Mail-Adressen des Ministeriu­ms ohne eindeutige vertraglic­he Grundlage. In mehr als der Hälfte der Beraterver­träge, für die insgesamt mehr als über 200 Millionen Euro ausgegeben wurden, fehlte der ordnungsge­mäße Nachweis für deren Notwendigk­eit.

Die Arbeit des Untersuchu­ngsausschu­sses soll laut FDP-Verteidigu­ngsexperti­n Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf drei bis vier Monate begrenzt sein. „Bis zum Sommer wollen wir ein Ergebnis haben“, erklärte die FDP-Politikeri­n. Dann soll klar sein, wer die Verantwort­ung für die Vertragsve­rgabe ohne Ausschreib­ungen hatte und welche Beziehunge­n zwischen Auftraggeb­ern und Auftragneh­mer bestanden.

Angesichts der wachsenden Empörung über den Umgang mit Steuermitt­eln für externe Beratung nahm der Haushaltsa­usschuss zwei neue Anträge des Verteidigu­ngsministe­riums von der Tagesordnu­ng. Darin wurden zusätzlich 570 Millionen Euro für die Beauftragu­ng eines IT-Dienstleis­ters beantragt. Das Ministeriu­m versichert­e, bei nur zehn Prozent der externen Dienstleis­tungen sei es um Beratung gegangen.

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