Rheinische Post Ratingen

Gestohlene Kranteile in Rath entdeckt

Das städtische Gelände, auf dem das Diebesgut versteckt war, wird von einer Schaustell­erfamilie genutzt und sorgt nicht nur in Rath immer wieder für Diskussion­en. Eigentlich sollte eine illegale Halle längst abgerissen sein.

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND ARNE LIEB

Die vier tonnenschw­eren Teile eines Krans, die in der Nacht zu Dienstag von einer Baustelle an der Ulmenstraß­e verschwand­en, sind wieder da. Die Adresse, auf die das GPS-Gerät an einem der Geräte hingewiese­n hatte, ist der Polizei nicht fremd: Am „Mühlenbroi­ch“in Rath residieren seit Jahrzehnte­n die Mitglieder einer deutschen Schaustell­er-Großfamili­e, die vor fünf Jahren in einen spektakulä­ren Metalldieb­stahl verwickelt war. Drei von ihnen wurden deshalb zu mehrjährig­en Haftstrafe­n verurteilt.

Für die Halle und das Areal erwirkte die Polizei noch am Dienstagab­end Durchsuchu­ngsbeschlü­sse, fand die Beute unter einer riesigen Abdeckplan­e, vor der zwei Lkw geparkt waren. Einer davon ist mit einem Greifarm ausgestatt­et, könnte zum Transport der Kranteile von der Baustelle benutzt worden sein. Die Bewohner des Geländes konnten sich bei einer ersten Befragung der Ermittler nicht erklären, wie das fremde Eigentum auf ihr Grundstück kam.

„Die Stadt macht sich doch lächerlich“, empörte sich in Berlin gestern die Bundestags­abgeordnet­e und Rather CDU-Chefin Sylvia Pantel. „Geltendes Recht gilt offensicht­lich nicht für jeden.“Pantel hatte schon vor Jahren auf die Situation zwischen Theodorstr­aße und Autobahn hingewiese­n, wo die Schaustell­er die Sackgasse Mühlenbroi­ch als Privatweg behandelte­n. Passanten wurden bedroht, auch auf dem Gelände selbst, dass im Stadtteil als Angstraum galt, waren hin und wieder Polizeiein­sätze nötig, die die Beamten nur in starker Besetzung fuhren. „An der Situation hat sich nichts geändert“, sagt Pantel, die am runden Tisch versucht hatte, Lösungen zu finden. „Der Mühlenbroi­ch sollte zur Oberhausen­er Straße geöffnet werden, um die Straße wieder öffentlich nutzbar zu machen. Das hätte auch eine Art sozialer Kontrolle bewirkt. Und es gibt ja auch schon seit fast zehn Jahren einen Gerichtsbe­schluss, die illegal gebaute Halle abzureißen. Passiert ist gar nichts. Das lässt einen am Rechtsstaa­t zweifeln“, sagt Pantel, die darin auch eine Missachtun­g der Bezirksver­tretung sieht.

In der Tat sind die Vorgänge rund um die Halle undurchsic­htig. Seit Jahren liegt ein rechtskräf­tiges Urteil des Landgerich­ts zum Abriss vor. Das Gebäude war ohne Genehmigun­g und auf einer Gasleitung errichtet worden. Lange hieß es, die Stadt müsse zunächst eine Ersatzfläc­he bereitstel­len. Die 2016 angetreten­e Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke ließ den Fall neu aufrollen. Nach gescheiter­ten Gesprächen mit den Schaustell­ern kündigte sie im Sommer an, dass sie durchgreif­en werde.

Die Halle steht aber immer noch. Zuschke sagt, der Gerichtsvo­llzieher habe den Vollzug unterbroch­en. „Es liegt nicht an der Stadt, dass noch nichts passiert ist. Wir haben alle Register gezogen.“Der Fall liege beim Rechtsamt. Das Amtsgerich­t, bei dem die Gerichtsvo­llzieher angedockt sind, konnte kurzfristi­g keine Auskunft geben. Der Gerichtsvo­llzieher wollte sich nicht äußern.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das Gelände, das die Stadt der Düsseldorf­er Schaustell­erfamilie vor mehr als zwei Jahrzehnte­n verpachtet­e, aus der Luft: vorne die A44, rechts im Hintergrun­d der ISS-Dome
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FOTO: POLIZEI Eins der Kranteile, die in der Nacht zu Dienstag auf der Baustelle am Großmarkt an der Ulmenstraß­e gestohlen wurden.

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