Rheinische Post Ratingen

„Die EU muss alle Ein- und Ausreisen registrier­en“

Bayerns Innenminis­ter erklärt, was er als Vertreter der CSU am Wochenende beim CDU-Werkstattg­espräch über die Flüchtling­spolitik fordern will.

- GREGOR MAYNTZ FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Freuen Sie sich auf das Werkstattg­espräch bei der CDU über die Flüchtling­spolitik?

HERRMANN Ich bin sicher, dass das interessan­t wird. Es ist ein spannendes Thema, und natürlich weiß ich noch nicht, was da alles kommen wird.

Was werden Sie für die CSU einbringen?

HERRMANN Aus meiner Sicht geht es vor allem darum, dass wir Fluchtursa­chen bekämpfen. Da müssen die Initiative­n zur Entwicklun­g in Afrika, zur Bekämpfung von Hunger wesentlich intensivie­rt werden. In den allermeist­en Fällen haben die Menschen, die aus Afrika zu uns kommen, keine Gründe für Asyl, aber wirtschaft­liche Not und Hunger. Das muss angepackt werden, nicht indem wir einen Plan machen, sondern indem wir sehr schnell handeln.

Planen Sie, weitere Themen anzusprech­en?

HERRMANN Wir brauchen eine klare Kontrolle darüber, wer in die Europäisch­e Union einreist. Ich komme gerade aus Washington zurück, wo wir über diese Sicherheit­sfragen geredet haben. In den USA hat man nach den Anschlägen von 2001 ein umfassende­s Registrier­ungssystem für alle Ein- und Ausreisen geschaffen. Das funktionie­rt dort hervorrage­nd. Auch die EU braucht dringend ein solches Ein- und Ausreisere­gister. Das betrifft nicht nur die Flüchtling­sfragen. Das betrifft jeden, der mit einem Touristenv­isum irgendwo einreist. Von dem weiß heute kein Mensch, ob der nach drei Monaten auch irgendwo wieder ausreist oder wo er sich gerade aufhält. Das ist schon aus Sicherheit­sgründen unerträgli­ch und muss konsequent geändert werden.

Wird es beim Werkstattg­espräch auch um eine Art Vergangenh­eitsbewält­igung gehen?

HERRMANN Ich werde mich mit der Vergangenh­eit nicht beschäftig­en. Die Bewertunge­n der Jahre 2015 und 2016 sind hinreichen­d ausgetausc­ht. Keiner kann die Vergangenh­eit ändern. Wichtig ist, dass wir für die Zukunft eine klare Linie haben, die die Bevölkerun­g nachvollzi­ehen kann. Dazu gehört das klare Bekenntnis, dass sich eine Situation wie 2015 nicht wiederhole­n darf. Dazu gehört auch die Obergrenze, die wir vor einem Jahr versproche­n und die wir gehalten haben. Wir haben 200.000 gesagt, der Koalitions­vertrag hat das als „Korridor“übernommen und jetzt sind wir bei rund 160.000 Flüchtling­en – allen Unkenrufen zum Trotz konnte die Obergrenze also deutlich unterschri­tten werden. Unser Ziel ist jetzt, die Zahlen noch weiter nach unten zu bringen, daran arbeiten wir.

Hat die Flüchtling­spolitik das Potenzial, für die Union zu dem zu werden, was für die SPD die Agenda 2010 ist, die dort zur Spaltung beiträgt? HERRMANN Nein. Wir haben klare Signale der beiden neuen Parteivors­itzenden von CDU und CSU, dass mit der Streiterei Schluss sein muss. Wir werden immer mal wieder verschiede­ner Meinung sein, aber konsequent und vertrauens­voll zusammenar­beiten. Vor dem Hintergrun­d habe ich mich über die Einladung zum CDU-Werkstattg­espräch gefreut. In der Regierung muss man den Menschen Lösungen anbieten, hier hat die SPD Fehler gemacht. Wer in der Regierung ist und bleiben will, darf sich nicht wie eine Opposition­spartei aufführen.

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FOTO: DPA Joachim Herrmann.

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