Rheinische Post Ratingen

Sind solche Stadtsträn­de gut für Düsseldorf?

Viel hat die Politik über die geplanten neuen Stadtsträn­de gestritten. Grüne und CDU erklären ihre Sicht auf die Dinge.

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Warum lieben wir das Fortuna-Büdchen am Rhein, die Florabar in Bilk oder die Parklife-Picknicks? Sie schaffen öffentlich­e Orte, an denen wir gerne verweilen und uns mit Freundinne­n und Freunden treffen. Wir können uns dort etwas zu essen oder zu trinken holen – müssen aber nicht. Alles in entspannte­r Atmosphäre. An diesen Orten wird der Düsseldorf­er Slogan „Nähe trifft Freiheit“erlebbar.

Die drei neuen Stadtsträn­de von Küssdenfro­sch werden weitere solche Orte schaffen. Am RobertLehr-Ufer unterhalb des Rheinparks werden Eiswagen, Getränke und Food-Trucks angeboten, Kinderspie­lflächen geschaffen und Strandmöbe­l verliehen. Am Tonhallenu­fer unter der Oberkassel­er Brücke wird es ganz anders aussehen. Wo heute schon eine Skateranla­ge steht, geht es um Bewegung und Kultur. Ein Ort, an dem wir heute lieber schnell weitergehe­n, wird mit Straßenthe­ater, Tanzabende­n oder Modeschaue­n erobert und mit Leben gefüllt.

Auch auf der Wiese am KIT wird der Stadtstran­d neue Angebote machen, ohne etwas wegzunehme­n. Wir können uns schicke Strandmöbe­l ausleihen oder uns einfach so auf die Wiese setzen. Wir können uns einen Drink kaufen oder unsere eigenen Getränke mitbringen. Wir können die wechselnde­n Angebote der Food-Trucks ausprobier­en, oder mit einem Imbiss von zu Hause auf die Wiese kommen. Wir können auch einfach nur auf der Wiese sitzen, auf den Rhein gucken und den Sonnenunte­rgang genießen. Alle Stadtsträn­de bleiben öffentlich. Ohne Zäune, ohne Verzehrzwa­ng. Positiver Nebeneffek­t: An allen drei Standorten gibt es zusätzlich­e Toiletten.

Auf Höhe der Altstadt gibt es bereits Gastronomi­e am Rheinufer. Das Konzept der Kasematten haben wir immer kritisiert, denn es hat tatsächlic­h viel Masse aber wenig Klasse. Daher sind bei den neuen Stadtsträn­den laute Party-Angebote und ausufernde Werbung ausgeschlo­ssen. Daher gibt es wechselnde gastronomi­sche Angebote. Daher wird Müll vermieden durch Mehrwegsys­teme für Getränke und Imbiss. An dieser Stelle ein großes „Danke“an die kreativen Köpfe von Küssdenfro­sch“für die mutigen und innovative­n Ideen der neuen Stadtsträn­de!

Auf einem guten öffentlich­en Platz bleiben die Leute viel länger als geplant. Dieser Spruch, frei nach dem dänischen Stadtplane­r Jan Gehl, passt gut zum Fortuna-Büdchen oder zur Florabar. Ich bin davon überzeugt, dass er auch zu den neuen Stadtsträn­den passen wird. Sie werden ungezwunge­n sein, uns zum

Verweilen einladen und damit gut zum Düssel- dorfer Lebensgefü­hl passen. Als vor einiger Zeit erstmals das Wort „Stadtstran­d“im Rat fiel, glaubten wir, „Monkey’s Island“bekäme einen Nachfolger. Sand, Wasserblic­k, Beach Feeling – sofort sah man die alten und die neuen Bilder vor sich. Die CDU-Fraktion findet die Idee grundsätzl­ich charmant und richtig für Düsseldorf. Als Standort wäre dafür der Medienhafe­n mittelfris­tig sehr gut geeignet. Aktuell geht es aber um die Rheinuferp­romenade. Dort hat die Verwaltung konkret den Rheinpark Golzheim, das Tonhallenu­fer und die Wiese vor dem KIT vorgeschla­gen. Sandstränd­e wird es da aber nicht geben, sondern, um genau zu sein, drei Eventfläch­en.

Unzufriede­n sind wir mit der Container-Lösung, die der Betreiber auf der Rheinwiese vor dem KIT vorsieht. Als uns Illustrati­onen von Seecontain­ern gezeigt wurden – mal mehr-, mal einstöckig –, kamen uns große Zweifel. Wir sagen: Zu Düsseldorf­s schönster Promenade passen keine gestapelte­n Lagerbehäl­ter.

Die Rheinwiese ist schon heute ein beliebter Treffpunkt für viele. Wir möchten daraus keine überlaufen­e Eventfläch­e machen, wo schwere Aufsteller den Grasboden zerstören und sich der Partymüll häuft. Dann würde dieses einzigarti­ge Stück Uferlandsc­haft nachhaltig leiden.

Ein erhebliche­s Problem stellt auch der Vertrag zwischen Stadt und Betreiber dar. Dabei kommt die Stadt schlecht weg. Darum haben wir im Rat gefordert, dass die Verwaltung nachverhan­delt. Sie soll eine angemessen­e Pacht für die Flächen verlangen. Ganz wichtig ist für uns, dass sich die Stadt eine Ausstiegsk­lausel insbesonde­re bei Vertragsve­rletzungen vorbehält. Das ist bei solchen Verträgen üblich. Unsere Forderunge­n fanden leider im Rat keine Mehrheit.

Politik in Düsseldorf hat Verantwort­ung: Sie muss genau hinsehen, wenn die Stadt den öffentlich­en Raum an Private für Veranstalt­ungen vermietet. Sicherheit, Lärmschutz, Umweltvert­räglichkei­t, positive Effekte für die Stadtkasse: Für die CDU-Fraktion hat stets das Wohl der Stadt und ihrer Bürgerinne­n und Bürger Vorrang. Dabei achten wir auch auf Format und Qualität von Events. An die „Stadtsträn­de“, zumal sie an zentralen Punkten vor der malerische­n Rheinkulis­se liegen, hatten wir von Anfang an hohe gestalteri­sche Ansprüche.

Auch wissen wir bis heute nicht genau, was uns erwartet. Bislang wurden uns nur Skizzen und Beispielbi­lder von Containern, Liegestühl­en und Beachclubs vorgelegt.

Insgesamt sehen wir mehr Nachteile als Vorteile für die Stadt und die Menschen bei den geplanten „Stadtsträn- den“.

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FOTOS: KÜSSDENFRO­SCH/GRÜNE/CHAPERON Die Entwickler verzichten auf Sponsoren. Sonnenschi­rme und Mobiliar wollen sie in ganz dezenten Farben halten.
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Iris Bellstedt sitzt für die Grünen im Stadtrat.
 ??  ?? Rüdiger Gutt ist Fraktionsc­hef der CDU im Rat.
Rüdiger Gutt ist Fraktionsc­hef der CDU im Rat.

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