Michael Bolten spricht über seine Liebe zum Verein
Im Erzählcafé der Stadtbibliothek Düsseldorf diskutierten Autor und Besucher über das Thema „Sport als Fan und Sportler“.
Michael Bolten geht in Hamburg, seinem selbst gewählten Exil, regelmäßig zu „Gräbe‘s“. Bolten ist nämlich sicher, dass er in der Kneipe die Fortuna-Spiele sehen kann. Als Fan des rot-weißen-Kultclubs gehört es zu den vornehmsten Pflichten des gebürtigen Düsseldorfers, sich über die Form und die Ergebnisse seines Lieblingsvereins zu informieren. In der Düsseldorfer Stadtbibliothek sprach der Autor mehrerer Fortuna-Bücher jetzt über die Treue zu seinem Verein.
Nach langen „Leidensjahren“in Stuttgart und Berlin, in denen die dortigen Einheimischen nach seinem Fortuna-Fan-Geständnis herablassend blickten und fragten, ob er nicht doch lieber VfB- oder Hertha-Fan werden wolle, ist Bolten in Hamburg jetzt obenauf. „Im Sommer war ich zu einer Grillparty eingeladen. Ich wurde mit den Worten: Das ist übrigens der einzige Erstligist unter uns vorgestellt“, erläutert Bolten breit lächelnd.
Seine innere Verbindung zu den Flingeraner Kickern ist tief und unzerstörbar. „1967 habe ich im Rheinstadion mein erstes Fortuna-Spiel gesehen. Ich war so beeindruckt, dass ich Fan geworden bin“, gesteht Bolten.
Diese Eigenschaft verhalf ihm zu einigen denkwürdigen Lebensstationen. „Ich war 1979 beim Europcup-Finale in Basel. Ich war gerade 18 und konnte die Schulentschuldigung selbst schreiben. Das fand ich cool“. erinnert sich Bolten. „Und in Berlin habe ich mit zwei Männern und zwei Frauen den Fortuna-Fan-Club gegründet.“Drei Bücher hat er bereits über Fortuna (Alles andere ist nur Fußball, Wir sind die Fortuna) und Fortunen (Paul Janes und die Fliege an Torpfosten) verfasst, die es auch in der Düsseldorfer Zentralbücherei gibt. Dorthin zog es Bolten zu „Coffee & Cookies“. Der Erzählcafé-Moderator Andreas Vollmer hatte ihn als „Stargast“zum Thema „Sport als Fan und Sportler“eingeladen. Mit dabei waren Diskutanten aus Syrien, Tunesien, Marokko, Indien, Griechenland, dem Iran, Ecuador und Düsseldorf. Mit dem Termin hatten sich die Erzählcafé-Organisatoren aber ein Eigentor geschossen. Wegen des Pokalspiels auf Schalke war neben Bolten mit Kalle Wahle nur ein weiterer bekennender Fortuna-Fan dabei. Dass Gewalt weder in Fußball-Kreisen noch in anderen Sportarten etwas zu suchen hat, war einhellige Meinung.
Dass Bolten gerade an seinem vierten Fortuna-Buch arbeitet, wurde ebenfalls verkündet. „Nächstes Jahr feiert die Fortuna ihr 125-jähriges Bestehen“, so der Autor. „Da hilft es, in staubigen Archiven zu sitzen und uralte Dokumente – auch in Sütterlin geschrieben – zu sichten“, verrät Bolten. Liebe macht auch vor Staub nicht halt.