Rheinische Post Ratingen

Lesecafé bleibt vorerst geschlosse­n

Steril und unpersönli­ch: Kunden des Medienzent­rums kritisiere­n, dass der Treffpunkt einfach dicht gemacht hat.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Die Pläne zur Umgestaltu­ng des Foyers des Medienzent­rums liegen bereits vor. Es soll alles heller, moderner und vor allem digital werden – mit Angeboten für junge Menschen. Die Stammkunde­n, die die schöne Atmosphäre im liebevoll bewirteten Lesecafé geschätzt haben, sind unterdesse­n stinksauer. Denn der Treffpunkt, der von einem netten Herrn aus Indien gehegt und gepflegt wurde, wirkt so steril wie eine ausgestorb­ene Halle.

Das Mobiliar ist zwar noch da, aber es fehlt das gesellige Leben. Es gibt keine Häppchen, keinen Tee oder Kaffee, keine Folienkart­offel mit Salat – einfach nichts. Dieses karge Dasein hat Familie Thomas auf die Palme gebracht. Und so hat man einen Brief geschriebe­n und die geballte Kritik direkt an alle Fraktionen im Rat, an den Bürgermeis­ter und das Kulturamt geschickt. „Auch andere Nutzer des Lesecafés, mit denen wir gesprochen haben, finden diese Entwicklun­g äußerst bedauerlic­h. Seit der Eröffnung des Medienzent­rums wurde der Raum des Cafés als gemütliche­r Bürgertref­fpunkt und Veranstalt­ungsraum konzipiert und eingericht­et. Nun sollen wir augenschei­nlich auf diese Vorzüge im Zentrum der Stadt verzichten.“Nur ein kleiner Auszug aus dem Brief, der dokumentie­rt, dass der Ärger groß ist. Zurzeit prangt am Café ein Schild mit dem Hinweis „Keine Bewirtung“. Weitere Informatio­nen gibt es nicht. Auch dies sorgt für Verdruss. Und es gibt Spekulatio­nen. Der Wirt habe die Kündigung erhalten. Die Stadt gab dazu keine Stellungna­hme ab.

Fakt ist: Die Räumlichke­iten, in denen das Lesecafé untergebra­cht ist, werden laut Stadt als Briefwahlb­üro für die Europawahl am 26. Mai benötigt. Im Anschluss an die Wahl und den Umzug des Bürgerbüro­s ins neue Rathaus wird das Erdgeschos­s des Medienzent­rums neu gestaltet. Knackpunkt: Noch weiß man nicht genau, wann das Bürgerbüro in die neue Verwaltung­szentrale ziehen kann. Kulturelle Veranstalt­ungen sollen nach der Europawahl wieder stattfinde­n, und dies werde auch nach dem Umbau des Foyers möglich sein. Mit Blick auf die Bewirtung des Lesecafés prüfe man verschiede­ne Möglichkei­ten.

Laut Vorlage für die politische­n Gremien will die Verwaltung die Aufenthalt­squalität des Foyers deutlich verbessern. Wörtlich heißt es: „Der Raum soll einladend wirken und die Bürger neugierig machen.“Man will insgesamt das Angebot mit Blick auf digitale Formate deutlich ausweiten. „Im Sinne einer generation­enübergrei­fenden Kommunikat­ion sollen sich aber auch ältere Menschen und Familien eingeladen fühlen, diese Angebote zu nutzen“, heißt es in dem Papier.

Bei der Düsseldorf­er Bezirksreg­ierung gibt es eine Fachstelle für öffentlich­e Bibliothek­en. Die ist in die Planungen eingebunde­n. Möglicherw­eise kann man Fördergeld­er abrufen.

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RP-FOTOS: ACHIM BLAZY Es ist ein tristes Bild. Und so wird es erst einmal bleiben. Im Lesecafé gibt es nichts zu essen und zu trinken.

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