Rheinische Post Ratingen

Ein würdevolle­r Abschied vom geliebten Pferd

Verstirbt ein Pferd, wird es zur Tierkörper­beseitigun­gsanstalt gebracht. Wer sich für eine Kremierung entscheide­t, kann respektvol­l Abschied nehmen.

- VON BRIGITTE BONDER

Die Bestattung von Hunden und Katzen auf Tierfriedh­öfen ist schon seit Jahren möglich. Für viele Herrchen gehören die Haustiere fest zur Familie, sie wünschen sich im Todesfall eine würdevolle Bestattung. Doch auch Pferde und Ponys begleiten ihre Besitzer über mehrere Jahre. „Wenn das Tier dann verstirbt oder eingeschlä­fert werden muss, nehmen die Pferdebesi­tzer im besten Fall ganz in Ruhe Abschied im Stall“, sagt Martin Struck, Vorsitzend­er des Bundesverb­ands der Tierbestat­ter. „Um den Rest kümmert sich vielfach der Reitstallb­esitzer, die Besitzer halten sich vom Abtranspor­t des Tieres lieber fern.“Trotz allem ist es für viele Pferdefreu­nde eine unerträgli­che Situation, ihr Pferd vom Abdecker abholen lassen zu müssen.

Seit zwei Jahren gibt es jedoch eine Alternativ­e zur Tierkörper­beseitigun­g. Aufgrund der Änderung des „Tierischen Nebenprodu­kt-Beseitigun­gsgesetzes“im Februar 2017 ist in Deutschlan­d das Einäschern von Pferden und Ponys in Tierkremat­orien erlaubt. „Derzeit gibt es zwar 26 Tierkremat­orien im Land, aber bisher nur ein Pferdekrem­atorium in Schwäbisch-Hall“, sagt Struck. „Dieses wurde 2017 eröffnet, weitere befinden sich derzeit im Genehmigun­gsverfahre­n.“Andere Länder sind da schon weiter. In den Niederland­en oder Frankreich gibt es bereits seit mehreren Jahren Krematorie­n für Pferde und Ponys.

Eine rechtzeiti­ge Planung ist wichtig. „Besitzer älterer Pferde sollten sich bereits frühzeitig Gedanken darüber machen, was im Todesfall zu tun ist“, rät Martin Struck. Sinnvoll sind ein Gespräch mit dem Tierarzt und die Auswahl eines geeigneten Bestattung­sunternehm­ens.

„Bei der Suche sollten sich die Pferdebesi­tzer genau erkundigen, was mit ihrem Tier passiert und wo es kremiert wird.“Ist die Wahl getroffen, wissen Tierhalter genau, wen sie nach dem Versterben des Vierbeiner­s anrufen müssen und brauchen sich in dieser Zeit der Trauer nicht mehr auf die Suche nach dem passenden Unternehme­n begeben.

In Wesel organisier­t beispielsw­eise das Unternehme­n Cremare Tierkremat­orium GmbH mit seiner Marke Horsia die Feuerbesta­ttung von Pferden. „Wir beraten zum Ablauf, zu Kosten und zu den Möglichkei­ten des Umgangs mit der Asche“, erklärt Tierärztin Anja Pallinger, die als Produktman­agerin bei Cremare tätig ist. „Den Kremierung­sauftrag übermittel­n wir als Formblatt an den Besitzer. Die Aufgabe des praktizier­enden Tierarztes ist es, einen Antrag zur Genehmigun­g der Kremierung zu unterschre­iben und so die Identität und Seuchenfre­iheit des Tieres zu bestätigen.“Horsia kümmert sich um die Formalität­en in Verbindung mit dem Veterinära­mt und meldet den Transport in der EU-Datenbank Traces. Das Pferd wird mit einem Spezialfah­rzeug abgeholt, die Besitzer können sich auf Wunsch nach dem Aufladen noch einmal verabschie­den. „Im Vergleich zur Abholung durch einen Abdecker ist dies ein ruhiger und pietätvoll­er Moment“, betont Anja Pallinger. Der Tierkörper wird rechtskonf­orm und veterinära­mtlich registrier­t nach Faulquemon­t direkt hinter der französisc­hen Grenze überführt und dort eingeäsche­rt. Der Umgang mit der Asche ist individuel­l. „Es gibt Urnenmodel­le für die Gesamtmeng­e oder für Teilmengen, die für Erdbestatt­ung oder für die Aufbewahru­ng im Haus oder draußen geeignet sind“, zeigt Pallinger die Möglichkei­ten auf. „Beliebt sind auch Bilderrahm­en mit Aschekamme­rn oder klassische­r Ascheschmu­ck befüllt mit einem symbolisch­en Anteil der Asche.“

Bei der Einzelkrem­ierung wird das Pferd allein im Ofen eingeäsche­rt. Im Anschluss wird die Asche entnommen und vollständi­g oder als Teilasche an den Besitzer zurückgefü­hrt. „Die zweite Möglichkei­t ist eine Sammelkrem­ierung, bei der mehrere Tiere gleichzeit­ig eingeäsche­rt werden und somit ein Vermischen der Aschen stattfinde­t“, erklärt Pallinger. „Die Tieridenti­fikation ist bei beiden Kremierung­sarten durch unser Barcodesys­tem jederzeit gewährleis­tet und rückverfol­gbar.“Je nach gewünschte­r Kremierung­sart und dem Tiergewich­t liegen die Kosten zwischen 570 und 1650 Euro zuzüglich Transportk­osten. Diese können telefonisc­h erfragt oder online unter www.horsia.de abgerufen werden. „Es gibt keine versteckte­n Kosten, lediglich eine individuel­l ausgesucht­e Urne oder Ascheschmu­ck werden zusätzlich berechnet“, betont Anja Pallinger. Die Nachfrage nach Feuerbesta­ttungen wächst. „Denn die Abholung durch die Tierkörper­beseitigun­gsanstalt und die Verarbeitu­ng des toten Pferdes dort entspricht nicht dem emotionale­n Bezug, den der Besitzer mit dem Tier über einen langen Zeitraum aufgebaut hat.“

 ?? FOTO: VAL_SHEP/GETTYIMAGE­S ?? Die Beziehung eines Besitzers zu seinem Pferd dauert viele Jahre. Daher möchten sich die Halter von ihren Tieren gern ganz in Ruhe verabschie­den.
FOTO: VAL_SHEP/GETTYIMAGE­S Die Beziehung eines Besitzers zu seinem Pferd dauert viele Jahre. Daher möchten sich die Halter von ihren Tieren gern ganz in Ruhe verabschie­den.
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FOTO: CREMARE

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