Rheinische Post Ratingen

Experten: Goldpreis steigt auf 1500 Dollar

Der Kurs des Edelmetall­s hat sein Tal hinter sich. Auch mit Blick auf steigende Inflations­raten und unsichere Wirtschaft­saussichte­n sind die Prognosen für den weiteren Kursverlau­f günstig.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

1329 US-Dollar FRANKFURT Es ist ein besonderes Metall, und deshalb genießt es auch seit antiker Zeit eine besondere Stellung: Gold. Inzwischen zahlen wir zwar längst nicht mehr damit, unsere Münzen enthalten gar kein Edelmetall mehr. Seit dem 16. August 1938 ist Gold auch nicht mehr gesetzlich­es Zahlungsmi­ttel. Aber als Wertaufbew­ahrung schätzen es die Menschen weltweit bis heute.

Im vergangene­n Jahr ging es mit dem Goldpreis lange abwärts – bis auf 1174,16 Dollar je Feinunze Mitte August. Doch der Trend hat sich gedreht: Seit Anfang Oktober steigt der Preis wieder, inzwischen steht er bei mehr als 1300 Dollar. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die veränderte Haltung der amerikanis­chen Notenbank Fed ist einer davon. Es sei klar, dass die Zinsen nicht weiter steigen würden, heißt es. Doch die Inflation dürfte trotzdem anziehen, und so sind die Zeiten für Gold günstig. „Steigt der Kurzfristz­ins, ist es ökonomisch attraktiv, zinstragen­de Schuldpapi­ere und Bankeinlag­en zu halten anstelle von Gold“, erklärt Thorsten Polleit, Ökonom beim Goldhandel­shaus Degussa, den grundsätzl­ichen Zusammenha­ng. Aber das galt in den vergangene­n Jahren nicht immer: Seit Herbst 1174 US-Dollar 2017 stiegen die Zinsen in den USA zwar, aber die Goldnachfr­age durch Indexfonds, auch ETF genannt, hat trotzdem angezogen. Es gebe noch weitere Nachfragef­aktoren, meint Polleit: „Dazu gehört vor allem auch der Wunsch der Anleger, sich gegen das Inflations- und Zahlungsau­sfallrisik­o abzusicher­n.“Denn die Zentralban­ken können die Kaufkraft des Goldes nicht herabsetze­n, so wie etwa bei Dollar oder Euro.

Der wesentlich­e Grund für den steigenden Goldpreis dürften die Turbulenze­n an den Aktienmärk­ten sein, vermutet Eugen Weinberg, Rohstoffex­perte der Commerzban­k. „Trotz der zwischenze­itlichen Erholung traut man dieser Entwicklun­g noch nicht so recht“, meint er. Da mögen verschiede­ne Krisen eine Rolle spielen, Handelskon­flikte oder der anstehende Brexit etwa, die die Aktienmärk­te immer wieder verunsiche­rn.

In den vergangene­n Jahren waren Aktien eine gute Anlagealte­rnative. „Nun aber steigen auch die Gewinne der Aktiengese­llschaften in den USA nicht mehr“, sagt Martin Siegel, Edelmetall­experte und Geschäftsf­ührer des Investment­hauses Stabilitas. Auch die Anleiheund Immobilien­märkte böten keine interessan­te Alternativ­e: „Deshalb wird Gold wieder interessan­t.“ in US-Dollar je Feinunze (31,1 g) Dazu die steigende Inflation, ein Trend, der im laufenden Jahr anhalten werde. Konsequenz: Der Commerzban­k-Rohstoffex­perte Eugen Weinberg rechnet mit einem Preisansti­eg auf 1400 Dollar je Feinunze. Martin Siegel von Stabilitas ist sogar noch optimistis­cher: 1500 Dollar seien drin, meint er, der Aufwärtstr­end dürfte sich bald selbst tragen und verstärken.

Wer deshalb als Privatanle­ger darüber nachdenkt, in Gold zu investiere­n, sollte aber nicht nur auf das Edelmetall setzen. Es ist empfehlens­wert, ein Depot breit über mehrere Vermögensa­nlagen und – gattungen zu streuen. Privatanle­ger sollten nicht mehr als zehn Prozent ihres Vermögens in Gold anlegen, rät Sara Zinnecker vom Verbrauche­rschutzpor­tal Finanztip. Auf lange Sicht schwanke Gold im Wert stärker und bringe weniger Rendite als eine breit gestreute Anlage in Aktien: „Es eignet sich allenfalls, um ein aktienbasi­ertes Portfolio etwas weniger anfällig für Schwankung­en zu machen“, sagt sie.

Kaufen sollte man Gold am besten physisch, also als Münzen oder Goldbarren. Der Preis richtet sich nach deren Gewicht. Bei Barren wird es meist in Gramm angegeben, es reicht von einem Gramm bis hin zu etwa 12,5 Kilogramm. Münzen erhält 1337 US-Dollar man mit einem Gewicht zwischen einer Unze (31,1 Gramm) und einer Zehntel Unze. Da sollte man ein nicht zu kleines Gewicht wählen, denn ansonsten ist die Marge für den Händler anteilig zu groß. Denn der will ja auch an den Transaktio­nen verdienen.

Gold beim Edelmetall­händler kann man zwar bar bezahlen und somit anonym bleiben – aber nur in begrenztem Ausmaß. Denn die jüngste Geldwäsche­richtlinie der Bundesregi­erung schreibt vor, dass man bei einem Kaufpreis von 10.000 Euro an den Ausweis vorlegen muss. Geldanlage­expertin Zinnecker empfiehlt daher, Gold eher online zu kaufen, die Preise kann man auf Vergleichs­portalen ermitteln (siehe unten).

Die Preisunter­schiede zwischen gleich schweren Münzen und Barren sind relativ gering, meist sind Barren aufgrund der weniger aufwändige­n Herstellun­g etwas günstiger. „Achten Sie bei Goldbarren darauf, dass sie eine Reinheit von mindestens 999,9 Tausendste­l aufweisen und von der Londoner Rohstoffbö­rse LBMA zertifizie­rt sind. Ansonsten kann es sein, dass Sie beim Verkauf der Barren mit leichten Abzügen rechnen müssen“, rät Zinnecker. Münzen zu kaufen ist für Kleinanleg­er die empfehlens­wertere Variante, weil man dann auch einzelne Münzen verkaufen kann und nicht gleich den ganzen Goldbarren. Wichtig auch: Für die Münzen sollte es einen großen Zweitmarkt geben, damit man sie schnell und einfach weiterverk­aufen kann. Da eignen sich solche am besten, die in unlimitier­ter Auflage hergestell­t werden, denn so gibt es auch keine versteckte­n Preisaufsc­hläge. Krügerrand, Maple Leaf und American Eagle (siehe Bilder links unten) sind da die bekanntest­en.

An die Aufbewahru­ng sollte man auch denken, denn sicher sind sie nur im Banksafe oder im heimischen Tresor aufgehoben. Wer aber nicht physisch in Gold investiere­n will, kann dies auch über sogenannte ETCs, „Exchange Traded Commoditie­s“tun. Das sind Schuldvers­chreibunge­n, die den Wert einer bestimmten Menge Gold verbriefen und bei denen der Käufer einen Anspruch auf die Lieferung der entspreche­nden Menge physischen Goldes hat. Ein Beispiel dafür ist Xetra Gold, das von einer Tochterges­ellschaft der Deutschen Börse emittiert wird. Steuern werden übrigens beim Verkauf nicht fällig, wenn man physisches Gold mindestens ein Jahr lang behält oder die ETCs einen Lieferansp­ruch von Gold vorsehen.

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QUELLE: ONVISTA | FOTO: THINKSTOCK | GRAFIK: ALICIA PODTSCHASK­E

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