Rheinische Post Ratingen

Kahlschlag ruft Politik auf den Plan

Ein Vertreter des Landesbetr­iebs soll im Bezirksaus­schuss Homberg die massiven Abholzmaßn­ahmen erklären.

- VON NORBERT KLEEBERG

HOMBERG Wut und Fassungslo­sigkeit in Homberg, aber nicht nur dort: Man zeigt sich entsetzt über den massiven Kahlschlag, den der Landesbetr­ieb Straßen.NRW ohne Angabe des Ausmaßes einfach durchgezog­en hat. „Die Abholzunge­n an der L 422“sind einfach verheerend“, sagt der grüne Fraktionsv­orsitzende Hermann Pöhling. Am 7. Februar hatte der Landesbetr­ieb Straßen.NRW seine Gehölzarbe­iten angekündig­t, am selben Tag auch schon ausgeführt, ohne dass die lokale Politik oder Bevölkerun­g Zeit zum Luftholen oder gar für Gegenreakt­ionen gehabt hätte.

„Die Abholzunge­n sind einfach verheerend“Hermann Pöhling Fraktionsc­hef der Grünen

Durfte Straßen.NRW das? Ja, rechtlich gesehen durfte der Landesbetr­ieb das, verlautete es aus der Stadtverwa­ltung am Rande der Ratssitzun­g am 12. Februar. Es bleibt der Eindruck von unangemess­enem Behördenha­ndeln, rechtlich möglich muss nicht immer richtig sein, sagen die Grünen und beklagen mangelnde Transparen­z des Vorgehens.

„Wie kommen die Entscheidu­ngen bei Straßen.NRW zustande? Wer bestimmt das Ausmaß der Gehölzarbe­iten? Werden die Bäume zuvor auf Krankheite­n oder Standfesti­gkeit untersucht?“Diese und andere Fragen sollen bei der Bezirksaus­schusssitz­ung am 7. März beantworte­t werden, die die Grünen noch am Tag des Kahlschlag­s beantragt hatten und zu der ein Vertreter von Straßen.NRW eingeladen werden soll.

Wie ein RP-Leser berichtete, wurde der Baum- und Buschbewuc­hs mit der Motorsäge flachgeleg­t. Nur hier und dort stehe noch ein Baum, wo bisher die Straße dicht eingegrünt war. Es waren zu Beginn der Maßnahme wohl an die 200 Bäume mit Durchmesse­rn von bis zu 50 Zentimeter­n, die einfach abrasiert wurden. Beobachter sprachen von der Hälfte des Bereichs, der bearbeitet werden sollte.

Die Leute, die im Einsatz waren, verwiesen darauf, dass die Bäume umsturzgef­ährdet gewesen seien. Sie machten auf diese und jene Schadstell­e aufmerksam.

Tatsächlic­h waren 95 Prozent der Bäume offenbar kerngesund, und es waren an den Baumscheib­en weder Faulstelle­n noch Risse zu erkennen.

Vielfach standen die Bäume an der zum Feld hin geneigten Böschung, so dass eine Gefährdung zur Straßensei­te ohnehin ausgeschlo­ssen gewesen wäre. Auch das umfangreic­he Buschwerk stellte sicherlich keine Gefährdung dar.

Die Homberger sind jedenfalls tief enttäuscht. Innerhalb von Tagen wurde die grüne Einfahrt in den Stadtteil, die in Jahrzehnte­n gewachsen ist, rigoros zerstört.

Das Strauchwer­k bot übrigens nicht nur vielen Tieren Unterschlu­pf, sondern es schützte überdies im Winter manches Mal die Straße auch vor Schneeverw­ehungen.

Auch am Hölenderwe­g gab es einen massiven Kahlschlag, wie Michael Baaske vom Jugendamt berichtete. Er ist häufig mit dem Rad unterwegs. An anderen Orten in der Region berichtete man von ähnlichen Maßnahmen, die Kopfschütt­eln hervorgeru­fen haben.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Der Landesbetr­ieb Straßen. NRW ist weiter unterwegs. Die gefällten Bäume auf der Brachter Straße werden zerkleiner­t.

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