Rheinische Post Ratingen

Höherer Krankensta­nd durch Stress

IG Bau beruft sich bei Zahlen auf Gesundheit­sreport der Betriebskr­ankenkasse­n.

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KREIS METTMANN (RP) Grippe zum Winterende, Rückenbesc­hwerden, Unfall am Arbeitspla­tz: Im Kreis Mettmann waren Beschäftig­te im vorletzten Jahr durchschni­ttlich 16 Tage lang krankgesch­rieben. Das geht aus der Statistik der Betriebskr­ankenkasse­n (BKK) hervor. Auf deren Gesundheit­sreport hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) verwiesen. Der Krankensta­nd – also der durchschni­ttliche Anteil der Krankgesch­riebenen pro Tag – lag hier zuletzt bei 4,4 Prozent. Damit liegt der Kreis unter dem bundesweit­en Schnitt von 4,9 Prozent.

Nach Einschätzu­ng der IG BAU geht ein wachsender Teil der Krankmeldu­ngen auf eine höhere Arbeitsbel­astung zurück. „Die gute Konjunktur und fehlende Fachkräfte sorgen dafür, dass Überstunde­n immer häufiger zum Normalfall werden. Doch Termindruc­k und Stress machen auf Dauer krank“, sagt Doris Jetten von der IG BAU Düsseldorf. Wer ohnehin am Limit arbeite, der sei auch anfälliger etwa für eine Erkältung.

„Gerade im Baugewerbe ist die Arbeitsbel­astung wegen der vielen Aufträge derzeit enorm. Und in der Reinigungs­branche ist es gang und gäbe, dass Beschäftig­te regelrecht im Wettkampf gegen die Uhr putzen müssen“, so Jetten. Hinzu kommt: Dort, wo der Arbeitsdru­ck hoch ist, gehen nach Beobachtun­g der Gewerkscha­ft viele Beschäftig­te auch dann zur Arbeit, wenn sie krank sind. In einer aktuellen Untersuchu­ng des DGB gaben bundesweit zwei Drittel der Befragten an, trotz Krankheit gearbeitet zu haben.

Mit Sorge beobachtet die IG BAU außerdem die Zunahme von Fehltagen aufgrund psychische­r Erkrankung­en. „Wer etwa unter Depression­en oder Alkoholsuc­ht leidet, der fällt oft gleich für mehrere Wochen aus“, betont Jetten.

Um solche Krankheite­n zu erkennen, sei ein offenes und kollegiale­s Miteinande­r im Betrieb unverzicht­bar. Dies dürfe nicht dem Arbeitsdru­ck geopfert werden. Wichtig sei hier insbesonde­re die Arbeit der Betriebsrä­te. „In Unternehme­n, die eine Arbeitnehm­ervertretu­ng haben, sind die Beschäftig­ten zufriedene­r und seltener krank“, so Doris Jetten.

Nach BKK-Angaben fehlten Beschäftig­te in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2017 durchschni­ttlich an 18,2 Tagen wegen Krankheit im Job. Vier Jahre zuvor waren es noch 16,7 Tage. Bundesweit lag die Arbeitsunf­ähigkeit im Schnitt bei zuletzt 17,7 Tagen pro Jahr.

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FOTO: MAURIZIO GAMBARINI/DPA Wer unter Stress steht, wird schneller krank.

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