Rheinische Post Ratingen

Reifen, Wattestäbc­hen und ein Buch aus Leeds

Europaweit sammelten 20.000 Menschen beim Rhine Cleanup Müll. Auch in NRW waren Helfer fleißig.

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RHEINLAND (RP) Überreste von Wattestäbc­hen, alte Anglerstüh­le, eine Kühlschran­ktür und ein Sonnenschi­rm – das sind nur einige Fundstücke der Müllsammle­r am Rheinufer im Voerder Dorf Götterswic­kerhamm. Dort nahmen rund 60 Personen, darunter viele Familien, am Rhine Cleanup teil – einer europaweit­en Aktion, um das Rheinufer von Unrat und umweltschä­dlichem Dreck zu befreien.

Von der Quelle bis zur Mündung waren Menschen aufgerufen, das Flussufer zu säubern. Mehr als 20.000 Freiwillig­e haben am Samstag tonnenweis­e Müll gesammelt. Die Zahl der Teilnehmer habe sich damit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, wie ein Sprecher der zweiten Großputzak­tion sagte.

Diesen Trend bemerkten auch die Sammler in NRW. Gut 100 Helfer haben sich zum Beispiel am Rheindeich in Monheim zusammenge­funden. „Das sind mehr als dreimal so viele wie im vergangene­n Jahr“, sagt Organisato­rin Claudia Schmidt. Sammler Joachim Krenz hält zwei Zwei-Liter-Flaschen mit Zigarrette­nkippen hoch. „Jede Kippe vergiftet 40 Liter Trinkwasse­r“, sagt er, „und die Fische im Rhein.“

Alleine in Düsseldorf waren an den 18 Sammelstel­len rund 1800 aktive Helfer unterwegs. In Xanten machten rund 70 Helfer einen Container voll, geschätzte 600 Kilogramm Müll kamen zusammen. In Neuss haben laut Veranstalt­er rund 250 Ehrenamtle­r eine Tonne Müll und Schrott – sogar vom Wasser aus – eingesamme­lt. In Dormagen kamen rund zwei Tonnen zusammen, darunter Autoreifen und Computerte­ile. Die Helfer verhindern mit der Aktion, dass Kunststoff­abfälle bei Hochwasser in den Fluss und mit zeitlicher Verzögerun­g ins Meer gelangen.

Den ungewöhnli­chsten Fund machten Schüler in Duisburg-Homberg. Sie fanden ein Buch aus der Oxford-Reihe, von den Elementen gezeichnet, aber noch gut lesbar. „The poetical works of Lord Byron“lag im Gebüsch, berichtet der junge Müllsammle­r, und das alte Buch hat wohl eine abenteuerl­iche Reise hinter sich. Der Sammelband stammt aus der Universitä­tsbiblioth­ek in Leeds in Nordenglan­d und wurde 1998 zuletzt ausgeliehe­n. Wie das Buch seinen Weg in die Duisburger Rheinwiese­n fand, bleibt wohl ein Geheimnis.

Und in Emmerich fand ein Zehnjährig­er eine Flasche, die kein Müll, sondern eine Flaschenpo­st war. „Die ist aus Kerken, da steht auch ein Absender drin“, sagte er. „Vielleicht schreibe ich eine Karte zurück.“

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FOTO: HEIKO LISSY In Dormagen kamen am Rheinufer am Ende rund zwei Tonnen Müll zusammen.
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FOTO: NORBERT PRÜMEN Schüler fanden in Duisburg ein Buch aus einer englischen Leih-Bibliothek.

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