Rheinische Post Ratingen

04/19 kommt fünfmal auf die Anzeigetaf­el

Tim Potzler bricht nach dem Seitenwech­sel den Bann und legt mit seinem 2:1 den Grundstein dafür, dass die Ratinger bei Aufsteiger Sportfreun­de Niederweni­gern 5:1 gewinnen. Die Gäste rücken so auf Rang fünf der Fußball-Oberliga.

- VON GEORG AMEND

NIEDERWENI­GERN Wenn Georg Werwer die Anzeigetaf­el beim Fußball-Oberligist­en Sportfreun­de Niederweni­gern bedient, trägt er Schutzklei­dung. Denn er drückt nicht einfach irgendwo ein Knöpfchen für eine digitale Aktualisie­rung des Spielstand­es, sondern er schneidet mit einer Kettensäge die Scheibe eines Baumstamme­s ab, auf der vor Anpfiff eine Null steht. Dann sprüht Werwer mit schwarzer Farbe durch eine Schablone eine Eins auf den nun wieder „nackten“Baumstamm. So geschehen in der 23. Minute des Heimspiels gegen Ratingen 04/19, nachdem Marc André Gotzeina mit einer direkt verwandelt­en Ecke die Gastgeber in Führung gebracht hat. Die Treffer der jeweiligen Gäste werden nicht gesägt und gesprüht, sondern klassisch mit Tafeln aufgehängt. „Das macht mir deutlich weniger Spaß“, sagt Werwer.

Insofern erweisen sich die Ratinger als Spaßverder­ber, denn sie schicken Werwer im Laufe der Partie noch fünfmal zum Aufhängen auf die Leiter zur Anzeigetaf­el, sägen muss er nicht mehr. 04/19 gewinnt am Ende souverän 5:1 (1:1) und schiebt sich auf Rang fünf vor. Nur fünf Minuten nach dem Rückstand egalisiert der von einer Fußverletz­ung wiedergeke­hrte Kapitän Phil Spillmann per Kopf den Spielstand und vermeidet so, dass die Ratinger die Marke von 300 torlosen Minuten knacken – sie sind nach Spillmanns Treffer 298 Minuten ohne eigenes Tor gewesen.

Dennoch – die erste Halbzeit bot viel Luft nach oben. Die Ratinger kamen zwar immer mal wieder über die Außen durch, wirklich zwingend war es aber selten. Aus dem Mittelfeld kamen zu wenig verwertbar­e Pässe, das Umschalten nach Ballgewinn­en funktionie­rte kaum.

Folgericht­ig wechselte Trainer Alfonso del Cueto in der Pause den wirkungslo­sen Ali Can Ilbay aus und brachte Yuhnwan Lee für den Sturm. Das wirkte nach einer kleinen Eingewöhnu­ngsphase: Der Koreaner erzielte das 3:1, allerdings aus recht abseitsver­dächtiger Position. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gäste vollends im Spiel, was vor allem an Tim Potzler lag. Der 18-Jährige erzielte mit einer guten Einzelleis­tung das wichtige 2:1, mit dem die Ratinger einfacher spielen konnten. Der eingewechs­elte Yassin Merzagua machte mit einem Doppelpack den Deckel auf die Partie.

Damit holte er Potzler ein, der bis dahin mit nun drei Treffern der beste Torschütze von 04/19 in dieser Saison war. Diese Stellung muss sich der Ex-Fortune einstweile­n mit Merzagua teilen, das ist für ihn aber kein Problem: „Je mehr Tore wir schießen, desto besser finde ich das. Egal, wer von uns trifft“, sagte Potzler. Sein Trainer fand: „Wir können es eigentlich noch besser. Das 2:1 hat uns sehr gut getan. Tim ist ein super Junge, manchmal ein bisschen jähzornig, aber wenn man ihm den Ball gibt, macht er was draus.“Potzler analysiert­e: „In der ersten Halbzeit haben wir uns schwer getan, in der zweiten haben wir offensiv gut kombiniert.“

Defensiv hatte Torwart Dennis Raschka, der beim 0:1 unglücklic­h ausgesehen hatte, nach der Pause nichts mehr zu tun. „Das war ein super getretener Eckball“, sagte Raschka über den Gegentreff­er. „Ja, es war viel Verkehr vor mir, aber ich stand vielleicht auch einen Schritt zu tief. Im Endeffekt zählen für mich aber die fünf Dinger auf der anderen Seite. Die Jungs haben sich den Frust von der Seele geschossen.“Und so auch Georg Werwer beschäftig­t.

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FOTO: GEORG AMEND Georg Werwer an der Anzeigetaf­el: Bei der 1:0-Führung der Sportfreun­de Niederweni­gern gegen Ratingen 04/19 durfte die Kettensäge ran.

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