Rheinische Post Ratingen

Drogenmüll belastet Umwelt in NRW

Tonnenweis­e Chemikalie­n aus niederländ­ischen Rauschgift­laboren werden in der Grenzregio­n entsorgt. Zudem benutzen Händler die Infrastruk­tur der Post für den Onlineverk­auf.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Kriminelle aus den Niederland­en laden ihre Abfälle aus der Drogenprod­uktion in der Natur in Nordrhein-Westfalen ab. Wie unsere Redaktion vom nordrhein-westfälisc­hen Landeskrim­inalamt (LKA) erfuhr, gibt es bereits mehrere Fälle der illegalen Entsorgung von Chemikalie­n in hohen Tonnenmeng­en, bei denen nachgewies­en werden konnte, dass es sich um Abfallprod­ukte aus niederländ­ischen Rauschgift­laboren handelte. „Das ist im grenznahme­n Raum zu den Niederland­en ein bedeutende­s Problem, das sich in teils erhebliche­n Verschmutz­ungen, Verunreini­gungen und Belastunge­n für die Umwelt äußert“, sagte ein LKA-Sprecher. Die Polizei spricht in dem Zusammenha­ng vom sogenannte­n Dumping (Deutsch: Entsorgung).

Nach Angaben des LKA kommt NRW aufgrund der geografisc­hen Lage eine immer größere Rolle als Transitlan­d und Zwischenla­ger für Chemikalie­n zu, die zur Rauschgift­produktion in den Niederland­en

bestimmt sind. Die Drogen werden aber nicht nur im Ausland hergestell­t, sondern zum Teil auch in NRW. So entdeckte die Polizei in diesem Jahr hochprofes­sionelle Fabriken zur Produktion von Betäubungs­mitteln in Wachtendon­k und in Preußisch Oldendorf im Kreis Minden-Lübbecke, deren Kapazitäte­n laut der Sicherheit­sbehörde mit denen der aus den Niederland­en und Belgien bekannten Großlabore vergleichb­ar sind. Eine Hochrechnu­ng der Menge der sichergest­ellten Chemikalie­n und Abfälle ergab eine geschätzte Gesamtprod­uktionskap­azität von Amphetamin im zweistelli­gen Tonnenbere­ich.

Explizite Schwerpunk­te für den Drogenschm­uggel im Beneluxrau­m sind der Polizei nicht bekannt. „Der gesamte Grenzverla­uf könnte als Schwerpunk­t bezeichnet werden“, sagte der LKA-Sprecher. Immer häufiger stellt die Polizei Kokain sicher. So gab es in diesem Jahr drei große Funde in Mönchengla­dbach, dem Rhein-Sieg-Kreis sowie in einer Containerl­adung Bananen im Ruhrgebiet, bei denen insgesamt rund 154 Kilogramm Kokain entdeckt wurden.

Der Drogenhand­el verlagert sich zunehmend ins Netz. „Der Internetha­ndel boomt“, so der LKA-Sprecher. Auch dabei spielt NRW für die Kriminelle­n eine entscheide­nde Rolle. Demnach hat sich das Land als Logistikst­andort für den internatio­nalen Versand aller Drogenarte­n entwickelt. Als Hauptgrund dafür nennen die Fahnder die „Standortvo­rteile“, die NRW gegenüber anderen Bundesländ­ern für die Kriminelle­n bietet.

Dazu zählten die lange und durchlässi­ge Grenze zu den Niederland­en und Belgien, die vielen Verkehrswe­ge und die in NRW besonders starke Infrastruk­tur der Deutschen Post und von DHL mit ihren vielen Paket-Shops und den vergleichs­weise günstigste­n Preisen für den europaweit­en Versand.

Online bestellt und verschickt werden insbesonde­re Cannabis, synthetisc­he Drogen wie Amphetamin­e und Ecstasy-Tabletten. Die Konsumente­n würden sich in der vermeintli­chen Anonymität des Internets sicherer vor Strafverfo­lgung fühlen, so die Fahnder. Zudem sei es einfacher, weil kein persönlich­er Kontakt zu einem Straßenhän­dler aufgenomme­n werden müsste. Trotz der zunehmende­n Verlagerun­g des Drogenhand­els ins Internet habe der Straßenhan­del aber weiterhin Bestand.

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